# taz.de -- Brand in pakistanischer Textilfabrik: KiK könnte fein raus sein
> Der Prozess geschädigter Textilarbeiter gegen den deutschen Discounter
> droht an der Verjährungsfrist zu scheitern.
IMG Bild: 2012: Überlebende suchen in der ausgebrannten Fabrik von Ali Enterprises nach Opfern
Berlin taz | Dieses Gutachten könnte den Musterprozess um die Opfer in der
Textilfabrik Ali Enterprises beenden, bevor er richtig losgeht: Bei einem
Brand in dem pakistanischen Betrieb, der auch für den deutschen
Textildiscounter KiK nähte, starben 2012 260 Arbeiter*innen. Ein
Rechtsgutachter im Auftrag des Gerichts kommt nun zu dem Schluss, ihre
Ansprüche auf Schmerzensgeld seien nach pakistanischem Recht verjährt.
Mit Unterstützung der juristischen Bürgerrechtsorganisation ECCHR hat der
Berliner Anwalt Remo Klinger 2015 beim Landgericht Dortmund Klage gegen Kik
eingereicht. Das Textilunternehmen sei für die Todesfälle in seiner
Zulieferfabrik mitverantwortlich, weil es seine Sorgfaltspflicht bei
Kontrollen vernachlässigt habe, so die Begründung. Beispielsweise hätten
ausreichende Fluchtwege gefehlt.
Das Unternehmen erklärt dagegen, es habe sich ausreichend um die Sicherheit
in der Fabrik in Karatschi gekümmert. Außerdem habe es sich bei der
Brandstiftung um einen erpresserischen Anschlag gehandelt, dessen Folgen
nicht absehbar gewesen seien.
KiK und die Kläger vereinbarten 2014, auf eine Verjährung zu verzichten.
Nach Ansicht der Firma bezog sich dieser Verzicht aber nur auf
Schadenersatz-Zahlungen an die Familien der Opfer, nicht jedoch auf den
Anspruch auf Schmerzensgeld.
„KiK flüchtet sich mit Tricks in die Verjährung, um sich vor Gericht nicht
den Sachfragen stellen zu müssen“, sagt dagegen Miriam Saage-Maaß vom
ECCHR. Wie und ob es nun weitergeht, ist unklar. Folgt das Gericht der
Argumentation, dass die Ansprüche verjährt sind, könnte das Verfahren bald
zu Ende sein. Die eigentliche Verhandlung über die mögliche Verantwortung
von KiK hat noch nicht stattgefunden.
6 Jun 2018
## AUTOREN
DIR Hannes Koch
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