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       # taz.de -- Nach Gipfel-Absage von US-Präsident: Nordkorea will weiterhin Gespräche
       
       > Auch nach Donald Trumps plötzlicher Kehrtwende zeigt sich Pjöngjang
       > versöhnlich und ist „jederzeit“ für ein Treffen mit den USA bereit.
       
   IMG Bild: Protest gegen Trump vor der US-Botschaft in Seoul
       
       Seoul afp/ap | Nordkorea hat sich in einer ersten Reaktion auf die
       [1][Absage des geplanten Gipfeltreffens] durch US-Präsident Donald Trump
       versöhnlich gezeigt: Pjöngjang bedaure die Absage, sei aber weiterhin
       „jederzeit“ zu Gesprächen bereit, erklärte der nordkoreanische
       Vize-Außenminister Kim Kye Gwan am Freitag laut der staatlichen
       Nachrichtenagentur KCNA. Südkorea zeigte sich „schockiert“ über die Absage
       Trumps und kündigte an, sich weiterhin für eine Verbesserung der
       Beziehungen zum Norden einsetzen zu wollen.
       
       „Wir teilen den USA nochmals unsere Bereitschaft mit, sich jederzeit und in
       jeder Form persönlich zusammenzusetzen, um das Problem zu lösen“, erklärte
       Vize-Außenminister Kim. „Die plötzliche Ankündigung zur Absage des Treffens
       kam für uns unerwartet, und wir empfinden diese als zutiefst bedauerlich.“
       
       Trump hatte das für den 12. Juni in Singapur geplante Gipfeltreffen mit
       Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un am Donnerstag abgesagt und stattdessen
       eine Fortsetzung seiner Politik des „maximalen Drucks“ und der Sanktionen
       gegen Pjöngjang angekündigt. Trump begründete den Schritt in einem Brief an
       Kim mit der „offenen Feindseligkeit“, die Pjöngjang zuletzt zum Ausdruck
       gebracht habe. Er halte den Gipfel deshalb gegenwärtig für „unangemessen“.
       Wenn Kim seine Meinung ändere, solle er jedoch „nicht zögern, mich
       anzurufen oder zu schreiben“.
       
       Der südkoreanische Präsident Moon Jae In sprach von einem „schockierenden
       und sehr bedauerlichen“ Schritt Trumps und beriet sich in Seoul mit seinen
       Sicherheitsberatern und Wiedervereinigungsminister Cho Myoung Gyon. Dieser
       kündigte am Freitag an, dass sich Südkorea weiterhin für eine Verbesserung
       der Beziehungen zum Norden einsetzen werde.
       
       „Unsere Regierung wird ihren Teil dazu beitragen, die Panmunjom-Erklärung
       umzusetzen“, sagte Cho laut der Nachrichtenagentur Yonhap mit Blick auf die
       im April unterzeichnete historische Gipfelerklärung zwischen Nord- und
       Südkorea. Nordkorea erwecke den Eindruck, es ernst zu meinen mit der
       Umsetzung der Vereinbarung sowie Fortschritte bei der Denuklearisierung und
       beim Erreichen von Frieden erzielen zu wollen.
       
       ## Atomtestgelände zerstört
       
       In einem als Zeichen des guten Willens dargestellten Schritt hatte
       Nordkorea wie angekündigt kurz vor der Absage durch Trump sein
       Atomtestgelände Punggye Ri unbrauchbar gemacht. Nordkoreas
       Atomwaffeninstitut zufolge wurde die vollständige Zerstörung der Anlage
       erreicht, indem „sämtliche Tunnel per Explosion zum Einsturz gebracht und
       die Tunneleingänge komplett geschlossen“ worden seien. Auf dem Gelände
       waren alle von Nordkorea gemeldeten sechs Atomtests vorgenommen worden.
       
       US-Außenminister Mike Pompeo telefonierte nach Angaben des
       Außenministeriums in Seoul am Freitag mit seinem südkoreanischen Kollegen
       Kang Kyung Wha. Demnach sprach sich Pompeo dafür aus, dass sich beide
       Länder weiter darum bemühen sollten, „Bedingungen zu schaffen“, die
       Gespräche mit Pjöngjang ermöglichten.
       
       International wurde die Absage Trumps mit Bedauern und Sorge aufgenommen.
       UN-Generalsekretär Antonio Guterres zeigte sich „zutiefst besorgt“. Er
       forderte die Beteiligten auf, „ihren Dialog fortzusetzen, um einen Weg zu
       einer friedlichen und überprüfbaren Entnuklearisierung der koreanischen
       Halbinsel zu finden“.
       
       Russlands Präsident Wladimir Putin bedauerte die Absage und sagte, Moskau
       habe auf „einen bedeutenden Schritt in Richtung einer Deeskalation“ und
       „einen Beginn der Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel“ gehofft.
       Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sagte bei einer gemeinsamen
       Pressekonferenz mit Putin, er hoffe, dass „der Prozess der
       Nichtweiterverbreitung“ fortgesetzt werde.
       
       ## „Meister des Störens und Zerstörens“
       
       Der deutsche Ex-Botschafter in Washington, Wolfgang Ischinger, sagte der
       Bild-Zeitung, Trump trete „erneut als Meister des Störens und Zerstörens
       auf“. Den „Beweis“, dass er „mit seiner Unberechenbarkeit mehr Erfolg“ habe
       als mit ernsthaften Verhandlungen und politischen Kompromissen, sei Trump
       zudem bislang schuldig geblieben. „Die Vorstellung, man könne mit einem
       einzigen Treffen Nordkorea zur Aufgabe seinen gesamten Nuklear- und
       Rüstungsprogramms bewegen, war von Anfang an Illusion“, sagte Ischinger.
       
       Verständnisvoll nach Trumps Absage reagierte die japanische Regierung. Ein
       Treffen sei lediglich sinnvoll, wenn Nordkorea unter Führung von Staatschef
       Kim Jong Un Fortschritte bei der nuklearen Abrüstung gemacht habe, sagte
       Chefkabinettssekretär Yoshihide Suga am Freitag.
       
       Suga erwähnte im gleichen Zuge auch japanische Staatsbürger, die weiter von
       Nordkorea festgehalten würden – auch hier verlangte er Fortschritte von
       Pjöngjang. Japans Außenminister Taro Kono sagte bei Gesprächen in Mexiko,
       sein Land erwarte einen Gipfel, bei dem Nordkorea sich zur
       Denuklearisierung verpflichte. Dafür wolle Japan weiter eng mit Washington
       zusammenarbeiten.
       
       25 May 2018
       
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