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       # taz.de -- Sepp Blatter wird in Russland hofiert: Er ist wieder da
       
       > Dem guten Sepp aus dem Wallis wird in Moskau der rote Teppich ausgerollt.
       > Das gefällt seinem Nachfolger und Doppelgänger Infantino nicht.
       
   IMG Bild: Immer mittendrin: Putin-Freund Sepp Blatter
       
       Nischni Nowgorod taz | Blatter is back. Eigentlich, ist er ja immer noch
       Präsident der Fifa, wie er nach seiner Ankunft in Moskau verriet. Den
       Statuten nach hätte er nämlich abgewählt werden müssen und das sei nie
       passiert. Der gute [1][Sepp aus dem Wallis] hat auch im Alter von 82 Jahren
       nichts von seinen Qualitäten eingebüßt und er gibt mal wieder den
       Gute-Laune-Onkel bei einer Fußball-WM. Er lässt sich von den Widrigkeiten
       der Realität nicht beirren, er macht es sich stets in seiner eigenen
       Realität gemütlich – das war schon immer seine große Stärke.
       
       Sein Nachfolger Gianni Infantino muss sein größter Bewunderer sein. Denn er
       gleicht ihm in seiner Amtsausführung wie ein siamesischer Zwilling. Nur an
       dieser conférencierartigen Lässigkeit von Blatter reicht er noch nicht ganz
       heran, aber das kann noch werden. Kritik lächelt Infantino, der gleichfalls
       aus dem Wallis stammt, ebenso gekonnt weg.
       
       Als er jüngst beim Fifa-Kongress von der Transparenz und Integrität seiner
       Organisation schwärmte und ihn später ein britischer Journalist auf die
       noch immer ungelösten Fälle der Ethikkommission ansprach, entgegnete er
       amüsiert: „Sie müssen auch immer das Haar in der Suppe suchen.“ Und er
       verwies lächelnd auf seinen blanken Schädel.
       
       Ausgerechnet zur größten Festzeit taucht nun Doppelgänger Blatter auf, dass
       kann Infantino gar nicht schmecken. Ausgerechnet jetzt, [2][da er sich für
       eine zweite Amtszeit profilieren möchte]. Ausgerechnet jetzt, da er überall
       immer wieder erzählt, dass die Fifa ein völlig anderer Verband geworden
       ist, der nichts mit dem korrupten System von früher zu tun hätte.
       
       Der 48-Jährige beißt sich bislang auf die Zunge, aber im Inneren muss es in
       ihm brodeln. Die ganze Aufmerksamkeit, die ihm von Russlands Machthabern
       zuteil wurde, dieses Wohlwollen und viele Lob, muss er sich nun mit seinem
       Vorgänger teilen. Schlimm ist besonders: Die Gleichbehandlung der
       russischen Machthaber von Infantino und Blatter macht ganz gut deutlich,
       dass sich in der Fifa-Führung nicht viel verändert hat. Im Kreml schätzt
       man eben die Kontinuität im Fußballweltverband.
       
       ## In den Hofstaat von Putin aufgestiegen
       
       Der russische Vize-Präsident Witali Leontjewitsch Mutko, der sich
       möglicherweise trotz seiner Delegierung nach dem Dopingskandal als
       heimlicher Sportminister fühlt, hat Blatter bereits empfangen. Und wenn es
       ganz schlimm kommt für Infantino, wird es auch noch ein Treffen zwischen
       Putin und Blatter geben. Bestens haben sich die beiden schon immer
       verstanden.
       
       Sepp Blatter ist die entscheidende Figur im Weltverband gewesen, die
       Russland den Weg zu dieser Weltmeisterschaft geebnet hat. Nach seinem
       Amtsantritt hat Infantino nur ein weiteres Mal wieder den Blatter gegeben
       und stieg damit ebenfalls in den Hofstaat von Putin auf. Mit größter
       Ergebenheit ist er Russlands Präsidenten zugetan. Die Slapstick-Einlage
       beim Fifa-Kongress vor zwei Wochen ist noch in bester Erinnerung, als der
       Fifa-Chef Putin entgegeneilte, die falsche Treppe nach unten nahm und der
       Staatschef bereits auf der Bühne stand.
       
       Nun will wieder dieser Blatter mitspielen. Die Fifa mag zwar Blatter bis
       2021 für alle Tätigkeiten im Fußball gesperrt haben, in dessen Wahrnehmung
       ist er immer noch der Chef des mächtigsten Weltfußballverbandes. Gianni
       Infantino wird sich das merken. Sollte er einmal geschasst und nicht
       abgewählt werden, man weiß es schon jetzt, der Imitationskünstler wird
       sagen: er sei immer noch der eigentliche Präsident.
       
       21 Jun 2018
       
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