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       # taz.de -- Kohlekraftwerke zum Verkauf?: Alter Stinker günstig abzugeben
       
       > Der Energieversorger SWB denkt offenbar darüber nach, Bremens alte
       > Kohlekraftwerke zu verkaufen. Ein Ausstieg aus der Kohlekraft könnte
       > damit in weite Ferne rücken.
       
   IMG Bild: Möglicherweise bald im Angebot bei der SWB: das Kraftwerk Bremen-Hafen in Gröpelingen
       
       BREMEN taz | Der Energieversorger SWB erwägt offenbar, den Verkauf von zwei
       Kohlekraftwerken, die der Konzern in Bremen betreibt. Das sei „eine
       Option“, wie die SWB der taz bestätigte. Weitere Schritte seien in dieser
       Sache allerdings noch nicht erfolgt. Im Falle eines Verkaufs könnte sowohl
       das Kraftwerk in Hastedt als auch das in Gröpelingen eine deutlich längere
       Laufzeit haben, als selbst der Mutterkonzern EWE für Kohlekraft anstrebt:
       Der nämlich will bis 2026 aus der Kohle ausgestiegen sein.
       
       Dennoch hatte der SWB-Vorstandsvorsitzende Torsten Köhne den Verkauf der
       Meiler an der Weser angedeutet: [1][Angesichts der Strompreise werde man
       die Anlagen nicht dauerhaft betreiben können]. Insbesondere im Block 6, dem
       Kraftwerk Bremen-Hafen in Gröpelingen, sei die Situation „wegen der
       Abhängigkeit vom Strommarkt schwierig“, weil in Deutschland alte
       abgeschriebene Anlagen angesichts ihrer Produktionsmengen bessere
       Marktchancen hätten, etwa ältere Braunkohlekraftwerke.
       
       Für [2][einen Drittel der CO2-Emissionen] in Bremen sind drei
       Kohlekraftwerke verantwortlich: Die drei alten Meiler, zwei davon betreibt
       die SWB und ein weiteres in Bremen-Farge des internationale
       Energieversorgers Engie, laufen auf Volllast und sind ein Hauptgrund für
       das Verfehlen der bremischen Klima-Ziele, wie [3][Umweltsenator Joachim
       Lohse (Grüne) im taz-Interview einräumte]. Durch einen etwaigen Verkauf
       wären längere Laufzeiten noch wahrscheinlicher.
       
       Die Linke kritisierte das Vorhaben von SWB. Nelson Janßen,
       umweltpolitischer Sprecher der Linksfraktion in der Bürgerschaft, sagt:
       „Der Senat muss gegen diese Verkaufsabsichten einschreiten.“ Es dürfe
       keinen unbefristeten Weiterbetrieb der Kohlemeiler geben. Vorbild könnte
       aus Sicht der Linken dabei die [4][Volksinitiative „Tschüss Kohle“ in
       Hamburg] sein, die per Volksentscheid bewirken will, dass nur noch saubere
       Energie ins Fernwärmenetz eingespeist werden darf.
       
       In Bremen müsse man ähnliche Regelungen diskutieren, findet Janßen. Eine
       gesetzliche Regelung, die das Einspeisen von Kohlestrom verbietet, wäre
       eine mögliche Abkürzung zum Kohleausstieg. „Wenn ein solches Gesetz
       öffentlich diskutiert würde, will ich den Investor sehen, der hier ein
       Kohlekraftwerk kauft“, sagt Janßen.
       
       Ob dieses Konzept tatsächlich auf Bremen übertragbar wäre, ist allerdings
       unklar, denn in Hamburg soll das Fernwärmenetz nach einem weiteren
       Volksentscheid 2013 rekommunalisiert werden, könnte also bald der Stadt
       gehören, was andere Wirkmöglichkeiten nach sich zieht. Darüber hinaus geht
       es in Hamburg auch um eine neue Fernwärmeleitung, die der Energiekonzen
       Vattenfall bauen will.
       
       Umweltsenator Lohse hat sich jedenfalls schon deutlich gegen den
       Weiterbetrieb der alten Meiler positioniert: „Die Kohlekraftwerke müssen so
       schnell wie möglich abgeschaltet werden“, sagt er. Jedes Jahr, in dem der
       Betrieb dieser Kraftwerke andauere, sei ein schlechtes Jahr für das Klima.
       „Ein Verkauf der Kraftwerke wäre die schlechteste Option“, findet Lohse.
       
       Allein – eine richtige Handhabe gegen den Verkauf durch den Privatkonzern
       hat der Senat nicht. Die Netze seien „für alle Zeit“ privatisiert, aber
       selbstverständlich müsse das Kartellamt einen Verkauf prüfen und natürlich
       sei der Umweltsenator im Gespräch mit SWB, wie der Pressesprecher der
       Behörde für Umwelt, Bau und Verkehr, Jens Tittmann, sagt: „Die SWB zu
       verteufeln, wäre falsch.“ Man arbeite gut mit der SWB zusammen und setze
       weiter auf Gespräche. Eine Verteuerung von CO2-Zertifikaten, für die man
       sich beim Bund einsetze, seien da schon eher ein geeigneter Hebel, um den
       Kohleausstieg zeitnah zu erreichen.
       
       Die SWB jedenfalls hält angesichts der Marktbedingungen 2030 für ein
       realistisches Ziel für den Kohleausstieg. Fragt sich nur, was das für ein
       Ausstieg sein soll, wenn die SWB ihre Kohlekraftwerke an Meistbietende
       verkauft und die Meiler für andere Eigentümer die Stadt vollstinken dürfen.
       
       30 May 2018
       
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   DIR [1] https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-wirtschaft_artikel,-zukunft-der-kohlekraftwerke-ist-offen-_arid,1734246.html
   DIR [2] http://www.statistik-bremen.de/aktuelle_statistiken/13j.htm
   DIR [3] /!5468356/
   DIR [4] /Archiv-Suche/!5482952&s=hamburg+fernw%C3%A4rme+volksentscheid/
       
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