# taz.de -- Kommentar Gewalt in Gaza: Kanonenfutter der Hamas
> Das Blutvergießen muss von unabhängiger Seite untersucht werden. Klar ist
> jedoch bereits: Die Islamisten haben die Eskalation mitzuverantworten.
IMG Bild: Die Hamas hätte das Blutvergießen verhindern können
Kein einziger Schuss und keine einzige Rakete ist während der [1][Unruhen
im Gazastreifen] von palästinensischer Seite auf Israel abgeschossen
worden. Von den tausenden Soldaten, die im israelischen Grenzgebiet
postiert waren, um die Demonstranten aufzuhalten, hat kein einziger auch
nur einen Kratzer davongetragen. Das ist die eine Seite.
Auf der anderen sieht Israels Militär die Mission der Scharfschützen, auf
jeden zu schießen, der sich der Grenze nähert, als präventive
Sicherheitsmaßnahme. Es könnten sich unter dem Deckmantel des zivilen
Protestes Terroristen einschleichen, um Israelis zu entführen und zu
ermorden. Für diese Angst gibt es gute Gründe. Wer das Blutvergießen als
Massaker bezeichnet, trifft die Tatsachen deshalb nur bedingt.
Israels moralische Pflicht erfordert es dennoch, der palästinensischen
Forderung nach einer Untersuchung nachzukommen. Eine Aufklärung der
zahlreichen Todesfälle und der Frage, was verpasst wurde bei der
Vorbereitung auf die von langer Hand angekündigten Proteste, kann nützlich
sein, um weiteres Unheil zu mildern.
Die palästinensischen Demonstranten lassen sich von ihrer skrupellosen
Führung zu Kanonenfutter machen. Die islamistische Hamas nimmt die Opfer
nicht nur in Kauf – sie provoziert sie, um dem alten Feindbild, das über
das Versagen der eigenen Führung im Volk zu verblassen drohte, einen neuen
Anstrich zu verleihen.
Schuld sind immer und an allem die Zionisten, die Besatzung und die
Belagerung, so das palästinensische Mantra, das bei den verzweifelten
Menschen auf offene Ohren trifft. Und die USA. Präsident Donald Trumps
Entscheidung, die Botschaft nach Jerusalem zu verlegen, mag nicht hilfreich
gewesen sein, doch für die Menschen im Gazastreifen ist völlig
unwesentlich, wo die amerikanischen Diplomaten ihre Visaformulare
unterzeichnen.
Die Hamas hätte das Blutvergießen aufhalten können, und sie kann die Not
der Bevölkerung unmittelbar lindern. Es gab das Angebot von Ägypten, die
Lieferung dringender Güter zu ermöglichen, darunter Medikamente und Öl für
die Stromversorgung, unter der Voraussetzung, dass die Proteste gestoppt
werden. „Dieses Angebot ist nicht, was wir wollen“, war der einzige
Kommentar des Hamas-Führers Ismail Hanijeh, als er mit leeren Händen aus
Kairo zurückkam.
Hanijeh setzt stattdessen auf die Finanziers in Teheran, die großzügig
jeden belohnen, der Israel angreift. Die Hamas will vom Iran das Geld und
von Ägypten die Freiheit. Beides wird nicht funktionieren.
15 May 2018
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DIR Susanne Knaul
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