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       # taz.de -- Kolumne So nicht: Bruda, mach den Masterplan!
       
       > Lernen Sie von Seehofer wie man aus einem Horst einen Elefanten macht.
       > Behaupten Sie, einen Masterplan zu haben und dass der „umstritten“ sei.
       
   IMG Bild: Die Ems. Ohne Masterplan geht der Fluss den Bach runter
       
       Von Seehofer lernen, heißt, zu behaupten, einen Masterplan zu haben. Am
       besten eignet sich so ein Plan dafür, sich selbst als Superhorst in allen
       Lebenslagen zu verkaufen.
       
       Sie stecken gerade in einer Notlage? Rufen Sie einfach: „Ich hab einen
       Masterplan, holt mich hier raus!“. Sie müssen sich beweisen, weil Ihnen
       partout niemand zuhören will? „Ruhe jetzt! Oder wollt ihr, dass ich meinen
       Masterplan auspacke?“. Sie müssen die Machtfrage stellen, weil Ihnen das
       Wasser bis zum Halse steht? Behaupten Sie einfach: „Von meinem Masterplan
       werden alle profitieren“.
       
       Sie wollen aus anderen niederen Gründen einen auf dicke Hose machen? Sagen
       Sie: „Ich mach dich Masterplan, du Muschi!“ Sie suchen nach einem Zugang zu
       einer Influencer-Gruppe, die sie bisher nicht reingelassen hat? Bieten Sie
       folgenden Deal an: „Wenn Ihr mich mitspielen lasst, zeig ich Euch meinen
       Masterplan!“. Sie haben einen Gartenzaunstreit? Schüchtern Sie Ihren
       Nachbarn ein, indem Sie ihm eine SMS schicken: „Hör auf jetzt! Sonst
       kriegst du kein Masterplan.“
       
       Um die Medien davon zu überzeugen, dass Sie einen Masterplan haben, braucht
       es nicht viel. Halten Sie ihn einfach geheim. Das allein reicht schon, um
       wochenlange wilde Spekulationen aufrecht zu erhalten. Nach einigen Tagen
       bereits werden Sie merken, dass reichweitenstarke Qualitätsmedien wie
       Spiegel Online schon nicht mehr von einem Masterplan, sondern bereits von
       einem „umstrittenen“ Masterplan sprechen.
       
       Umstritten ist immer gut, weil das heißt, es könnte was dran sein und es
       ist ja immer was dran und das heißt, dass man den Masterplan gut ein paar
       Wochen ausspielen kann, mindestens so lange die WM läuft.
       
       A propos. Laden Sie Ihre Freunde und andere Bekannte einfach zum
       Deutschlandspielgucken ein. Lassen Sie ordentlich Alkohol fließen und
       bringen Sie dann Ihre Fans dazu, Sie mit einem neuen Schlachtruf zu feiern:
       [1][„Bruda, mach den Masterplan!“ Und Sie können dann triumphierend
       zurückrufen: „Bruda, ich mach den Masterplan“]
       
       Falls Zweifel aufkommen, ob es überhaupt einen Masterplan braucht, rufen
       Sie sehr empört: „Wissen Sie überhaupt, was der Museumsverbund Worpswede
       ohne den Masterplan der Kulturministerin wäre?“ Oder noch empörter:
       „Glauben Sie etwa, auf der Ems würden heute noch Saugbaggerschiffe fahren,
       wenn es den Masterplan Ems nicht gäbe?“
       
       Es geht im Übrigen auch völlig in Ordnung, wenn einer Ihrer Vertrauten
       öffentlich macht, dass er Ihren Masterplan nicht gelesen hat. Freuen Sie
       sich über eine derartige Unterstützung. Nicht gelesen ist mindestens so gut
       wie „umstritten“. Das heißt, dass nun alle davon überzeugt sind, dass Sie
       einen Masterplan haben. Und darum geht's. Die Inhalte googelt sich einfach
       jeder zusammen wie er will.
       
       Ansonsten sollten Sie sich vielleicht noch mit Ihrer Mastercard dieses Buch
       zulegen: „Der Masterplan: Mit dem richtigen Mentor in 15 Schritten zu
       Reichtum und Erfolg“.
       
       23 Jun 2018
       
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   DIR [1] https://www.hessenschau.de/sport/heimspiel-videos/boateng-wir-haben-eine-maschine-in-der-mannschaft,video-62658~_story-rebic-nach-dem-pokalwahnsinn-100.html
       
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