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       # taz.de -- Ende des Abtreibungsverbots in Irland: Ein eindeutiges Ergebnis
       
       > Das strenge Abtreibungsverbot in Irland wird bald Geschichte sein. Der
       > Ministerpräsident spricht von einer „stillen Revolution“.
       
   IMG Bild: Unterstützer*innen der „Yes“-Kampagne während der Stimmenauszählung
       
       Dublin dpa | Historisches Referendum in Irland: Die Bürger des katholisch
       geprägten Landes haben mit überraschend klarer Zwei-Drittel-Mehrheit dafür
       gestimmt, das seit Jahrzehnten geltende strenge Abtreibungsverbot zu
       lockern. 66,4 Prozent votierten für die notwendige Verfassungsänderung,
       33,6 Prozent dagegen. Ministerpräsident Leo Varadkar begrüßte am Samstag
       das eindeutige Ergebnis. Er sprach von „einer stillen Revolution“, die sich
       in den vergangenen 10 bis 20 Jahren in Irland Bahn gebrochen habe.
       
       Abgestimmt wurde über die Streichung eines Verfassungszusatzes von 1983,
       der Schwangerschaftsabbrüche bislang faktisch unmöglich macht. Wer dagegen
       verstößt, kann mit bis zu 14 Jahren Gefängnis bestraft werden. Selbst nach
       einer Vergewaltigung, Inzest oder bei einem kranken Fötus ist in Irland ein
       Schwangerschaftsabbruch untersagt. Tausende Frauen reisen jährlich nach
       Großbritannien und in andere Länder, um Abtreibungen vornehmen zu lassen.
       Nach dem Willen der Regierung soll nun bis Jahresende das Parlament
       [1][Abtreibungen bis zur zwölften Schwangerschaftswoche legalisieren].
       
       Das Referendum hatte am Freitag stattgefunden, ausgezählt wurde am Samstag.
       Die Wahlbeteiligung lag bei 64,1 Prozent. Irland hatte schon im Mai 2015
       als erstes Land der Welt per Volksentscheid die Homo-Ehe zugelassen.
       
       Vor dem Referendum hatte es eine erbitterte Debatte gegeben. Doch nur in
       einem der 40 Wahlbezirke, Donegal, votierte eine Mehrheit für den Erhalt
       des Status quo. In Dublin hingegen gab es Zustimmungswerte von weit über 70
       Prozent. In der Innenstadt Dublins versammelten sich Tausende Menschen, um
       das Ergebnis zu feiern; vielerorts wurde getanzt und gesungen.
       
       ## Moderne Verfassung eines modernen Landes
       
       Regierungschef Varadkar sagte dem TV-Sender RTE, die Bürger hätten deutlich
       gemacht, „dass sie eine moderne Verfassung für ein modernes Land wollen“.
       Die Abstimmung zeige überdies, dass die Menschen in Irland den betroffenen
       Frauen trauen und sie in ihrer Entscheidungsfreiheit respektieren.
       
       Die Gegner einer Gesetzeslockerung bedauerten den Ausgang des Referendums.
       Als eine „Tragödie historischen Ausmaßes“ bezeichnete die Gruppe mit dem
       Namen Save the 8th das Ergebnis. „Unrecht wird nicht deshalb zu Recht, nur
       weil eine Mehrheit es unterstützt“, teilte die Gruppe mit. Man werde
       jegliche Gesetze ablehnen, die zuließen, „dass Babys in unserem Land
       getötet werden“. Cora Sherlock von der Gruppe Love Both sagte: „Ich denke,
       es ist ein sehr trauriger Tag für Irland.“
       
       Der UN-Menschenrechtsausschuss hatte das Abtreibungsverbot 2016 als Verstoß
       gegen internationale Menschenrechtsvereinbarungen kritisiert und die
       irische Regierung aufgefordert, es zu überarbeiten.
       
       Die Grünen-Europapolitikerin Terry Reintke würdigte den Ausgang des
       Referendums als „Meilenstein für die körperliche und sexuelle
       Selbstbestimmung“, die in weiten Teilen Europas unter Beschuss stehe. „Wir
       müssen klar machen: Es geht um Grundrechte und um die Grundwerte der
       Europäischen Union“, meinte Reintke.
       
       26 May 2018
       
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