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       # taz.de -- Gegen die AfD in Berlin: Der Fluss gehört dem Protest
       
       > Nicht nur an Land, auch auf der Spree wird gegen die AfD demonstriert,
       > mit einer kleinen antifaschistischen Flotte. Der Tag an Bord der
       > „Anarche“.
       
   IMG Bild: So macht Demonstrieren Spaß: Bootsdemo in Mitte
       
       Berlin taz | Die voll besetzte „Anarche“ schippert unter schwarz-rotem
       Segel auf der Spree vor sich hin, als die Protestler am Ufer Beatrix von
       Storch entdecken: Die AfDlerin ist gerade am Paul-Löbe-Haus unterwegs. „Auf
       dem Wasser, auf dem Land – Wir sind euer Untergang“, schallt es aus
       Lautsprechern zu ihr herüber. Kurz darauf, am Ludwig-Erhard-Ufer, begrüßt
       die Schiffsbesatzung Teilnehmer der AfD-Demo auf dem Weg zu deren
       Auftaktort, dem in Sichtweite gelegenen Washingtonplatz, mit Pfiffen und
       Sprechchören.
       
       Nicht nur an Land, auch vom Wasser aus soll den Rechtspopulisten an diesem
       Sonntag etwas entgegengesetzt werden. Dazu hat sich eine kleine
       antifaschistische Flotte auf dem Fluss versammelt. Doch wie nahe wird die
       ungewohnte Armada der AfD heute wirklich kommen?
       
       „Alerta, alerta Antifascista!“ dröhnt es aus den Boxen der „Anarche“, als
       das Boot am Morgen, kurz nach 9 Uhr, an der East-Side-Gallery hinter der
       Oberbaumbrücke anlegt. Anderthalb Stunden zuvor hatten sich die
       AktivistInnen der schwimmenden Arena weiter spreeaufwärts getroffen für die
       letzten Vorbereitungen ihrer Wasserdemo. Große rote Ballons werden mit dem
       „Anarche“-Anker-Symbol beklebt. Jemand gießt die Pflanzen. 8.15 Uhr: „Wir
       müssen langsam echt mal los“, sagt einer. 15 Minuten später, die Taue sind
       endlich gelöst, setzt das Boot zurück. Irgendjemand kommt ja immer zu spät.
       
       ## Süßwasserhumor
       
       Später an der Oberbaumbrücke werden weitere DemoteilnehmerInnen
       aufgenommen, andere Flöße und Boote schließen sich unter den wachsamen
       Augen der Wasserschutzpolizei an. Belehrungen über Sicherheit und die
       Benutzung der Komposttoilette an Bord folgen. Über der Theke steht
       „Unsinkbar“. „Unsinkbar III“, um genau zu sein. Auskunft über die Nummern I
       und II verweigert die Besatzung lächelnd. Süßwasserhumor.
       
       In der Mühlendammschleuse sammeln sich fünf weitere Wassergefährte. Ab hier
       ist der Fluss heute für anderen Verkehr gesperrt: Versammlungsrecht schlägt
       Ausflugsboote. Der einzige Weg, um den Dom, den Weidendamm und den
       Reichstag vom Wasser aus zu sehen, ist heute die Demo der „Anarche“. Nahe
       dem Hauptstadtstudio der ARD stoßen weitere Boote dazu. „Wasserratten gegen
       Nazispacken“ steht auf Transparenten, oder: „Wir sind bunt und duften, ihr
       seid braun und stinkt“. Und immer wieder: „FCK AFD“.
       
       Vom Wasser aus ruft die Crew die Schaulustigen am Ufer zur Teilnahme an
       einer der vielen Kundgebungen und Demonstrationen gegen die AfD auf. Durch
       Berlins Mitte schallen Ton, Steine, Scherben, Sookee und Slime –
       „Deutschland muss sterben“.
       
       Eine gute Stunde nach dem Intermezzo im Regierungsviertel drehen die Boote
       um, statt Richtung Charlottenburg geht es jetzt wieder Richtung
       Friedrichshain. Zu den Klängen des Marschs der Imperialen Sturmtruppen aus
       den „Star Wars“-Filmen passiert die Flotte die Bundespressekonferenz. Da
       geht in ihrem Rücken gerade die AfD-Demonstration am Washingtonplatz los.
       An der Marschallbrücke schließlich treffen die Boote auf ein Glitzermeer:
       Die Glänzende Demo der KünstlerInnen und Kulturschaffenden säumt von hier
       bis zum Bahnhof Friedrichstraße das Ufer.
       
       Gegen 14 Uhr kommt hier auch die AfD-Demo an. Die Gegenkundgebungen nähern
       sich dem Aufmarsch zu Lande und im Wasser bis auf wenige Meter. Während
       Menschen mit Deutschlandfahnen über die Marschallbrücke ziehen, sind die
       gemeinsamen Sprechchöre von Glänzender und Wasserdemo nicht zu überhören.
       Sie rufen wieder „Alerta, alerta, Antifascista!“ und „AfD in die Spree“.
       Die Flotte kreist an diesem engen Stück in der Spree. Die
       Wasserschutzpolizei achtet darauf, dass keines der Boote zu nahe an die
       Brücke kommt.
       
       Nachdem der Zug der Rechtspopulisten wieder außer Sichtweite ist, halten
       VertreterInnen der antirassistischen Selbstorganisation „Women in Exile“
       und Flüchtlinge aus Ellwangen, die vor Kurzem eine Abschiebung verhindert
       haben, ihre Redebeiträge an Bord. Auf der Spree, direkt am Hauptstadtstudio
       der ARD, prangern sie rassistische Medienberichterstattung an, die den
       Druck auf Geflüchtete und MigrantInnen erhöhe und letztlich Teil einer
       gefährlichen gesellschaftlichen Grundstimmung sei. Auch „Jugend rettet“,
       eine Initiative, die im Mittelmeer schiffbrüchigen Flüchtlingen helfen will
       und dafür von der italienischen Regierung und Justiz kriminalisiert wird,
       entsendet ein Grußwort.
       
       Von den Brücken, die passiert werden, winken TeilnehmerInnen der
       Gegenproteste, daneben fotografieren TouristInnen das Schauspiel. Dem Ziel,
       im Kampf um die Bilder des Tages ein deutliches Zeichen zu setzen, kommen
       die „Anarche“ und die anderen Boote – die „Unkraut“, die „Panther Ray“, die
       „Endlich“ – hier durchaus nahe. Der Weg der kleinen Flotte führt
       schließlich weiter zum Bertolt-Brecht-Platz vor dem Berliner Ensemble. Dort
       trifft die Wasserdemo auf die Kundgebung des antirassistischen Bündnisses
       „We’ll come united“.
       
       Am Nachmittag setzt leichter Regen ein, die Stimmung ist gedämpfter als
       noch am Morgen, aber nicht resigniert, etwas müde vielleicht. Der Tag war
       schon bis hierher recht lang. Es gibt Mate an der „Unsinkbar“. Der rote
       Ballon mit dem Anker fliegt hoch über dem Boot – ein leuchtendes „FCK AfD“
       im Himmel über der Friedrichstraße.
       
       27 May 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Daniél Kretschmar
       
       ## TAGS
       
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