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       # taz.de -- Berliner CDU: Mit Gottes Segen von den Grünen
       
       > Die CDU-Fraktion wählt Burkard Dregger mit 87 Prozent zu ihrem neuen
       > Vorsitzenden. Mario Czaja wird der neue Vize-Chef.
       
   IMG Bild: Burkard Dregger stellt sich auf einer Pressekonferenz als neuer Vorsitzender der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus vor
       
       „Ich wünsche ihm alles Gute und Gottes Segen.“ Es ist nicht die
       Pressestelle des Erzbistums, die sich am Dienstag derart über den neuen
       CDU-Fraktionschef Burkard Dregger äußert. Benedikt Lux, der innenpolitische
       Sprecher der Grünen-Fraktion, sagt das über den Mann, der als führender
       Innenpolitiker bislang sein Gegenstück bei den Christdemokraten war.
       Dregger löst Florian Graf ab, der vor knapp zwei Wochen völlig überraschend
       seinen Rückzug angekündigte. Er will Geschäftsführer eines
       CDU-Wirtschaftsverbands in Brandenburg werden.
       
       Es ist kurz nach halb vier an diesem Nachmittag, als offiziell wird, was
       die CDU-Landesvorsitzende Monika Grütters zuvor mit Dregger und dem
       ebenfalls an dem Job interessierten Ex-Sozialsenator Mario Czaja vereinbart
       hat: dass Dregger Fraktionschef werden soll und Czaja einer seiner
       Stellvertreter. Ein solcher Posten war gerade frei, weil der bisherige Vize
       Gottfried Ludewig die Fraktion für einen Job in einem Bundesministerium
       verlassen hatte.
       
       27 von 31 Fraktionsmitgliedern stimmen im großen Sitzungssaal 311 des
       Parlaments für Dregger, 4 gegen ihn. Das entspricht 87 Prozent
       Unterstützung. Czaja schneidet etwas schlechter ab, bekommt zwar nur 2
       Gegenstimmen, aber nur 22 Ja-Stimmen bei 7 Enthaltungen, was knapp 71
       Prozent Zustimmung bedeutet.
       
       Für den bisherigen Fraktionschef Graf – er hatte den Vorsitz 2011
       übernommen, als sein Vorgänger Frank Henkel Innensenator wurde – gibt es
       von der Fraktion zum Abgang einen weißen Buddy-Bären mit Unterschriften der
       Abgeordneten. Ein Abschied ist es für Graf nur als Chef, Parlamentarier
       will er bleiben: Am Donnerstag in der nächsten Plenarsitzung wird er eben
       nicht mehr in der ersten, sondern in einer hinteren Reihe der CDU-Fraktion
       sitzen.
       
       Während man bei den Grünen durchaus hören kann, Dregger sei gar nicht so
       konservativ, wie behauptet werde, sieht man das in der Linksfraktion
       anders. Deren Innenpolitik-Experte Hakan Taş gesteht Dregger zwar zu, man
       habe trotz meist unterschiedlichen Haltungen „gut zusammenarbeiten können“,
       hält ihn aber vorwiegend für einen Law-and-order-Mann. „Die CDU wird mit
       ihm auf jeden Fall konservativer“, ist Taş’ Prognose.
       
       SPD-Fraktionschef Raed Saleh, der mit Graf in der rot-schwarzen Koalition
       von 2011 bis 2016 die nach beider Meinung einzig funktionierende
       Doppelspitze der Stadt bildete, sagte der taz, Dregger sei „ein netter und
       fleißiger Kollege“. Er wünsche ihm alles Gute und hoffe, „dass er wie sein
       Vorgänger nicht nur die Interessen seiner Partei, sondern immer auch das
       Wohl der gesamten Stadt im Blick hat“. FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja
       macht es kürzer, wünscht „starke Nerven und ein glückliches Händchen“.
       
       Dregger selbst kündigt kurz nach seiner Wahl an, den Vorsitz im
       Amri-Untersuchungsausschuss aufzugeben. Das hatten unter anderem Taş und
       Lux gefordert. Sein Ziel als Fraktionschef: „Rot-Rot-Grün so schnell wie
       möglich abzulösen.“
       
       12 Jun 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Alberti
       
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