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       # taz.de -- Berichterstattung zu AfD- & Gegendemos: Einfach sagen, was sie tun
       
       > Das Presseecho zu den Protesten am Sonntag in Berlin war groß. Doch
       > anstatt neutral zu berichten, übernahmen viele Medien das Framing der
       > Rechten.
       
   IMG Bild: Alles Nazis? Vielleicht sollten ein paar Kolleg*innen mal genauer hingucken …
       
       Demonstrationen mit glänzenden Fahnen, Technomusik oder auf der Spree: Die
       Gegenproteste zur AfD-Demo waren kreativ, laut und groß. Nach
       Polizeiangaben stellten sich 25.000 Menschen gegen den rechten Aufmarsch,
       an dem 5.000 Menschen teilnahmen. Doch nicht nur zehntausende
       Gegendemonstrant*innen zog es auf die Straße, sondern auch viele
       Journalist*innen.
       
       Eine ausgewogene Berichterstattung kam nur in seltenen Fällen dabei heraus
       – bei vielen liest es sich, als hätte Gauland es ähnlich formulieren
       können. So ist der [1][Demobericht auf tagesschau.de] mit der Überschrift
       „Systemkritik trifft auf bunten Protest“ versehen. [2][RTL.de titelte] „AfD
       demonstriert für ‚Freiheit und Demokratie‘: Zehntausende Berliner gehen
       dagegen auf die Straße“.
       
       Doch was die AfD am Sonntag vor dem Brandenburger Tor kundtat, hatte nichts
       mit Systemkritik, Freiheit oder Demokratie zu tun. Stattdessen hetzten sie
       wie gewohnt gegen Geflüchtete und Angela Merkel. Neben Deutschlandfahnen
       schwenkten sie Transparente und Schilder mit Sprüchen wie „Kein Pass – kein
       Eintritt“ oder „Der Islam gehört nicht zu Europa“.
       
       Viele Medien übernahmen gedankenlos das politische Framing der AfD.
       Zahlreiche User*innen, unter ihnen auch der Berliner Kultursenator Klaus
       Lederer, hatten die „Tagesschau“ auf ihren Euphemismus „Systemkritik“
       hingewiesen, doch auch einen Tag später findet sich die gleiche Überschrift
       über dem Artikel.
       
       Die Nachrichtenseite n-tv.de setzte noch einen drauf: Sie kam bei der
       Gegenüberstellung von AfD-Demo und Gegenprotest zu dem Schluss: [3][„Nazis
       überall.“] Auch mit dieser Überschrift bediente sie ein Framing der
       Rechten. Die AfD ist dafür bekannt, sich als Opfer zu inszenieren und
       Wirklichkeiten umzukehren.
       
       Dass Demonstrierende ihre Veranstaltung mit Zwischen- und Buhrufen stören
       wollten, sehen sie als Einschränkung der Meinungsfreiheit. Ergo: Die
       Demonstrant*innen sind Nazis. Ob nun Sprüche wie „Ganz Berlin hasst die
       AfD“ wirksam sind, ist diskutabel. Doch zu einem Nazi machen sie einen
       definitiv nicht.
       
       Wer Framings der Rechten übernimmt, spielt ihnen in die Hände und macht sie
       so am Ende doch zu den Sieger*innen der Tages. Dabei ist die Lösung
       einfach: Nicht aufschreiben, was die Rechten sagen, was sie tun. Sondern
       das, was sie wirklich tun.
       
       28 May 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.tagesschau.de/inland/afd-demonstration-105.html
   DIR [2] https://www.rtl.de/cms/afd-demo-in-berlin-zehntausende-demonstrieren-dagegen-4168477.html
   DIR [3] https://www.n-tv.de/politik/Nazis-ueberall-article20452449.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Carolina Schwarz
       
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