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       # taz.de -- Deregulierung der US-Banken: Diskriminierende Kreditvergabe
       
       > Der US-Kongress weicht die Bankenregulierung auf. Das könnte nicht nur
       > Spekulationen fördern, sondern auch Minderheiten benachteiligen.
       
   IMG Bild: Protest gegen Zwangsräumungen in Cincinnati im Jahr 2012
       
       Berlin taz | Nein, eine „große Nummer“ sei das neue Gesetz nicht, sagte der
       demokratische Exabgeordnete Barney Frank am Dienstag, nachdem das
       Repräsentantenhaus den Weg zur Deregulierung der US-Banken frei gemacht
       hatte. Das verwundert insofern, als dass der Politiker 2010 Mitinitiator
       des Dodd–Frank Act war, mit dem nach der Finanzkrise ab 2007 die
       Spekulationen der Wall Street eingedämmt werden sollten.
       
       Ebendieses Gesetz haben die US-Abgeordneten nun teilweise ausgehebelt. Die
       Reform sieht unter anderem vor, kleine und regionale Banken von den vor
       acht Jahren vereinbarten Regeln auszunehmen. Darunter fällt zum Beispiel
       die Verpflichtung zu regelmäßigen Stresstests und eine engmaschige
       Überwachung durch die Finanzaufsicht. Diese Regeln galten bisher für alle
       Banken mit einem verwalteten Vermögen von mindestens 50 Milliarden Dollar.
       Diese Grenze beträgt künftig 250 Milliarden Dollar.
       
       US-Präsident Donald Trump hatte den Dodd–Frank Act als „Katastrophe“
       bezeichnet. Die Befürworter der aktuellen Reform führen an, dass gerade
       kleinere Banken im ländlichen Raum unter der strikten Regulierung litten
       und weniger notwendige Kredite vergeben könnten. Allerdings waren selbst
       unter der alten Regelung nur 40 von 5.670 Instituten betroffen. Künftig
       werden es nur 12 sein.
       
       Teile der Demokraten im Kongress hatten das Gesetz ebenfalls unterstützt.
       Auch deshalb hat Exabgeordneter Barney Frank möglicherweise Milde bei der
       Beurteilung der Reform walten lassen. „Die Regeln werden nicht rückgängig
       gemacht“, sagte der frühere Finanzpolitiker. In der Tat betreffen die
       Änderungen nur einen Teil des mehr als 800 Seiten starken Gesetzespakets
       von 2010.
       
       Allerdings ermöglichen die Neuerungen dennoch spekulative Geschäfte – aber
       nur kleineren Banken. Institute mit weniger als 10 Milliarden Dollar
       Kapital müssen künftig zum Beispiel nicht mehr die hohen Anforderungen an
       die Ausfallsicherheit für Hauskredite („Mortgages“) erfüllen. Faule
       Immobilienkredite gelten als Auslöser der weltweiten Finanzkrise ab 2007.
       
       ## Höhere Zinsen für Minderheiten
       
       Und auch ein bisher wenig beachteter Bestandteil des Dodd–Frank Act wird
       rückgängig gemacht. Banken mit weniger als 500 Mortgages müssen künftig
       bestimmte Angaben zu Einkommen und Ethnie nicht mehr für die Behörden
       dokumentieren. Das eröffnet den Instituten Möglichkeiten zur rassistischen
       Diskriminierung.
       
       Im gesamten 20. Jahrhundert und vor allem in den Jahren vor Beginn der
       Finanzkrise bekamen Angehörige von Minderheiten Hauskredite nur zu
       besonders hohen und variablen Zinsen. Wer ein Haus in einem vornehmlich von
       Schwarzen und Latinos bewohnten Gebiet beantragte, musste schlechte
       Kreditbedingungen akzeptieren.
       
       Auch deshalb waren Angehörige von Minderheiten während der Finanzkrise
       besonders stark von Zahlungsausfällen und Räumungen betroffen. Die
       Dokumentation der Kreditvergabe durch Banken sollte derartige
       Diskriminierung verhindern – das dürfte jetzt schwieriger werden.
       
       23 May 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jörg Wimalasena
       
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