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       # taz.de -- Parteien in der Europäischen Union: Populisten gegen Volkspartei
       
       > Die Parteienlandschaft in der EU wird derzeit kräftig durchgerüttelt. In
       > Frankreich und Italien schwinden die Traditionsparteien.
       
   IMG Bild: Komiker haben es mitunter leichter als die Vertreter älterer Parteien: Beppe Grillo 2014 in Rom
       
       Nach der Unionskrise und der Anbiederung der CSU an rechtsaußen zeigen die
       jüngsten Umfragen, dass die AfD in Bayern von dem Streit profitiert – aber
       nicht die CSU. In Deutschland droht das bestehende Parteiengefüge über das
       Ringen um Fragen der Migration zu erodieren.
       
       Viele EU-Länder haben eine deutlich stärker zersplitterte
       Parteienlandschaft als Deutschland. So zum Beispiel die Niederlande: In der
       Abgeordnetenkammer gibt es derzeit 13 Fraktionen, die Regierungsbildung ist
       dadurch in der Regel sehr viel komplizierter. Der rechtsliberale
       Ministerpräsident Mark Rutte brauchte gut sieben Monate, um eine Regierung
       zu bilden.
       
       Vor allem die großen, etablierten Parteien mussten vielerorts zuletzt
       empfindliche Einbußen hinnehmen – besonders traf es die Sozialdemokraten.
       Dies war auch der Fall in den Niederlanden, wo die Arbeitspartei (PvdA) mit
       5,7 Prozent der große Verlierer der Parlamentswahl von 2017 wurde.
       
       Schlecht erging es auch der Partito Democratico (PD) von Ministerpräsident
       Paolo Gentiloni und Parteichef Matteo Renzi in Italien. Traditionell hatte
       das Land immer eine besonders zersplitterte Parteienlandschaft mit etlichen
       Klein- und Kleinstgruppierungen, die das Movimento 5 Stelle (M5S –
       Fünf-Sterne-Bewegung) nach seiner Gründung im Jahr 2009 noch einmal
       zusätzlich aufwühlte. Der schwer als links oder rechts einzuordnenden
       populistischen Protestpartei gelang es bei den italienischen
       Parlamentswahlen im März 2018 als Einzelpartei mit 32 Prozent stärkste
       Kraft zu werden.
       
       Das Mitte-rechts-Bündnis zwischen Lega – früher Regionalpartei Lega Nord –
       und der Berlusconi-Partei Forza Italia kam damals auf 37 Prozent. Die PD
       dagegen wurde kräftig abgestraft: Sie rutschte auf 19 Prozent ab, das von
       ihr geführte Mitte-links-Bündnis auf 22 Prozent.
       
       Eine „Bewegung“ krempelte auch die Parteienlandschaft in Frankreich kräftig
       um – allerdings eine dezidiert proeuropäische: Erst siegte Emmanuel Macron
       in der Stichwahl Anfang Mai 2017 mit großem Abstand vor der rechtsextremen
       Kandidatin Marine Le Pen und wurde so französischer Präsident. Dann
       sicherte sich seine Partei „La République en Marche“ die absolute Mehrheit
       in der Nationalversammlung. Den Sozialisten und der bürgerlichen Rechten,
       die über Jahrzehnte die Geschicke des Landes bestimmten, ging es an den
       Kragen. Vorher stärkste Partei, verloren die Sozialisten 250 ihrer bis
       dahin 280 Sitze in der Nationalversammlung. Zersplittert ist in Frankreich
       vor allem die Opposition in der ersten Parlamentskammer.
       
       10 Jul 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eva Oer
       
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