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       # taz.de -- Trennungsbeschluss der CSU: Der Geist von Kreuth
       
       > CDU und CSU standen schon einmal kurz vor der Trennung: im Jahr 1976.
       > Doch da kam alles anders. Jetzt gibt es wieder Drohungen.
       
   IMG Bild: Die Widersacher: die beiden Parteichefs von CDU und CSU, Kohl (links) und Strauß
       
       MÜNCHEN/DRESDEN taz | Am 18. November 1976, einem Donnerstag. Franz Josef
       Strauß steigt in Wildbad Kreuth aus seinem silbernen BMW-Coupé. Es ist das
       erste Mal, dass sich die CSU-Landesgruppe zur Klausurtagung in dem
       ehemaligen Sanatorium oberhalb des Tegernsees trifft. Die Schnee- und
       Journalistenmassen, die bei den späteren, im Januar stattfindenden Treffen
       das Bild prägen werden, gibt es damals nicht.
       
       Nur Klaus Wiendl steht mit seinem Kamerateam da und filmt, wie Strauß
       ankommt. Danach fährt der Reporter des Bayerischen Rundfunks wieder zurück
       nach München. Am nächsten Tag würde er noch mal zur Pressekonferenz kommen,
       die Bilder würden dann vielleicht in der abendlichen Tagesschau laufen.
       Besondere Ereignisse? Erwartet sich der damals 34-Jährige nicht.
       
       Doch dann kommt es anders. Die Pressekonferenz findet am Freitag um die
       Mittagszeit unten im Tal statt, im Hotel Überfahrt in Rottach-Egern. Außer
       Wiendl sind noch eine Handvoll Kollegen da. Alles sehr überschaubar.
       Niemand aus Bonn, der damaligen Hauptstadt. In dem kleinen Nebenraum des
       Hotels, dem Ludwig-Thoma-Stüberl, wird ein verspätetes Weißwurstfrühstück
       serviert. Vor den Journalisten sitzen Strauß und der Landesgruppenchef
       Friedrich Zimmermann. Sie wirken gut gelaunt.
       
       Es ist Zimmermann, der die Bombe platzen lässt: Die CSU-Abgeordneten hätten
       nach einer zwölfstündigen Sitzung beschlossen, die seit 1949 existierende
       Fraktionsgemeinschaft mit der CDU zu beenden. 30 Parlamentarier hatten für
       die Trennung gestimmt – bei 18 Gegenstimmen und einer Enthaltung.
       
       ## Drohungen damals, Drohungen heute
       
       Der Geist von Kreuth ist geboren. Künftig wird er regelmäßig beschworen
       werden. Immer wenn es mal wieder knirscht zwischen den Schwesterparteien.
       In der Regel lässt sich das dann mit einem „Die kriegen sich schon wieder
       ein“ abtun. Bayerische Löwen, die brüllen, so lehrt doch die Erfahrung,
       beißen nicht.
       
       Auch jetzt im Jahr 2018, wenn der Asylstreit der Union kocht, wenn die
       beiden Parteivorsitzenden sich Ultimaten und Richtlinienkompetenzen um die
       Ohren hauen und die Abgeordneten der beiden Parteien – wie vor zwei Wochen
       – schon mal getrennt tagen, fällt der Name der kleinen Gemeinde im hinteren
       Landkreis Miesbach naturgemäß besonders häufig. Bloß: Es findet sich
       niemand mehr, der den Konflikt als Lappalie abzutun bereit ist.
       
       „Heute geht es um viel mehr als 1976“, sagt EU-Kommissar und Christdemokrat
       Günther Oettinger. „Das demokratische Parteiengefüge steht auf dem Spiel.“
       Sein Parteifreund Wolfgang Schäuble will zwar keine Parallelen ziehen,
       spricht aber von einer „historischen Stunde“ und sieht Europa in Gefahr.
       Und dann steht da noch dieses eine Wort im Raum: „Schnell.“ Das antwortet
       der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet auf die Frage,
       wie schnell die CDU einen eigenen Landesverband in Bayern gründen könnte.
       Kommt einem irgendwie bekannt vor.
       
       München 2018. Es ist nicht die repräsentativste Ecke Münchens, in der die
       CSU vor zwei Jahren ihr Headquarter aufgeschlagen hat. Aber die
       Infrastruktur ist gut: Draußen vor der Tür beginnt die Autobahn A 9,
       München–Berlin. Oder sie endet. Eine Frage der Perspektive. „Endlich hatten
       wir uns aus der babylonischen Gefangenschaft der FDP befreit“, sagt
       Wilfried Scharnagl gleich zur Begrüßung.
       
       ## Niemand hatte die Absicht…
       
       Er wartet vor der „Kleinen Lage“, einem Besprechungsraum im dritten Stock.
       Im Oktober wird er 80. Langer Händedruck, beigefarbenes Sakko, schwarzes
       Hemd. In der linken Brusttasche steckt ein weinrotes Tuch, am Revers eine
       unscheinbare weiß-blaue Rosette – der Bayerische Verdienstorden, die kleine
       Variante für unterwegs.
       
       Scharnagl war auch damals, vor über 40 Jahren, bei der Pressekonferenz im
       Hotel Überfahrt. „Ich bin heimgefahren durchs Tegernseer Tal, es hat die
       Sonne geschienen, und ich hab gedacht: Menschenskinder, die Welt ändert
       sich“, erzählt Scharnagl dann bei einer Tasse Kaffee. „Wir sind nicht mehr
       nur der FDP ausgeliefert. Ich war wirklich der Ansicht, dass das uns zu
       neuen Ufern bringt. Dass wir eine neue Konstellation mit der CDU und gegen
       die FDP schaffen und damit größere Freiräume erreichen können.“
       
       Zu diesem Zeitpunkt arbeitete Scharnagl in der CSU-Landesleitung, schrieb
       für den Bayernkurier, dessen Chefredakteur er dann von 1977 bis 2001 werden
       sollte. Wenn auf irgendjemand das Attribut „Strauß-Intimus“ zutrifft, dann
       auf ihn. Oft zitiert, aber immer wieder schön ist das Strauß-Bonmot über
       Scharnagl: „Er schreibt, was ich denke, und ich denke, was er schreibt.“
       Scharnagl sagt, man habe sich blind verstanden.
       
       Nein, niemand hatte damals in Kreuth die Absicht, eine Mauer zwischen sich
       und der CDU zu bauen – zumindest nicht, wenn man Friedrich Zimmermann
       Glauben schenken will. „Wir gingen ohne jede Vorabsicht in die Sitzung“,
       behauptete er später. Strauß habe erst mal stundenlang über Lehrerbildung
       doziert. Den Vorschlag, die 53 CSU-Bundestagsabgeordneten könnten eine
       eigene Fraktion gründen, hat dann plötzlich Franz Handlos ins Spiel
       gebracht, Niederbayer und Erststimmenkönig im Bundestag.
       
       ## Kreuth als Befreiungsschlag
       
       „Das Thema wäre aber so oder so aufgekommen“, ist Scharnagl überzeugt. Es
       lag einfach in der Luft. Der Klausurtagung war die Bundestagswahl vom 3.
       Oktober vorausgegangen: 60 Prozent der Wähler in Bayern stimmten für die
       CSU, die CDU des Spitzenkandidaten Helmut Kohl kam immerhin auf 38 Prozent.
       Doch es regierte weiter SPD-Kanzler Helmut Schmidt – mit der FDP an seiner
       Seite. Für die Union war es die dritte Wahlniederlage in Folge.
       
       Schon seit der Bundestagswahl 1972 gab es einen Dissens zwischen CSU und
       CDU darüber, wie man die Oppositionsrolle ausfüllen solle. Die Wahl, die
       die SPD triumphal gewonnen hatte („Willy wählen“), galt Strauß als
       Alarmsignal, etwas grundlegend zu ändern. Er war für einen viel
       konfrontativeren Kurs gegenüber dem sozialliberalen Lager. Für ihn stand
       fest: Mit Kohls Fixierung auf die FDP würde man nicht weiterkommen. Kreuth,
       das sollte nun der Befreiungsschlag sein.
       
       „Die FDP war für uns ein Stachel im Fleisch“, sagt Scharnagl. „Es ging
       nicht um einen Krieg innerhalb der Union. Das war den Freunden in der CDU
       aber ganz schwer zu vermitteln.“ Genauer gesagt: überhaupt nicht.
       
       Kurt Biedenkopf schaut aus dem Fenster seines Anwaltsbüros im siebten
       Stock. Am Horizont sieht man die Dresdner Kreuzkirche. Er ist 88 Jahre alt,
       vital, intellektuell, energisch. Im Streit über die Flüchtlingspolitik
       steht er aufseiten der Kanzlerin.
       
       ## Selbstbewusst bis zur Arroganz
       
       1976 war Biedenkopf eine Schlüsselfigur in dem Zwist zwischen CDU und CSU.
       Helmut Kohl, der junge dynamische Ministerpräsident aus Mainz und
       Kanzlerkandidat, hatte ihn 1973 zum Generalsekretär der CDU gemacht. Mitte
       der Siebziger war Biedenkopf die treibende intellektuelle Kraft der CDU,
       selbstbewusst bis zur Arroganz. 1975 drängte er Kohl, endlich seinen
       Anspruch auf die Kanzlerkandidatur durchzusetzen – gegen Strauß.
       Biedenkopf verstand es, den impulsiven CSU-Chef zu provozieren.
       
       Kohl habe auch als Kanzlerkandidat schon die Richtlinienkompetenz,
       verkündete er damals – Strauß und die CSU hätten also zu folgen. Ein
       Konflikt, der ziemlich heutig klingt. Aber: „Kreuth 1976“, sagt Biedenkopf,
       „hat mit dem heutigen Konflikt nichts zu tun.“
       
       Und warum nicht?
       
       „Es ging um Bedeutung und Rolle der CSU-Gruppe in der gemeinsamen
       Fraktion.“ Die CSU habe damals den Streit initiiert. „Kohl hat geantwortet:
       Wenn ihr die Fraktionsgemeinschaft auflöst, marschieren wir bei euch ein
       und gründen die CDU in Bayern.“
       
       Aber droht die CSU nicht auch 2018 – zumindest verklausuliert – wieder mit
       dem Ende der Fraktionsgemeinschaft?
       
       „Ja, aber es gab damals, anders als heute, keine inhaltlichen
       Auseinandersetzungen zwischen CSU und CDU und innerhalb der CDU. Gestritten
       wurde vor allem über Organisationsfragen. Dieser Streit wurde letztlich
       überwunden. Die Fraktion blieb erhalten.“
       
       ## Strauß: Brandstifter aus Geltungsdrang?
       
       Unklar ist jedoch noch immer, was Strauß wirklich erreichen wollte. „Ist er
       wie eine alte Wildsau durchs Parteiengelände geprescht, ohne Rücksicht auf
       den Flurschaden? Ist Strauß ein Brandstifter aus Geltungsdrang? Hat er
       lange und sorgfältig nachgedacht, oder wollte er nur noch einmal im Zentrum
       eines von ihm entfachten Wirbelsturms von sich reden machen?“ Fragen, die
       sich Rudolf Augstein schon damals im Spiegel stellt.
       
       Strauß selbst gibt sich im Interview mit dem Magazin maximal unschuldig:
       Man wolle der Schwester doch nur helfen; die habe sich immer beklagt, dass
       sie im Norden eine andere Akzentuierung gebraucht hätte, als dies im
       Verbund mit der CSU möglich sei. Getrennt marschieren, vereint schlagen –
       um nichts anderes gehe es. Und jeder natürlich in seinem Gebiet.
       
       So recht glauben will ihm das in der CDU freilich niemand. Zu lange schon
       ist immer wieder von der sogenannten Vierten Partei die Rede. Ein etwas
       irreführender Begriff: Eine eigene Partei ist die CSU ja schon, gemeint ist
       ihre Ausbreitung in den Rest der Republik. Für die CSU ist der
       Trennungsbeschluss ganz klar eine Kampfansage. Und Heiner Geißler, damals
       noch Kohls enger Vertrauter, kündigt umgehend „einen Kampf auf Leben oder
       Tod“ an.
       
       Am 19. November sitzt Helmut Kohl im Weinkeller der Staatskanzlei in Mainz.
       Der CSU-Mann Max Streibl ruft an und setzt ihn ins Bild. „Wir waren
       schockiert“, erzählt Kohl später. Das Thema schien ja beerdigt zu sein.
       Dass Strauß ihm die Entscheidung noch nicht mal persönlich mitteilte, hält
       Kohl „für einen nicht wieder gutzumachenden Affront“. Kohl ist damals noch
       nicht der dickfellige Machtmensch. Er gilt als liberal – und als Zauderer.
       Karl Carstens, damals Fraktionschef der Union im Bundestag, beschreibt
       Kohls Stil so: „Beratung mit dem Ziel der Herbeiführung eines Konsenses“.
       Klingt fast wie bei Merkel.
       
       ## Kohl will Kanzler werden
       
       Kohl ist auf dem Sprung aus der Provinz in die Bundespolitik. Bei seinem
       Entschluss, als Oppositionsführer nach Bonn zu gehen, hatte er sich jedoch
       auf Strauß’ Wort verlassen. Ohne die Fraktionsgemeinschaft wäre seine
       Position im Bundestag deutlich geschwächt. Und in Mainz kann er nicht
       bleiben, dort ist mittlerweile Bernhard Vogel als Ministerpräsident
       inthronisiert.
       
       Tröstende Worte erhält Kohl ausgerechnet aus dem Süden. Am Tag nach Kreuth
       ruft ihn der Tiroler Landeshauptmann Eduard Wallnöfer an und sagt: „Mach
       dir nix draus. Die Bayern sind Lumpen.“ Worte, wie man sie heute nicht mehr
       aus Österreich erwarten würde.
       
       Aber ganz so schlimm ist die Lage dann doch nicht, das dämmert Kohl und
       Biedenkopf rasch. Denn Strauß’ Versuch, die Union zu spalten, hat etwas
       Dilettantisches. Nach Kreuth folgen hektische Sondersitzungen, man
       versucht, den Riss zu kitten. Doch Kohl und Biedenkopf rüsten parallel zu
       den Gesprächen zum Gegenschlag, ganz ohne Zaudern. Ihre Einschätzung: Die
       CSU plant die Nordausweitung. Allen Beteuerungen zum Trotz. Und damit die
       Zersplitterung des konservativen Lagers. Kohl sieht schon den Rückfall in –
       die schlimmste aller Verwünschungen in der Bundesrepublik – Weimarer
       Zeiten. Deshalb droht er mit der effektivsten Waffe, die er hat: dem
       „Einmarsch“ der CDU in Bayern.
       
       Auch damals ist die Rede von einem Ultimatum, in diesem Fall ist es der
       CDU-Chef, der es stellt. Strauß reagiert zunächst ungerührt: „Ultimaten
       stellen nur Kidnapper, und Herr Kohl ist kein Kidnapper.“
       
       Doch die CDU-Zentrale ventiliert Anfang Dezember schon den Slogan für den
       Wahlkampf der Bayern-CDU: „Kohl: Aus Liebe zu Deutschland. CDU in Bayern“.
       Mitte März 1977 soll in Nürnberg der erste Parteitag der Bayern-CDU
       stattfinden. Auch suche man bereits eine Immobilie in München, heißt es.
       Und am 20. Dezember soll in den bayerischen Zeitungen eine große Anzeige
       mit einem Appell Kohls erscheinen. Auch um das Führungspersonal des neuen
       Landesverbands braucht man sich offenbar keine Sorgen zu machen. Prominente
       Christsoziale wie die bayerischen Minister Max Streibl, Anton Jaumann, Hans
       Maier und Bruno Merk wären in diesem Fall angeblich bereit zu dissidieren.
       
       ## 66 Prozent der Bayern gegen Strauß
       
       „Dadurch, dass daraus dann ein Kampf zwischen CDU und CSU geworden ist“,
       bilanziert Wilfried Scharnagl im Rückblick, „war das Ganze zum Scheitern
       verurteilt. Wo hätte die CSU jetzt plötzlich ihre Truppen hernehmen
       sollen?“
       
       Es ist offensichtlich: Strauß hat sich verkalkuliert. Auch in den eigenen
       Reihen bröckelt der Rückhalt. Mehrere CSU-Bezirke fordern einen
       Sonderparteitag, auch die Junge Union (JU). In Erlangen macht sich ein
       abtrünniger CSU-Stadtrat schon einmal daran, den ersten CDU-Ortsverband zu
       gründen. Und ob sich Strauß auf die Bundestagsabgeordneten verlassen kann?
       Zweifelhaft. Schließlich muss ein großer Teil von ihnen um seine Wiederwahl
       bangen, sollte sich die CDU nun auch in Bayern breitmachen. Noch nicht
       einmal das bayerische Volk weiß Strauß hinter sich: In einer Umfrage
       sprechen sich 66 Prozent gegen die Trennung aus. Rund die Hälfte der
       CSU-Wähler gibt an, im Falle eines Falles künftig für die CDU stimmen zu
       wollen.
       
       Wenig hilfreich sind da für Strauß auch die Verbalinjurien, mit denen er in
       seinem Zorn um sich wirft. Es ist in diesen Tagen, dass bei einem Treffen
       mit JU-Funktionären in einem Restaurant der Wienerwald-Kette die berühmten
       Worte über den „total unfähigen“ Kohl fallen, der niemals Kanzler werde,
       weil ihm „die charakterlichen, die geistigen und die politischen
       Voraussetzungen“ dafür fehlten.
       
       Dennoch kommt es im Dezember zu vier mehrstündigen Treffen mit Kohl, der
       Strauß sogar Zugeständnisse macht. Als CDU und CSU am 12. Dezember die
       Fortsetzung der Fraktionsgemeinschaft vereinbaren, bekommen die Bayern
       einen Ersten Stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden, mehr Geld aus der
       Fraktionskasse und das Recht, von der Mehrheitsmeinung in der Union
       abweichende eigene politische Standpunkte zu vertreten. Sie müssen den
       Trennungsbeschluss noch nicht einmal formell zurücknehmen. Stattdessen
       werde er nun von neuen Vorschlägen „überlagert“. Gewagte Sprachregelungen
       zur Gesichtswahrung, die jeder nach eigenem Gusto auslegen kann, bleiben
       bis heute eine Spezialität der Union.
       
       ## Und heute?
       
       Wie die Sprachregelung zur Beilegung des Streits zwischen Merkel und
       Seehofer aussehen könnte, vermag sich derzeit keiner vorstellen. Die
       Unterschiede zwischen 1976 und 2018 sind aber nicht nur inhaltlicher Natur.
       So ist die Union derzeit in der Regierung. Und natürlich hat sich auch das
       Kräfteverhältnis seit der Wiedervereinigung stark zugunsten der CDU
       verändert. Dazu kommt: Merkel ist nicht Kohl, Seehofer ist nicht Strauß.
       
       „Kreuth, das beschäftigt mich immer wieder“, sagt Scharnagl. Im Gespräch
       wandert sein Blick öfter durchs Fenster in die Ferne. „Vorige Woche hat
       mein Freund Theo Waigel im Münchner Merkur einen Text geschrieben, warum
       das alles nicht geht und warum man anders mit Frau Merkel umgehen müsse –
       das kommt mir alles vertraut vor.“ Wiederholt sich manches also doch? Da
       sagt Scharnagl diesen schönen Satz: „Es ist alles unverändert, es ist nur
       anders.“
       
       Ein Rezept angesichts der derzeitigen Krise der Union habe er aber auch
       nicht. „Ich sehe mit großer Sorge, was da stattfindet. Aber wie das gelöst
       werden kann, weiß ich nicht.“ Wird es denn im Juli noch eine Regierung
       geben? „Das kann ich nicht sagen.“
       
       Wie auch? Man kann sich ja so leicht verschätzen.
       
       „Zugegeben“, schrieb Rudolf Augstein 1976, „Helmut Kohls Chance, Kreuth zu
       überleben, ist nicht überwältigend groß.“
       
       NaN NaN
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominik Baur
   DIR Stefan Reinecke
       
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