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       # taz.de -- Gruppe A: Russland – Saudi-Arabien: Schery, Schery, Scheryschew
       
       > Russland schlägt ein körperloses Saudi-Arabien. Ein phasenweise gutes
       > Spiel, das aber mit Fußball nicht viel zu tun hatte.
       
   IMG Bild: Denis Scheryschew trifft zum 4:0
       
       Die Voraussetzungen: Noch nie hat ein Gastgeberland das Eröffnungsspiel
       verloren, allerdings war auch kaum eins fußballerisch derart schwach auf
       der Brust wie Russland. Ein Glück geht es gegen Saudi-Arabien; deren
       Spieltempo erinnert an Tretbootausflüge auf dem Starnberger See. Es muss
       gewonnen werden, eigentlich egal von wem.
       
       Das Ergebnis: [1][5:0 (2:0)].
       
       Das Spiel: Es begann wild: viele Sprints, Hackenpässe ins Nichts, Einwürfe
       zum Gegner, Gewusel, Gewirbel und Gezettel. Kein guter Fußball, aber ein
       gutes Spiel. Nach der dritten Ecke segelte dann im zweiten Versuch ein Ball
       auf Gaschinskys Schädel, dessen Gegenspieler sich statt hochzuspringen auf
       den Boden legte: da nickte er ein, und zum Jubeln nickte er noch ein paar
       Mal. Russlands Trainer Tschertschessow machte weiterhin ein Gesicht, als
       hätte er einen Hasenbraten zu verdauen.
       
       Nach 20 Minuten nahm sich Russland ein Päuschen, aber zu dem Zeitpunkt
       hatte Saudi-Arabien noch keinen rechten Plan. Obwohl im Schnitt ungefähr
       einen halben Meter kleiner, schlugen sie Ecken und Freistöße trotzdem hoch
       in den Sechzehner; vielleicht war da die Hoffnung, dass einer die
       Gelegenheit hat, im Strafraum umzufallen, und dass dann der Schiedsrichter
       pfeift.
       
       In der 42. überspielte Russland mit drei Pässen und einem Zweikampf die
       komplette saudische Defensive, Scherysew ließ mit einer Finte zwei Leute
       ins Leere kartäusern, um dann – natürlich – ins kurze Eck abzuschließen.
       
       In der zweiten Halbzeit versuchte Saudi-Arabien ein wenig mehr, das Ruder
       des Geschehens in die Pranke zu bekommen; leider haben sie keine Pranke.
       Ganz in der Idee des Wahhabismus, der körperlosesten Variante des Islams,
       spielten sie komplett ohne Zweikämpfe; eine Mannschaft gewordene
       Konfliktvermeidung. Man könnte es merkelesque nennen, aber dann hätten sie
       im Mittelfeld schon mit Raute auflaufen müssen.
       
       So verwaltete Russland das Spiel runter; Dschiuba durfte noch einköpferln,
       Putin klatschte wie nach einem Inlandsflug. Lalala Laola. Und wer dachte,
       die Alten Herren in Rot-Weiß hätten nur Luft für insgesamt dreißig Minuten,
       dem zirkelten Scherysew und Kolowin am Ende noch einen rein.
       
       Moment des Spiels: 33. Minute, das Spiel nimmt sich ein retardierendes
       Moment. Erst kullert ein unbedrängter, spielaufbaurelevanter Querpass ins
       Seitenaus, Russland führt schnell aus, Scherysev läuft und läuft und steht
       dann an der Seitenlinie, versucht sich an einem angetäuschten Übersteiger
       und flegelt den Ball ins Aus. Fußball ist ein Fehlerspiel, daran immerhin
       haben sich alle gehalten; Saudi-Arabien war allerdings konsequenter.
       
       Taktische Variante des Spiels: Es heißt, es gäbe keine taktischen
       Neuerungen mehr, nur noch leichte Anpassungen. Saudi-Arabien hat die
       Viererkette hinten drin unter Druck immer wieder mal zu einer Vierertraube
       verdichtet; das war zwar eine neue, aber – wie sich herausstellte – keine
       sonderlich tragfähige Idee.
       
       Random Fact: „Auch Anabolika-Doping begünstigt Muskelrisse, da die
       Muskelmasse dabei unnatürlich schnell anwächst.“ (apotheken-umschau.de,
       15.03.2017)
       
       Und nun? Das also war das Eröffnungsspiel. Und morgen geht es dann mit
       Fußball los.
       
       14 Jun 2018
       
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