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       # taz.de -- Vereine gegen die AfD: Sich nicht mürbe machen lassen
       
       > 50 Initiativen und Vereine richten sich in einer gemeinsamen Erklärung
       > gegen Diffamierungsversuche vonseiten der AfD.
       
   IMG Bild: Die AfD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus
       
       „Wir haben keine Angst vor der AfD“, erklärt Jana Ringer, Geschäftsführerin
       des Jugendzentrums Pankow. „Wir werden ihr ein geschlossenes,
       demokratisches, inklusives Weltbild entgegensetzen.“ Auch deshalb haben das
       Jugendzentrum und drei weitere Vereine am Donnerstagmorgen zu einer
       Pressekonferenz eingeladen.
       
       Mit einer gemeinsamen Erklärung möchten die Einladenden deutlich Position
       gegen die AfD beziehen. „Grundlage unserer Arbeit ist die Positionierung
       gegen Rechtsextremismus, Rechtspopulismus und menschenverachtende
       Einstellungen“, heißt es in der zweiseitigen Erklärung. Die Positionen der
       AfD verstießen „gegen unsere Leitbilder und die Grundlagen unserer Arbeit“.
       Man werde „Parteien, Initiativen oder Organisationen, die sich gegen unsere
       menschenrechtsorientierten Werte stellen“, künftig den „Zutritt zu unseren
       Räumen verwehren.
       
       50 Vereine und Organisationen haben den Aufruf unterzeichnet. Dabei sind
       namhafte überregional tätige Organisation wie etwa die
       Amadeu-Antonio-Stiftung oder der Türkische Bund Berlin-Brandenburg (TBB),
       aber auch kleinere lokale Vereine wie das Pankower Frauenzentrum Paula
       Panke.
       
       Der schwerwiegende Vorwurf an die AfD: Die Partei versuche „Träger,
       Projekte und zivilgesellschaftliche Bündnisse zu diffamieren und mundtot zu
       machen“.
       
       In den Bezirksverordnetenversammlungen von Lichtenberg und
       Marzahn-Hellersdorf – in denen die AfD überdurchschnittlich stark vertreten
       ist – brächten deren Fraktionen immer wieder Anträge ein, die soziale
       Träger diffamierten und sie ideologisch mit linksextremistischen Ideen
       verknüpften, so das Bündnis.
       
       ## Misstrauen säen
       
       Auch von der AfD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus wurden bereits
       mehrere Anträge unter der Überschrift „Kampf gegen Rechts aus
       Steuermitteln“ eingebracht. Damit die betroffenen Organisationen mit dem
       Problem nicht alleine sind, habe man sich entschlossen, ein breites
       gesellschaftliches Bündnis zu organisieren. Denn zum einen leide das Bild
       sozialer Träger in der Öffentlichkeit unter den vielen Anfragen, die die
       AfD in verschiedenen Kammern und Parlamenten vorlegt. „Die AfD arbeitet
       gemäß dem Prinzip: Wir werfen mit so viel Dreck, bis schließlich etwas
       hängen bleibt, und sät damit Misstrauen“, erklärt Ringer.
       
       Zum anderen würde die Partei damit die alltägliche Arbeit der Vereine
       erschweren. „Die AfD täuscht politische Aktivität vor und schafft dabei
       gezielt Feindbilder“, so Ringer weiter. „Damit versucht sie nicht nur, den
       Diskurs zu bestimmen, sondern auch, unsere Arbeit zu stören.“
       
       Denn wegen der vielen Anfragen sei man gezwungen, viel Zeit in deren
       Bearbeitung und Beantwortung zu investieren, statt den eigentlichen
       Aufgaben nachgehen zu können. Dennoch versucht Ringer, ein positives Fazit
       zu ziehen: „Dass wir im Fokus der AfD stehen, ist anstrengend und
       nervenaufreibend, zeigt aber, dass wir etwas richtig machen“, konstatiert
       sie.
       
       Erst im vergangenen Mai hatte der Berliner AfD-Abgeordnete Marc Vallendar
       eine Überprüfung des Pestalozzi-Fröbel-Hauses im Hinblick auf Verbindungen
       zum Linksextremismus gefordert.
       
       Das Pestalozzi-Fröbel-Haus ist eine Stiftung öffentlichen Rechts, die
       Projekte in der Jugendsozialarbeit organisiert und Träger einer
       ErzieherInnenfachschule und von Kindertagesstätten ist. Als Grund der
       Anfrage nannte Vallendar, dass die Stiftung zusammen mit der
       Antifa-West-Berlin und der Interventionistischen Linken zu den
       Veranstaltern der Demonstration „Mietenwahnsinn stoppen!“ gehöre.
       
       Es gehe der AfD nicht nur darum, einzelne Vereine zu attackieren, sagt
       Ringer. Vielmehr sei die Partei bemüht, die Arbeit all jener Organisationen
       in Misskredit zu bringen, die sich dem Kampf gegen rechts gewidmet hätten.
       „Trotzdem lassen wir uns nicht mürbe machen.“
       
       14 Jun 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Serdar Arslan
       
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