URI: 
       # taz.de -- Die Regierung Trudeau legalisiert Kiffen: Cannabis in Kanada erlaubt
       
       > Das Parlament in Ottawa legalisiert Cannabis. Kanada ist das erste
       > westliche Industrieland, das privaten Konsum und Besitz gestattet.
       
   IMG Bild: So sah es VOR der Legalisierung von Cannabis aus: Rauchwolken vor dem Parlament in Ottawa bei der jährlichen Marihuana-Demo (2018)
       
       Vancouver taz | Als erstes westliches Industrieland erlaubt Kanada
       zukünftig den Besitz und privaten Konsum von kleinen Mengen Cannabis. Nach
       dem Unterhaus stimmte am späten Dienstagabend auch der Senat in Ottawa der
       Legalisierung mit 52 gegen 29 Stimmen zu. Mit der Neuregelung können die
       Kanadier in Zukunft das Rauschmittel ganz offiziell in dafür vorgesehenen
       Läden kaufen oder online bestellen.
       
       Damit setzt Kanadas liberaler Premierminister Justin Trudeau ein
       Versprechen aus dem Wahlkampf um. „Bislang konnten unsere Kinder viel zu
       leicht an Cannabis gelangen und Kriminelle haben die Profite eingefahren.
       Das ändert sich jetzt“, erklärte Trudeau nach der historischen Abstimmung,
       der ein fast einjähriges politisches Tauziehen zwischen den kanadischen
       Parteien vorausgegangen war.
       
       Trudeau will mit der Legalisierung den Schwarzmärkten für Cannabis
       beziehungsweise Marihuana die Grundlage entziehen, denn die Droge ist in
       Kanada schon seit Jahren leicht erhältlich. Polizei und Behörden hatten den
       privaten Genuss zuletzt kaum noch verfolgt und Ärzte konnten Cannabis als
       normales Medikament verschreiben. In vielen Großstädten entstanden immer
       mehr Hanf-Apotheken, viele davon illegal oder halb-legal.
       
       Nun wird der Besitz reguliert. Danach darf jeder volljährige Kanadier
       zukünftig bis zu 30 Gramm Cannabis mit sich führen und zum Teil auch in der
       Öffentlichkeit konsumieren. Auch Cannabis-Öl ist bald legal. Verarbeitete
       Produkte wie Cannabis-Kekse sollen in einem Jahr zulässig sein. Der
       Eigenanbau von bis zu vier Pflanzen ist grundsätzlich gestattet, wobei die
       13 kanadischen Provinzen und Territorien große Spielräume erhalten und von
       vielen Regeln abweichen können.
       
       ## Lokale Regelungen
       
       So wollen mit Québec und Manitoba mindestens zwei Provinzen den Eigenanbau
       nicht erlauben. Das Mindestalter für den Konsum von Haschisch variiert je
       nach Region zwischen 18 und 19 Jahren, auch der Vertrieb und Verkauf wird
       unterschiedlich geregelt. Einige Provinzen erlauben private Anbieter,
       andere nicht. In manchen Regionen des Landes darf die Droge nur im privaten
       Heim konsumiert werden.
       
       Kanadas bevölkerungsreichste Provinz Ontario, zu der auch die
       Millionenmetropole Toronto gehört, hat sich für eine relativ restriktive
       Umsetzung entschieden. Das Mindestalter dort beträgt 19 Jahre. Gekauft oder
       bestellt werden kann Cannabis dort nur in staatlichen Läden, von denen es
       zunächst 40 geben soll. Bis 2020 soll die Zahl auf 150 steigen. Der Konsum
       in der Öffentlichkeit bleibt tabu.
       
       ## Westküste liberaler
       
       An Kanadas Westküste rund um Vancouver sind dagegen liberalere Regeln
       geplant. Die Provinz British Columbia will staatliche und private
       Ausgabestellen erlauben, wobei die Gemeinden bestimmen dürfen, an welchen
       Standorten die Läden eröffnen. Geraucht werden darf die Droge auch in der
       Öffentlichkeit, allerdings nur an jenen Orten, an denen auch der Konsum von
       normalen Zigaretten möglich ist.
       
       Der Flickenteppich bei der Umsetzung ist ein politischer Kompromiss.
       Trudeau wollte damit Skeptiker an Bord holen und das unberechenbare
       Oberhaus auf seine Seite ziehen. Das führt zu einigen skurrilen Regeln. In
       den Nordwestterritorien etwa gibt es die Droge erstmal nur in Alkoholläden.
       In Manitoba dürfen einzelne Gemeinden den Genuss per Referendum wieder
       einschränken.
       
       ## Das große Geschäft
       
       Die Wirtschaft dagegen wittert das große Geschäft. Der Markt für Cannabis
       in Kanada wird auf rund sechs bis sieben Milliarden Dollar geschätzt und
       viele Unternehmen stehen schon in den Startlöchern. Allerdings sind dem
       Marketing Grenzen gesetzt. So dürfen die Verpackungen neben dem
       Produktnamen nur ein kleines Logo des Herstellers tragen und müssen
       Gesundheitswarnungen enthalten.
       
       Auch der Import und Export von Cannabis nach und von Kanada bleibt
       weitgehend ausgeschlossen. Der Staat legt auch den Preis an der Theke fest.
       Er dürfte bei knapp zehn kanadischen Dollar pro Gramm liegen. Geplant hat
       die Regierung außerdem eine Extra-Steuer auf jedes verkaufte Gramm. Sie
       soll dem Staat gut und gerne 400 Millionen Dollar im Jahr einbringen.
       
       Die Regierung hat erklärt, dass der 17. Oktober der Starttermin für die
       Neuregelung sein soll. Regierungschef Trudeau hat zugegeben, selbst ein
       paar Mal Haschisch geraucht zu haben – darunter mit Freunden nach seiner
       Wahl ins Parlament. Vor fünf Jahren hatte Uruguay als erstes Land den
       Genuss freigegeben. In den USA ist dies in neun Bundesstaaten erlaubt,
       darunter in Kalifornien.
       
       20 Jun 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jörg Michel
       
       ## TAGS
       
   DIR Cannabis
   DIR Kanada
   DIR Kiffen
   DIR Legalisierung Marihuana
   DIR Marihuana
   DIR Justin Trudeau
   DIR Kanada
   DIR Marihuana
   DIR Legalisierung
   DIR Cannabis
   DIR Polizei Berlin
   DIR Cannabis
   DIR Dänemark
   DIR Cannabis
   DIR Cannabis
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Cannabis-Legalisierung in Kanada: Fünf Tage aufs Gras warten
       
       Die große Nachfrage nach legalem Cannabis in Kanada führt zu
       Lieferengpässen. Die Regierung warnt vor Wartezeiten von mehreren Tagen.
       
   DIR Marihuana-Legalisierung in Kanada: Ein Land im Rausch
       
       In Kanada darf jetzt Marihuana konsumiert werden. Der Auftakt zur
       Legalisierung verläuft allerdings überaus holprig.
       
   DIR Legalisierung von Cannabis in Berlin: Jetzt durchziehen, Genossen!
       
       Die Berliner SPD will auf ihrem Parteitag über einen Antrag zur
       Cannabisfreigabe abstimmen. Der Kreisverband Mitte ist schon mal dafür.
       
   DIR Cannabis und die FDP: Einfach Shit verkauft
       
       Die FDP hat in einer Kleinen Anfrage nach dem THC-Anteil bei von der
       Polizei sichergestelltem Gras gefragt – die Anwort ist erhellend.
       
   DIR Kommentar Cannabis und Polizeidienst: Pflichtkiffen für Polizeianwärter!
       
       Ein Bewerber darf in Berlin nicht Polizist werden, weil er THC geraucht
       hat. Das ist doch einfach nur albern und unwürdig.
       
   DIR Petition für überwachten Hanfanbau: In München mangelt es an Cannabis
       
       Für Schwerkranke ist Hanf auf Rezept erhältlich. Doch viele Apotheken
       kämpfen mit Lieferengpässen. Legaler Anbau vor Ort könnte helfen.
       
   DIR Veränderungen für Freistadt Christiania: Krise im Paradies
       
       In der Kopenhagener Freistadt Christiania wurde die Pusherstreet
       geschlossen. Revierkämpfe um den dortigen Cannabishandel sind eskaliert.
       
   DIR Gastkommentar Cannabis-Freigabe: Gechillt Kiffen bringt mehr Sicherheit
       
       Rauchzeichen aus Berlins SPD-Fraktion: Die unsinnige Verfolgung von
       Cannabis-Konsumenten halte Polizei und Justiz von der Arbeit ab.
       
   DIR Cannabis-Export aus Israel: Millionen fürs highlige Land
       
       Kiffen ist kosher und Gras gut für den Kibbutz. Cannabis könnte daher zu
       einem der wichtigsten Exportprodukte des Landes werden.