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       # taz.de -- Tag der Architektur in Berlin: Auf diese Steine können Sie schauen
       
       > Der Tag der Architektur hat sich zu einem Publikumsfestival des Bauens
       > gemausert – an diesem Wochenende mit einer Rekordbeteiligung bei den
       > Architekten.
       
   IMG Bild: Ganz frisch: das Metropolenhaus gegenüber dem Jüdischen Museum
       
       Es ist die zweite Auflage nach der Runderneuerung. Und gleich der nächste
       Rekord. Nachdem 2017 bereits 72 Büros am Tag der Architektur teilgenommen
       haben, sind es nun an diesem Wochenende 95. Und vielleicht steigt auch die
       Zahl der Besucherinnen und Besucher. 2017 waren es nach Schätzungen der
       Berliner Architektenkammer 7.000 und damit 2.000 mehr als im Jahr zuvor.
       
       Dass sich der Tag der Architektur, der in allen Bundesländern zur gleichen
       Zeit stattfindet, in Berlin zu einem kleinen Publikumsfestival des Bauens
       mausert, hat seinen Grund auch darin, dass die beteiligten Büros keine
       Gebühr mehr entrichten müssen, um sich präsentieren zu dürfen. Auch das
       Anmeldeverfahren ist erleichtert worden.
       
       Vor allem aber hat die Architektenkammer, die das zweitägige Event
       organisiert, dieses und vergangenes Jahr eine Auftaktveranstaltung
       vorgeschaltet, die ein kontroverses Thema aufgreift und auf die
       Besichtigungen einstimmen soll. 2017 fand es mit Bausenatorin Katrin
       Lompscher (Linke) und dem Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Florian
       Schmidt (Grüne), zum Thema „Architektur und Akzeptanz“ statt.
       
       An diesem Dienstag diskutierte der Geschäftsführer der Groth-Gruppe, Henrik
       Thomsen, unter anderem mit der Präsidentin der Architektenkammer Christine
       Edmaier im Metropolenhaus am ehemaligen Blumengroßmarkt über das Thema „Was
       gibt die Architektur der Stadt zurück“.
       
       Dabei kündigte der Abteilungsleiter Städtebau der Senatsverwaltung für
       Stadtentwicklung, Hartmut Kühne, auch eine Initiative an, mehr Augenmerk
       auf die Erdgeschosse zu richten, da viele Investoren sich mit dem Bau von
       Gewerberäumen schwertäten. Denn nicht automatisch wird aus Architektur auch
       Stadt, wie zahlreiche Beispiele des Berliner Baugeschehens verdeutlichen.
       
       Den Architektinnen und Architekten, deren Gebäude, Plätze oder Freiräume am
       Samstag und Sonntag zu sehen sind, muss man das nicht erklären. Das
       Metropolenhaus, erklärt Architektin Benita Braun-Feldweg, sei ganz auf die
       Erdgeschossfläche ausgerichtet. „Der Verkauf der Wohnungen in den oberen
       Geschossen finanziert Projekträume, die temporär für 6,50 Euro vermietet
       werden“, sagt die Architektin.
       
       Beim Tag der Architektur ist das Metropolenhaus am
       Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz ebenso zu besichtigen wie das
       benachbarte Frizz23 oder das neue Gebäude der taz. Erstmals wird dann auch
       zu sehen sein, dass der Platz ein neues Kraftfeld in der südlichen
       Friedrichstadt bilden wird.
       
       Insgesamt 119 Führungen in 61 Objekten wird es am 23. und 24. Juni geben.
       Darüber hinaus öffnen 33 Architekturbüros und Landschaftsplaner die Türen
       ihrer Büros. Erstmals wird es auch geführte Touren geben, unter anderem der
       „Schnitt durch die Mitte“, eine Führung mit dem Rad, die von Ticket B
       organisiert wird. Und eine Frauentour richtet ihr Augenmerk auf „Berlin.
       Seine Bauten und ihre Architektinnen“.
       
       Dass mit der denkmalgerechten Schulsanierung in der Pasteurstraße nur ein
       Schulgebäude dabei ist, ist für Kammerpräsidentin Edmaier allerdings auf
       der Negativseite des Berliner Baugeschehens zu verzeichnen. In einem
       offenen Brief kritisierte die Architektenkammer jüngst die Auslobung für
       die ersten Typenwettbewerbe für den Schulneubau in Berlin. Bei der
       europaweiten Ausschreibung war die Kammer nicht beteiligt gewesen – deshalb
       behält sie sich auch rechtliche Schritte vor.
       
       ## Wettbewerbe gefordert
       
       Für das Motto des diesjährigen Tags der Architektur – „Architektur bleibt“
       – wünscht sich Edmaier deshalb mehr Wettbewerbe. „Ohne Wettbewerb spart man
       am Anfang vielleicht Zeit und Geld, aber so ein Gebäude steht dann hundert
       Jahre. Und wenn es schlecht ist, kostet es dann noch mehr Geld.“
       
       Dagegen freut sich Edmaier auf die Highlights des diesjährigen Tags der
       Architektur, zu denen sie auch das Futurium zählt, das „Haus der Zukunft“,
       das im Rahmen eines offenen Wettbewerbs am Alexanderufer entstanden ist.
       „Das ist ein junges Büro“, sagt Edmaier stolz.
       
       Vor allem aber wird der Tag der Architektur wie schon 2015 wieder Teil von
       dem Architekturfestival „Make City“ sein. Das hat schon damals für einen
       Zuschauerrekord gesorgt. Diesmal könnten die Zahlen dann noch einmal nach
       oben gehen.
       
       23 Jun 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Uwe Rada
       
       ## TAGS
       
   DIR Stadtplanung
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