# taz.de -- Denuklearisierung in Nordkorea: Sprengungen auf Atomtestgelände
> Nordkorea sagt, es habe sein Atomtestgelände unbrauchbar gemacht. Die
> geladenen Journalisten konnten bisher keine Bilder schicken.
IMG Bild: In Seoul beobachtet eine Passantin eine Satellitenaufnahme des Atomtestgeländes Punggye-ri
Seoul taz | Mit mehreren Explosionen an drei Tunnelsystemen, an Wachposten
und Militärbaracken hat Nordkorea am Donnerstag Nachmittag seine
Atomtestanlage Punggye-ri geschlossen.
Rund 30 ausländische Fernseh- und Agenturjournalisten nahmen das Spektakel
mit ihren Kameras auf. Bislang gibt es jedoch noch keine Bilder, da die
internationalen Medienvertreter in den abgelegenen Bergen Nordkoreas über
keinen Internetzugang verfügen.
Nur wenige Stunden vor der Sprengung hat Nordkorea erneut mehrere verbale
Provokationen gegen die USA abgefeuert. Vize-Außenministerin Choe Son Hui
sagte laut der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA, dass es vom Verhalten
der USA abhänge, ob man sich am Verhandlungstisch oder in einer „nuklearen
Machtprobe“ begegnen würde.
Die US-Regierung hat in den letzten Tagen immer wieder angedroht, dass
Nordkorea das selbe Schicksal wie Libyen ereilen würde, wenn es beim
geplanten Gipfeltreffen zwischen Donald Trump und Kim Jong Un [1][zu keiner
Einigung kommen würde].
## Das Beispiel Libyen
Das libysche Regime unter dem langjährigen Diktator Muammar al-Gaddafi
wurde mithilfe westlicher Luftangriffe gestürzt, nachdem es zuvor seine
nuklearen Ambitionen aufgegeben hat.
Einerseits wird die Schließung von Nordkoreas Testgelände als positives
Signal gedeutet. Andererseits sollte das Zugeständnis des Regimes nicht
überbewertet werden: Da Nordkoreas Atomprogramm bereits weit
fortgeschritten ist, benötigt Machthaber Kim möglicherweise keine weiteren
Tests mehr.
Ebenso ist fraglich, inwieweit das nach sechs Atomtests stark in
Mitleidenschaft gezogene Gelände Punggye-ri überhaupt noch weiteren
Atomwaffentests standhalten würde. Und nicht zuletzt warnten einige
Nuklearexperten, dass Pjöngjang mit der Sprengung auch wertvolle
Beweisspuren verwischen würde.
Es ist bemerkenswert, dass Nordkorea zwar TV-Journalisten ins Land gelassen
hat, aber keine unabhängigen Atomexperten. „Nordkorea hofft, dass das
dramatische Videomaterial der Zerstörung seines Atomtestgeländes seinen
Willen zur Denuklearisierung beweist. Pjöngjang wird dies nutzen, um Donald
Trump zu mahnen, was er dafür getan hat, um seine Verbindlichkeit zu
beweisen“, schreibt die Nordkorea-Expertin Jean Lee auf Twitter. Lee hat
2012 für AP das erste westliche Nachrichtenbüro in Pjöngjang eröffnet.
## Kim und Trump eint Interesse am Gipfel
Für Kim Jong Un wäre es ohne Zweifel ein lange gehegtes Ziel, mit der
US-Regierung auf Augenhöhe zu verhandeln. Auch Trump ist stark daran
interessiert, „einen Deal“ mit den Nordkoreanern herauszuschlagen.
Der momentane verbale Schlagabtausch von beiden Seiten wird vor allem als
taktischer Poker gewertet, sich im Vorfeld des für den 12. Juni in Singapur
geplanten Gipfeltreffens eine günstige Verhandlungsposition zu sichern.
24 May 2018
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## AUTOREN
DIR Fabian Kretschmer
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