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       # taz.de -- Tour auf dem Solartandem: Für Europa schwitzen
       
       > Ein Belgier fährt im Solartandem die Hauptstädte der EU-Gründungsstaaten
       > ab. Gerade macht er Station in Berlin.
       
   IMG Bild: Angekommen in Berlin: Claude Brouir auf dem Potsdamer Platz
       
       Fast möchte man sagen, der Klimawandel ist auf seiner Seite: Für den
       Belgier Claude Brouir, der mit seinem Solartandem auf Europatour ist und am
       Freitag in Berlin eintraf, ist die pralle Sonne jedenfalls klar von
       Vorteil. Während er im Schatten eines Dachs aus Solarpanelen radelt,
       produzieren die unter den Idealbedingungen der vergangenen Tage und Wochen
       zuverlässig bis zu 440 Wattstunden. Die werden in die Batterien am Boden
       des kastenförmigen, silbergrünen Gefährts eingespeist, und Brouir kann sich
       beim Strampeln unterstützen lassen.
       
       Das kann der 55-Jährige von Ecolo, den frankophonen Grünen Belgiens, auch
       ganz gut gebrauchen, denn sein Reiseplan ist ambitioniert. In 78 Tagen will
       er von Brüssel nach Brüssel fahren und dabei den anderen fünf Hauptstädten
       der EU-Gründungsstaaten einen Besuch abstatten. In Amsterdam war er schon,
       von Berlin aus geht es in der kommenden Woche weiter nach Rom, über
       Tschechien, Österreich und Slowenien. Dort bricht er dann Anfang Juli nach
       Paris auf, der letzte Schlenker vor der wallonischen Heimat führt ihn nach
       Luxemburg.
       
       Er habe durchweg positive Erfahrungen auf den deutschen Straßen gemacht,
       erzählt Brouir bei seinem Stopp auf dem Potsdamer Platz, wo er vom
       Grünen-Abgeordneten Georg Kössler empfangen wird. Damit meint er aber
       weniger die für Fahrräder oder Solar-Tandems nicht immer perfekt geeignete
       Infrastruktur auf Überlandstrecken, sondern die Rücksichtnahme durch die
       motorisierten VerkehrsteilnehmerInnen. „Viele hupen kurz beim Überholen und
       zeigen mir dann den erhobenen Daumen.“ Das könnte auch daran liegen, dass
       er an der Rückseite des „Tandem à assistance électrique solaire“ ein
       LED-Schriftband angebracht hat, über das Informationen zum Zweck seiner
       Fahrt laufen.
       
       Auch aus persönlichen Gründe schwitzt Brouir unter dem rollenden Solardach:
       Er habe eine berufliche, emotionale und gesundheitliche Krise hinter sich,
       die er damit abschließen möchte. Seine überstandene Krebserkrankung ist
       auch ein Grund dafür, dass er auf der Tour Spenden für die Krebsforschung
       sammelt. Aber es geht ihm eben auch darum, die europäische Idee mit
       Nachhaltigkeit von Energie und Verkehr auf einen symbolischen Nenner zu
       bringen. Georg Kössler findet das großartig: „Fahrradfahren und Solarstrom
       erzeugen – das sind doch genau die Sachen, für die wir uns einsetzen.“
       
       Wer Claude Brouir, der seine Erfahrungen [1][in einem Blog festhält],
       persönlich kennenlernen will, kann ihn über seine [2][Facebook-Seite] oder
       direkt unter claude.brouir@gmail.com kontaktieren. Und nicht nur das: „Ganz
       alleine mit einem Tandem durch Europa fahren, wäre Blödsinn“, sagt der
       Belgier und lädt jeden, der es sich zutraut, ein, eine oder mehrere Etappen
       auf seinem Zweitsitz mitzufahren. Nur die Rückreise müssen sich temporäre
       Mitreisende anderweitig organisieren.
       
       8 Jun 2018
       
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       ## AUTOREN
       
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