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       # taz.de -- Rathaus-Affäre beschäftigt Hannover: Männer, die streiten
       
       > Es geht um Posten, unrechtmäßige Gehaltserhöhungen und durchgesteckte
       > Dokumente. Die Rathaus-Affäre hat in Hannover die ersten Konsequenzen.
       
   IMG Bild: Es wird langsam ungemütlich im Rathaus: Schummeleien haben Konsequenzen
       
       Hannover taz | In Hannover streiten sich gerade Männer in Machtpositionen.
       Die „Rathaus-Affäre“ füllt seit Monaten mit teilweise widersprüchlichen
       Berichten die Lokalzeitungen. Die Beteiligten hauen sich immer neue
       Vorwürfe über Postengeschacher, verletzte Dienstgeheimnisse und
       unrechtmäßige Boni um die Ohren.
       
       Wichtig für die Geschichte sind drei Männer: Der Personal- und
       Kulturdezernent Harald Härke, der Oberbürgermeister von Hannover, Stefan
       Schostok (SPD), und sein Büroleiter Frank Herbert.
       
       Angefangen hat die Affäre, als herauskam, dass Härke seiner
       Lebensgefährtin, die bereits für die Stadt Hannover arbeitet, einen besser
       bezahlten Job im Kulturbüro besorgen wollte. Das bescherte ihm ein
       Disziplinarverfahren, das allerdings gerade ruht, weil jetzt auch die
       Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittelt.
       
       Denn, so lautet zumindest der Vorwurf, Härke soll, frustriert wie er war,
       interne Informationen aus einer Handakte über Büroleiter Herbert an
       Politiker auf Landesebene durchgestochen haben. Und deren Inhalt war
       heikel: Aus den Unterlagen, angeblich einem E-Mail-Verkehr zwischen Herbert
       und Härke, ergab sich letztlich, dass der Büroleiter monatlich deutlich
       mehr Geld bekam, als ihm in seiner Position zustand. Zusätzlich zu seinem
       Gehalt bekam Herbert eine Mehrarbeitsvergütung von 1.327,88 Euro, insgesamt
       soll er rund 8.800 Euro monatlich verdient haben. Damit sprang er auf einen
       Schlag drei Besoldungsgruppen höher.
       
       ## Brauner Umschlag ohne Absender
       
       Die durchgestochenen Unterlagen tauchten – angeblich in einem Umschlag ohne
       Absender – beim Fraktionsvorsitzenden der CDU im niedersächsischen Landtag,
       Dirk Toepffer, auf. Der brachte sie dem Ministerpräsidenten Stephan Weil
       (SPD). Die Info, dass es im Rathaus in Hannover ein Leck gibt, ist auf
       höchster niedersächsischer Ebene angekommen. Genau wie der Verdacht, Weils
       Amtsnachfolger im Rathaus könnte seine Verwaltung nicht im Griff haben.
       
       Schostok ergriff die Initiative. Die Stadtverwaltung zeigte Härke wegen des
       Verdachts auf Geheimnisverrat an. Jüngst auch noch wegen des Verdachts auf
       Untreue, denn Härkes Unterschrift soll unter der unrechtmäßigen
       Gehaltserhöhung Herberts gestanden haben. Die Frage ist: Wusste Schostok,
       dass die Zuzahlung an seinen Büroleiter rechtswidrig war?
       
       Auf dem Dokument soll es einen Vermerk geben, dass die Kommunalaufsicht im
       niedersächsischen Innenministerium ihr Okay zu der Gehaltserhöhung gegeben
       hat. Die verneint das mit dem Verweis, dass der Zuschlag in Herberts
       Position in jedem Fall unrechtmäßig gewesen wäre. Das Ministerium fordert
       einen Bericht aus dem Rathaus.
       
       Härke soll nun suspendiert werden. Herbert will künftig auf den Zuschlag
       verzichten. Ob er das Geld zurückzahlen müsse, werde geprüft, so ein
       Stadtsprecher. Mittlerweile ist der Fall eines weiteren leitenden Beamten
       in Hannover bekannt geworden, der zu viel verdient haben soll. Die Affäre
       wird mit Härkes Rauswurf nicht vorbei sein.
       
       2 Jun 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andrea Maestro
       
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