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       # taz.de -- Streit mit Medienjournalist: Frieden à la ARD
       
       > Der ARD-Sportkoordinator verweigert einem Medienmagazin ein Gespräch,
       > weil dort ein kritischer Journalist arbeitet. Nun vermittelt die ARD.
       
   IMG Bild: Fühlt sich offenbar von einem freien Medienjournalisten angegriffen: ARD-Mann Axel Balkausky
       
       Wenn es um die ARD geht, wird es ja oft komplex: Wer ist da für was
       zuständig? Wer darf über was reden und wer nicht und warum eigentlich
       nicht? Und wer muss alles eingebunden werden, wenn der eine etwas will, der
       andere aber nicht – und man da irgendwie eine Lösung finden muss?
       
       In etwa so sieht auch die Fragenkette aus, anhand derer die ARD in den
       vergangenen zwei Tagen versucht hat, einen Konflikt zu klären, der bis vor
       Kurzem offiziell kaum jemanden in der ARD interessiert hat.
       
       „Funkstille“, sei es, die seit Monaten zwischen dem ARD-Sportkoordinator,
       Axel Balkausky, und ihm, dem freien Medienjournalist Daniel Bouhs,
       herrsche. So schreibt es Bouhs [1][auf Facebook], nachdem das
       rbb-Medienmagazin am Samstag berichtet hatte, dass Axel Balkausky der
       Sendung das Gespräch verweigert, weil dort auch Daniel Bouhs spreche.
       Balkausky, so sagte es Bouhs in der Sendung, boykottiere ihn, seit Bouhs im
       Dezember kritisch über einige ARD-Moderatoren berichtet hatte. Der
       Moderator des Medienmagazins, Jörg Wagner, [2][zitierte die Absage-Mail von
       Balkausky live im Programm]: Er habe keine Zeit, und wolle „an keiner
       Sendung teilnehmen, in der Daniel Bouhs seine Sichtweise auf den ARD-Sport
       ausbreiten kann“.
       
       Diese Absage war nicht Balkauskys erste: Auch dem Medienmagazin des NDR,
       „Zapp“, habe er ein Interview verweigert, mit dem Verweis auf Daniel Bouhs,
       der auch dort arbeitet.
       
       Bouhs ist freier Medienjournalist. Er arbeitet für verschiedene
       ARD-Anstalten sowie [3][für die taz] und beschäftigt sich unter anderem mit
       den Nebentätigkeiten von Journalisten. Im vergangenen Winter berichtete er
       über die ARD-Sportmoderatoren René Kindermann und Torsten Püschel. Sie
       moderieren unter anderem Ski-Rennen, organisieren aber auch, wie Bouhs
       berichtete, selbst einen solchen Wettbewerb. Das hatte in der ARD eine
       Debatte ausgelöst und schließlich dazu geführt, dass Axel Balkausky im
       Februar Daniel Bouhs [4][vor laufender Kamera versprach]: „Solche
       Vermischungen wird es nicht mehr geben.“
       
       Seitdem herrscht eben jene „Funkstille“, die Daniel Bouhs auf Facebook
       beschreibt – und das, obwohl Balkausky und die ARD in Bouhs’ Bericht
       letztlich gut wegkam. Bouhs sagt, er habe Balkausky seitdem mehrmals um ein
       Gespräch gebeten, auch die ARD-Pressestelle informiert. Aber: „nix
       passiert.“ Weder „der Sportkoordinator noch sonst ein Offizieller der ARD“
       habe sich „dazu geäußert, wie es nun weitergehen soll“.
       
       Nach der Sendung am Samstag berichteten mehrere Medienseiten und -blogs
       über den Fall. Der Süddeutschen Zeitung sagte Balkausky, er habe „lediglich
       in einem persönlichen Mail-Verkehr zwischen Jörg Wagner und mir eine
       flapsige Anmerkung mit gewissen Vorbehalten gegenüber Daniel Bouhs
       formuliert“. Jörg Wagner bestreitet auf taz-Anfrage, dass Balkauskys
       Anmerkung „flapsig“ gewesen sei. Er habe eine offizielle Anfrage gestellt
       und eine offizielle Ablehnung mit der zitierten Begründung erhalten.
       
       Am Dienstag reagierte schließlich auch die ARD: Es soll nun ein Gespräch
       geben zwischen Axel Balkausky und Daniel Bouhs. Auch die Redaktionsleiter
       der betroffenen Sendungen, Jörg Wagner vom rbb und Annette Leiterer vom
       NDR, sollen dabei sein. Der rbb hatte das Gespräch angeregt. Alle
       Beteiligten haben ihm zugestimmt.
       
       Bouhs freut sich über das Angebot und hofft, dass er nach dem Gespräch
       weiter arbeiten kann wie bisher. „Es geht darum, zu zeigen, dass die ARD in
       der Lage ist, sich immer wieder aufs Neue auch selbst zu hinterfragen –
       auch wenn das bisweilen unangenehm ist.“ Das gehe aber nur, wenn beide
       mitmachen – Berichterstatter und Funktionäre.
       
       12 Jun 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=10156331550624360&id=681089359
   DIR [2] https://www.radioeins.de/archiv/podcast/medienmagazin.html
   DIR [3] /Daniel-Bouhs/!a234/
   DIR [4] https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/zapp/medienpolitik/ARD-Sportmoderatoren-Neue-Regeln-fuer-Nebentaetigkeit,skiweltcup104.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anne Fromm
       
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