# taz.de -- Rechtschreibung an Hamburger Schulen: Imernoch schlächt
> Hamburgs SchülerInnen machen nach wie vor zu viele Rechtschreibfehler.
> Schulsenator Ties Rabe will dem Deutschunterricht deshalb ein engeres
> Korsett anlegen.
IMG Bild: Üben, üben, üben: Hamburgs Schüler*innen haben Nachholbedarf bei der Rechtschreibung
HAMBURG taz | Donnernder Fortschritt sieht anders aus. Beim bundesweiten
Vergleich der Leistungen von NeuntklässlerInnen im Bereich Rechtschreibung
konnte Hamburg zuletzt aufrücken: Von Platz 15 auf Platz 14 der 16
Bundesländer. „Wir haben uns von furchtbar schlecht auf schlecht
verbessert“, ist Schulsenator Ties Rabe (SPD) unzufrieden. Und verordnet
den allgemeinbildenden Schulen ab dem neuen Schuljahr ein
Nachhilfeprogramm.
Zentral will die Schulbehörde zukünftig regeln, wer wann was lernt und das
erworbene Wissen öfter abfragen. Mindestens ein Sechstel aller
Grundschul-Deutschstunden muss zukünftig für den Rechtschreibunterricht
eingesetzt werden, ein weiteres Sechstel für das Verfassen von Texten.
Monatsgenau bestimmt dabei die Behörde welche „Rechtschreibphänomene“ in
den Grundschulen wann gelehrt werden.
Zwei zusätzliche Rechtschreib-Klassenarbeiten sollen von der dritten bis
zur achten Klassenstufe dafür sorgen, „dass der Rechtschreibunterricht
künftig einen deutlich höheren Stellenwert im Deutschunterricht erhält“.
Zudem muss künftig in Klassenarbeiten jeder Rechtschreibfehler korrigiert
werden, häufig auftretende Fehler müssen von ihren VerfasserInnen
verbessert werden.
Verbessern sollen sich auch die Lehrkräfte: Mit sogenannten „interaktiven
Webseminaren“ zum Thema Rechtschreibung sollen sich die DeutschlehrerInnen
fortbilden. Das Ziel dieser Maßnahmen: „Wir wollen bundesweit mindestens
ins Mittelfeld“, legt Rabe die Messlatte auf.
Für die Partei Die Linke geht der Schulsenator jedoch den falschen Weg.
„Methodenvielfalt ist angesagt und nicht Methodeneinfalt“, kritisiert deren
Fraktionschefin Sabine Boeddinghaus das Korsett, das Rabe dem
Deutschunterricht anlegt. Sie kritisiert zudem die Wortwahl des
SPD-Politikers, der an die LehrerInnen „appellierte“, in Zukunft die
deutsche Rechtschreibung „mit großem Ernst und Nachdruck zu unterrichten“.
Für Boeddinghaus bringt Senator Rabe so „Zweifel“ am bisherigen Engagement
der DeutschlehrerInnen zum Ausdruck. Das aber sei „keine vertrauensvolle
Basis“ für die Umsetzung der angedachten Maßnahmen, findet die
Linken-Politikerin.
Die FDP hingegen sieht sich durch Rabes Maßnahmenpaket in ihrer Forderung
„nach einer Stärkung des Rechtschreibunterrichts“ und der „Notwendigkeit
der Korrektur“ bestätigt, bezweifelt aber, dass Rabe seine Pläne auch
umgesetzt bekommt.
So werde die Lernmethode „Schreiben nach Gehör“ trotz Verbots der
Schulbehörde noch immer an einigen Schulen angewandt.
27 Jun 2018
## AUTOREN
DIR Marco Carini
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