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       # taz.de -- Kommentar Deutsche WM-Mannschaft: Das Tor steht links
       
       > Jedes Spiel, das das DFB-Team gewinnt, ist wie ein Maulkorb für jene, die
       > sich über das Scheitern Özils und Boatengs freuen. Gemeint ist die AfD.
       
   IMG Bild: Ihnen wird von rechts gerne abgesprochen Deutsche und erste recht deutsche Nationalspieler zu sein: Antonio Rüdiger und Jerome Boateng
       
       Die Bilder von Nationalspieler Toni Kroos unmittelbar nach seinem
       Freistoßtor und wenige Sekunden vor dem Schlusspfiff der Partie gegen
       Schweden zeigten einen Spieler, der sich vielleicht auch freute. Dass ihm
       sein Schuss über die schwedischen Abwehrspieler hinweg ins Tor gelungen war
       und dem gesamten deutschen Nationalteam [1][eine große Last von den
       Schultern fiel].
       
       Was man der Miene Kroos’, des gebürtigen DDR-Bürgers, aber vor allem ansah:
       Wut und Genugtuung. Mit weit aufgerissenen Augen, denen die Befriedigung ob
       des gelinderten Zorns abzulesen war, der nun von ihm und den Seinen wich:
       Denen haben wir es gezeigt, schien sein Körper zu sagen.
       
       Unmittelbar nach Spielende [2][teilte er zu den Gründen seiner Empfindungen
       mit]: „Relativ viele Leute hätte es gefreut, wenn wir rausgegangen wären.“
       Und er meinte damit „viele Leute“ in Deutschland, nicht in Schweden, dem
       bezwungenen Gegner.
       
       Es ging Kroos nicht allein um jene Journalist*innen, die schon vor der
       0:1-Niederlage zum Auftakt des WM-Turniers gegen Mexiko Aasgeruch witterten
       – die der Bild-Zeitung etwa. Er spielte nicht nur auf frühere
       Nationalspieler wie Lothar Matthäus, Mario Basler und Uli Borowka an, die
       das DFB-Team mit streckenweise Unappetitlichem in der Tonlage, gelegentlich
       auch Rassistischem wider eine Mannschaft angingen, weil sie nicht mehr das
       Deutschland der sechziger bis achtziger Jahre repräsentiert.
       
       Heute stehen die Spieler für ein Land, das in der Tat auch türkischen,
       arabischen, polnischen und afrikanischen Einflüssen viel zu verdanken hat.
       Über wen Kroos in erster Linie sprach, ist nicht schwer zu erraten: [3][die
       völkischen Giftmischer].
       
       Fußball mit politischem Sinn zu versehen, ist riskant. Was die WM in
       Russland anbetrifft, ist es so: Jedes Spiel, dass dieses DFB-Team gewinnt,
       ist wie ein Maulkorb für jene, die sich über das Scheitern der Boatengs &
       Co. freuen würden – weil sie, wie nicht nur die eiskalte AfD-Spitzenfrau
       Alice Weidel sagte, dieses Team nicht als ihres, weil nicht deutsches
       nehmen möchten.
       
       Wer ein linkes, wer ein multikulturelles Herz hat, will, dass die
       DFB-Männer weiter gewinnen. Wer nur einen Sinn hegt für eine Mannschaft,
       die von niemandem so verehrt wird wie gerade von den Kindern der
       Einwanderer*innen nach Deutschland, von keinem wie von den Kindern
       der Geflüchteten, unterstützt dieses Team. Weil die Völkischen und
       Traditionalisten Bundestrainer Löw und seine Auswahl nicht mögen. Weil sie
       ihnen den Erfolg neiden – und weil ihre charakterlose Missgunst nicht
       anders kann.
       
       Genau diese Deutschen hatte und hat Toni Kroos, der Weltbürger mit
       Arbeitsplatz in Madrid, im Blick, als er seine Wut in einen Schuss münden
       ließ. Man kann es ihm nicht verdenken.
       
       24 Jun 2018
       
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