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       # taz.de -- Kitaplatzmangel in Berlin: Gut, dass wir geredet haben
       
       > Nach dem Kita-Gipfel zeigen sich Eltern- und Kitavertreter besänftigt.
       > Bildungssenatorin Scheeres will ErzieherInnen-Ausbildung öffnen.
       
   IMG Bild: Nach der Eltern-Demo lud Bildungssenatorin Scheeres zum Kita-Gipfel
       
       Berlin senkt die Hürden für angehende ErzieherInnen: Die Ausbildung soll
       auch für Menschen mit einem mittleren Schulabschluss geöffnet werden,
       kündigte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Freitag an. Bislang
       müssen BewerberInnen mindestens die Fachhochschulreife vorweisen.
       QuereinsteigerInnen in den Beruf sollen zudem besser begleitet werden. Auch
       für Eltern, die auf der Suche sind nach einem Kitaplatz, will Scheeres
       etwas tun: „Wir werden ein anderes, transparentes Anmeldesystem
       erarbeiten.“
       
       Das sind Ergebnisse des Kita-Gipfels, der am Freitag stattgefunden hat.
       Mehrere Stunden hatten VertreterInnen von Kita-Verbänden, Bezirken,
       Gewerkschaften, Eltern und Fachschulen darüber beraten, wie dem Mangel an
       Kitaplätzen begegnet werden kann. Sie habe den Eindruck, dass es in die
       richtige Richtung gehe, sagte im Anschluss Elternvertreterin Katharina
       Mahrt.
       
       ## Senatorin unter Druck
       
       Scheeres steht schon länger unter Druck: Eltern, die keine Betreuung für
       ihre Kinder fanden, waren in den vergangenen Monaten vermehrt vor Gericht
       gezogen. Im März entschied das Oberverwaltungsgericht im Fall zweier
       Eltern, dass der Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz gilt – Fachkräftemangel
       hin oder her. Die Behörden müssen diese Plätze also anbieten, auch wenn zu
       wenig Personal auf dem Markt ist. Im Mai demonstrierten 3.000 Eltern und
       ErzieherInnen gegen den Platzmangel und forderten eine bessere Bezahlung
       der ErzieherInnen. Ein Bündnis aus Gewerkschaften, Trägerverbänden und
       Elternvertretungen forderte Scheeres auf, noch vor der Sommerpause einen
       Kita-Krisengipfel einzuberufen.
       
       Die Senatorin reagierte zunächst mit verschiedenen Maßnahmen: Sie
       ermöglichte eine befristete Überbelegung der Gruppen. Die Bezirke sollen
       einen Teil der Plätze der Kita-Eigenbetriebe zudem an dringende Fälle
       selbst vergeben dürfen; bisher waren dafür allein die Träger zuständig.
       Schon länger können Kitas 30 Prozent der freien Stellen auch mit
       QuereinsteigerInnen besetzen. Viele halten das aber für pädagogisch nicht
       sinnvoll und schöpfen die Möglichkeit nicht in vollem Umfang aus.
       
       Beim Kita-Gipfel am Freitag war man sich einig, dass die
       QuereinsteigerInnen und ihre AnleiterInnen besser begleitet werden müssen.
       Auch die Besoldung der ErzieherInnen war Thema: Sie verdienen in Berlin
       mehrere Hundert Euro weniger als in anderen Bundesländern. Scheeres
       bekräftigte am Freitag, dass es Ziel des Senats sei, diese Lücke bei den
       anstehenden Tarifverhandlungen zu schließen.
       
       Die Gewerkschaft Verdi hatte vor dem Gipfel knapp 700 ErzieherInnen in
       Kitas und Schulen online zu ihrer Arbeitssituation befragt. Der
       Personalmangel, zu große Gruppen und ein schlechtes Betriebsklima bereiten
       den Beschäftigten demnach die größten Sorgen. Viele wünschen sich laut der
       Umfrage eine bessere Bezahlung und eine Verringerung der Wochenarbeitszeit.
       
       Nach dem Gipfel soll es nun in Fachgruppen weitergehen. Im Dezember werde
       es eine Auswertung geben, so Scheeres. Zumindest Roland Kern vom
       Dachverband Berliner Kinder- und Schülerläden gab sich am Freitag
       optimistisch: „Wir haben den Anspruch an uns als Kita-Szene, der Stadt zu
       beweisen, dass wir das können.“
       
       29 Jun 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Antje Lang-Lendorff
       
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