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       # taz.de -- DfB-Symbolfigur Plattenhardt: Das Marvin-Syndrom
       
       > Marvin Plattenhardt war fast 80 Minuten auf dem Feld – und durfte doch
       > nicht mitspielen. Das zeigt, wo die Probleme des deutschen Teams liegen.
       
   IMG Bild: Linksverteidiger Plattenhardt wurde kaum angespielt, Löw hätte etwas tun müssen
       
       Es läuft die 39. Spielminute [1][des Spiels Deutschland-Mexiko]. Der Ball
       liegt gut 20 Meter vor dem mexikanischen Tor. Freistoß für Deutschland.
       Mexiko führt mit 1:0. Toni Kroos, Julian Draxler und Mesut Özil unterhalten
       sich. Am Ende schießt Kroos – und Torhüter Guillermo Ochoa lenkt den Ball
       an die Latte. Marvin Plattenhardt steht während dieser Szene links hinten
       im Strafraum und schaut zu.
       
       So wie er häufig zugeschaut hat in diesem Spiel. Dafür konnte der
       Linksverteidiger von Hertha BSC, der nur ob einer Grippeerkrankung von
       Jonas Hector ins Team gerutscht war, am wenigsten. Häufig winkte er auf der
       linken Außenbahn mit den Armen als würde er seine Eltern auf dem Bahnsteig
       empfangen. Hier bin ich! Hier bin ich! Und dann bekam er doch keinen Ball.
       Als würden die Eltern ihre Rollkoffer einfach am wartenden Sohn
       vorbeiziehen. Ratterratterratter.
       
       Häufig liefen die Offensiven, Kroos, Draxler und Mesut Özil, auch auf
       Plattenhardt zu. Logisch wäre ein kurzer Pass zu ihm, ein Pass zurück.
       Spieler einbinden. Doch niemand passte zu Plattenhardt. Auch der
       Spielaufbau lief nur selten über den Verteidiger.
       
       Natürlich liegt diese 0:1-Niederlage gegen Mexiko nicht allein in den
       fehlenden Pässen zu Plattenhardt oder dem Latten-Freistoß begründet.
       Dennoch: Wenn Plattenhardt, der Freistoßspezialist, nicht einmal bei
       solchen Standardsituationen ran darf, bei der einzigen Sache, die er
       wirklich gut und vermutlich besser als viele andere auf dem Feld
       beherrscht, wann dann?
       
       ## Da stimmt was nicht im Team
       
       Das deutsche Spiel krankte an etlichen Dingen, die sich alle mit der
       Nominierung, Aufstellung und dem Auftritt von Plattenhardt verknüpfen
       lassen: das Marvin-Syndrom. Bundestrainer Joachim Löw ließ keinen Plan
       erkennen, weder für das Team, noch für Plattenhardt. Standards ausführen
       war offensichtlich nicht die Idee. Überdies kann etwas in der Mannschaft
       nicht stimmen, wenn ein Spieler, der fast 80 Minuten auf dem Platz steht,
       so geschnitten wird. Warum tat Löw nichts dagegen?
       
       Dass die Stimmung im Team nicht die beste ist, zeigte sich schon während
       des Spiels: Es wurde mit den eigenen Leuten gehadert, es war nur selten
       eine positive Spannung zu erkennen, ein Mitreißenwollen. Immer wieder
       brachen die Mexikaner durch, immer wieder kamen sie zu gefährlichen
       Kontern, viel zu selten nutzten sie diese Gelegenheiten.
       
       „Wenn sieben oder acht Mann offensiv spielen, dann ist klar, dass die
       offensive Wucht größer ist als die defensive Stabilität“, sagte Mats
       Hummels nach dem Spiel. Verbale Ohrfeigen für die Ballverlierer im
       Mittelfeld, die ihre Fehlentscheidungen und Fehlpässe nur selten im
       Vollsprint zu egalisieren versuchten. Der Trab tat’s meistens. So entstand
       auch das 0:1: Ballverlust Sami Khedira, Steilpass, Doppelpass – und weg
       waren die Mexikaner. Ein Haken noch von Hirving Lozano, Tor.
       
       Ein Weckruf zur rechten Zeit, Herr Hummels? „Ein Weckruf zu spät. Wir
       hatten gegen Saudi-Arabien eigentlich den Weckruf.“
       
       Löw muss das Team jetzt fix kurieren. Bis zum Spiel gegen Schweden am
       Samstag hat er dafür Zeit. Die Skandinavier haben ihr Auftaktspiel gegen
       Südkorea 1:0 gewonnen.
       
       18 Jun 2018
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Jürn Kruse
       
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