# taz.de -- Beschränkung beim Baukindergeld: Nicht jede große Wohnung ist Luxus
> Beim Baukindergeld sollen Flächenobergrenzen eingeführt werden.
> KäuferInnen von großen Wohnungen gingen damit leer aus.
IMG Bild: Zu groß für das Baukindergeld? Ein Neubauprojekt im mecklenburgischen Mönchhagen
Berlin taz | Karlotta Ehrenberg möchte was klarstellen: „Es geht hier nicht
um Luxuswohnungen“, sagt die 39-jährige Drehbuchautorin, „der Kauf einer
Wohnung war für uns eine Notlösung, weil wir auf dem Mietmarkt nichts
gefunden haben.“ Ehrenberg schaffte es mit ihrem Fall in die „Tagesschau“.
Ihre vierköpfige Familie ist derzeit ein Opfer in der Diskussion um neue
Planungen für eine ohnehin schon umstrittene Subvention: das
„Baukindergeld“. Die Subvention soll Käufern von Wohnungen über 120
Quadratmeter Größe versagt bleiben. Dazu gehört die Berlinerin.
Das „Baukindergeld“ ist ein Zuschuss, der im Koalitionsvertrag steht und
demnächst als Gesetz kommen soll, das dann rückwirkend ab 1. Januar gilt.
Bis zu 12.000 Euro pro minderjährigem Kind soll es beim Hauskauf geben, auf
zehn Jahre verteilt. Eine vierköpfige Familie bekommt damit 24.000 Euro an
Subvention, darf aber im Jahr nicht mehr als 105.000 Euro zu versteuerndes
Haushaltseinkommen haben.
Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) und Bauminister Horst Seehofer (CSU)
haben sich nun laut Medienberichten auf eine Beschränkung geeinigt, um den
Kreis der Anspruchsberechtigten zu verkleinern und dadurch Geld zu sparen:
Den Zuschuss soll es nur für Immobilien bis zu 120 Quadratmetern Größe
geben. Erst wenn eine Familie ein drittes Kind oder mehr hat, werden noch
zehn Quadratmeter pro Kind draufgeschlagen.
„Wir waren geschockt, als wir von der Beschränkung hörten“, sagt Ehrenberg.
Sie und ihr Mann hatten einen Tag zuvor eine Wohnung von 127 Quadratmetern
Größe gekauft. In Berlin-Treptow, Hochparterre, ein bisschen dunkel, ein
bisschen außerhalb, aber immerhin vier Zimmer für die vierköpfige Familie.
Die Abzahlung des hohen Kredits und die Betriebskosten werden die
Haushaltskasse von Ehrenberg und ihrem Mann, beide Freiberufler, mit 1.800
Euro im Monat belasten.
## Hoffnungslos lange Schlangen
Das Baukindergeld würde die Belastung um 200 Euro im Monat senken. „So
hatten wir es geplant“, erzählt Ehrenberg. Das Ehepaar ist kein
Luxuskäufer, sondern Durchschnittsverdiener in einem Ballungszentrum. Die
Familie mit zwei kleinen Kindern wohnt derzeit in einer
Dreizimmer-Mietwohnung in Berlin-Kreuzberg, die zu klein wurde. Ehrenberg
hat als Freiberuflerin ihr Büro zu Hause. Ihr Mann ist Journalist. Bei der
Suche nach einer größeren Mietwohnung fand sich das Paar in hoffnungslos
langen Schlangen Gleichgesinnter wieder.
„Als Freiberufler hatten wir bei Bewerbungen keine Chance“, erzählt
Ehrenberg, „die Vermieter wollen Arbeitsverträge sehen.“ Blieb also nur ein
Kauf. Von den Eltern kam dringend benötigtes Eigenkapital. Die hohe
Verschuldung aber bleibt und macht Sorgen.
Die Ehrenbergs werden im August in die neue Bleibe umziehen, mit oder ohne
Baukindergeld. „Im schlimmsten Fall müssen wir wieder verkaufen und raus
aus Berlin“, sagt Ehrenberg. Sie war früher mal in der Hausbesetzerszene
aktiv und engagierte sich gegen Gentrifizierung.
Im Bauministerium denkt man jetzt laut epd darüber nach, die
Quadratmetergrenzen für die Subvention auf 140 Quadratmeter zu erhöhen,
weil sich in der Union angesichts der geplanten Beschränkung Unmut regt.
Doch SPD-Finanzminister Olaf Scholz bangt um die Haushaltsmilliarden. Für
das Baukindergeld sind bis zum Jahr 2021 nur zwei Milliarden Euro im
Haushalt vorgesehen. Wirtschaftsforscher des Kölner IW-Instituts hatten
vorgerechnet, dass die Zuschüsse sehr viel teurer würden.
24 Jun 2018
## AUTOREN
DIR Barbara Dribbusch
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