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       # taz.de -- Proteste in Italien: Neue Regierung, erster Mord
       
       > In Kalabrien wurde ein Erntearbeiter aus Mali erschossen. Innenminister
       > Salvini hatte zuvor das Ende der Schonzeit für Migranten ausgerufen.
       
   IMG Bild: Protest gegen den Mord an Sacko Soumali im süditalienischen San Ferdinando
       
       Kaum bekleidete Lega-Chef Matteo Salvini ein paar Stunden das Amt des
       italienischen Innenministers, als er schon das „Ende des süßen Lebens“ für
       sogenannte illegale Migranten in Italien beschwor. Sie könnten ihre Koffer
       packen, alles würde ruhig und wohlerzogen ablaufen, „aber sie müssen
       gehen“.
       
       Am selben vergangenen Samstag musste dann tatsächlich jemand „gehen“: Sacko
       Soumali, 29-jähriger sogenannter legaler Migrant aus Mali, Vater einer
       fünfjährigen Tochter, wurde in Kalabrien von einem Unbekannten erschossen,
       zwei seiner Freunde wurden verletzt.
       
       ## Streik und Demo
       
       Mit Soumali, der auch gewerkschaftlich engagiert war, hatten sie an einer
       der stillgelegten Fabriken, die das Gemeindegebiet des mafiabeherrschten
       Städtchens [1][San Ferdinando] verunstalten, Material für das Camp der
       Migranten, die dort für ein paar Euro täglich Gemüse und Früchte ernten,
       sammeln wollen. Ein Diebstahl, wenn man so will, und so nannten es auch die
       [2][Demonstranten], Freunde und Kollegen Soumalis, die gestern an ihn
       erinnerten und in Streik traten: Bei einem Diebstahl aber ruft man die
       Polizei, man ermordet keinen Menschen!
       
       Übergriffe und mafiöse Ausbeutung von Erntearbeitern sind in Italien
       alltäglich, die Bedingungen, unter denen sie leben, desaströs. Da der
       Schwerpunkt der neuen Regierung jedoch nicht auf der Bekämpfung der gerade
       im süditalienischen Kalabrien allmächtigen Mafia , sondern auf der
       Bekämpfung der machtlosen Migranten liegt, wird sich daran nichts ändern.
       
       Schlimmer noch: Angesichts des Drucks der EU und der realen, enormen
       Probleme Italiens wird die neue Regierung wohl am Ende nur auf einem Feld
       Erfolge einheimsen können: in der Stimmungsmache gegen die Schwächsten der
       Gesellschaft.
       
       5 Jun 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.barbara-lochbihler.de/fileadmin/user_upload/pdf/2017/BL_Menschenhandel-Entwurf_190x280mm_RZ_Einzelseiten_Web.pdf
   DIR [2] https://video.repubblica.it/cronaca/gioia-tauro-migrante-sindacalista-a-salvini-per-noi-pacchia-mai-ora-e-finita-la-tua/306740/307366
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ambros Waibel
       
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