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       # taz.de -- Kreditübernahme durch Bremen: Linke droht mit der EU
       
       > Die Übernahme eines 46-Millionen-Euro-Kredits der Jacobs University durch
       > Bremen verstoße gegen EU-Recht, sagt die Linke – und warnt vor einem
       > rechtswidrigen Haushalt.
       
   IMG Bild: Immerhin architektonisch leicht zu durchschauen: Die Bremer Jacobs University
       
       BREMEN taz | Die Bremer Linksfraktion hält die Übernahme eines Kredites der
       privaten Jacobs University (JUB) durch Bremen für rechtswidrig. Sie hat
       dazu am Montag ein Rechtsgutachten vorgelegt. Demnach verstoße die
       Darlehensübernahme in Höhe von 46 Millionen Euro gegen EU-Recht, weil dies
       eine wettbewerbsverzerrende Beihilfe eines Unternehmens sei.
       
       Am Mittwoch soll die Bremische Bürgerschaft über den Nachtragshaushalt in
       zweiter Lesung abstimmen. Dieser verstoße nach Auffassung der Linken „gegen
       geltendes Recht“ und das sei „nicht hinnehmbar“. Sie fordert eine Prüfung
       durch die EU-Kommission.
       
       Politischer Hintergrund ist die grundsätzliche Frage, ob und wie viel Geld
       Bremen der privaten Universität überhaupt noch geben sollte. Die Linke
       würde die Jacobs Uni am liebsten ins staatliche Hochschulsystem eingliedert
       und der Universität Bremen zuschlagen. Aus Sicht des Senats und der
       rot-grünen Koalition ist das allerdings zu teuer, ebenso wie das Risiko,
       den Campus und die rund 1.400 Studierenden im strukturschwachen Bremen-Nord
       zu verlieren.
       
       Immerhin gab die Jacobs Foundation zuletzt 8,5 Millionen Euro jährlich für
       die Uni aus – dafür flossen aus Bremen ebenfalls drei Millionen Euro
       jährlich. Seit ihrer Gründung wurde über die öffentlichen Zuschüsse immer
       wieder verhandelt. Im rot-grünen Koalitionsvertrag allerdings steht: „Die
       JUB muss ab 2018 ohne Finanzmittel des Landes auskommen.“
       
       Mitte Mai nun hatte der Senat einen Nachtragshaushalt für 2018/19 von
       insgesamt 250 Millionen Euro beschlossen: 205 Millionen Euro für den
       verschuldeten kommunalen Klinikverbund Geno, der Rest für die Übernahme des
       Darlehens der Jacobs University, das ihr noch zu Zeiten der großen
       Koalition gewährt wurde und für das Bremen bereits die Bürgschaft
       übernommen hatte. Im Gegenzug für das erneute Einspringen von Bremen soll
       sich die Stiftung erneut verpflichten, bis 2027 die Privat-Uni mit weiteren
       100 Millionen Euro zu finanzieren.
       
       Aber ganz so sicher, ob die Übernahme des Millionendarlehens nicht doch
       eine nach EU-Recht verbotene Subvention für ein Privatunternehmen sein
       könnte, war sich der Senat dann offenbar auch nicht. Der Wirtschaftssenator
       beauftragte jedenfalls die Bremer Rechtsanwälte Monika Beckmann-Petey und
       Philipp Reinhold mit einer Stellungnahme zu der Frage.
       
       Deren Ergebnis: Die Jacobs University habe „keine Gewinnerzielungsabsicht“,
       finanziere sich nur teilweise aus kommerziellen Einnahmen und agiere
       „innerhalb des staatlichen Bildungssystems (ist staatlich akkreditiert) und
       wird staatlich überwacht“. Die Kreditübernahme sei keine verbotene
       Beihilfe, so Beckmann und Reinhold.
       
       ## Ist die Jacobs-University eine staatliche Bildungseinrichtung?
       
       Unter anderem für staatliche Bildungseinrichtungen greift die EU-Regel
       nicht. Allerdings: Die Uni ist zwar staatlich anerkannt, „überwacht“ wird
       sie jedoch nicht durch die Wissenschaftssenatorin, sondern – wenn dann –
       durch den Wirtschaftssenator, der einen Sitz im Aufsichtsrat hat. Auch ist
       die Jacobs University nicht Teil des Bremischen Hochschulgesetzes.
       
       Der Bremer Jurist Rainer Kulenkampff hält die Auffassung seiner Kollegen
       daher für „unzutreffend“. In seinem Rechtsgutachten für die Linksfraktion
       erklärt er: Bremen sei verpflichtet, der EU-Kommission die
       Darlehensübernahme mitzuteilen. Er hält sie für einen Verstoß. Das gilt in
       seiner Auffassung mithin bereits für die vergangene Übernahme der
       Bürgschaft.
       
       Linken-Fraktionschefin Kristina Vogt und Finanzpolitiker Klaus-Rainer Rupp
       fanden am Montag harsche Worte. Von „Verarschung“ durch den Senat sprach
       Rupp, und davon, dass die Unterlagen „fischig“ und nicht belastbar seien.
       Die Linke habe sich wochenlang um Einsicht in der Senatsgutachten bemühen
       müssen.
       
       Der SPD-Wissenschaftspolitiker Arno Gottschalk hingegen zeigt sich wenig
       beeindruckt von dem Gutachten der Linken. Es gebe rechtlich immer
       unterschiedliche Einschätzungen. Die SPD stehe zur Auffassung des Senats.
       
       19 Jun 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jean-Philipp Baeck
       
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