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       # taz.de -- Vor dem EU-Gipfel: Merkel gibt sich ganz entspannt
       
       > EU-Ratspräsident Tusk kommt der Kanzlerin zu Hilfe: Mit nichtssagenden
       > Formulierungen im Abschlussdokument soll Seehofer ins Abseits gestellt
       > werden.
       
   IMG Bild: Merkel will erreichen, dass Seehofer konturlos bleibt
       
       BRÜSSEL taz | Asylstreit, welcher Asylstreit? Kurz vor dem möglicherweise
       entscheidenden EU-Gipfel, der am Donnerstag in Brüssel beginnt, spielt
       Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die innen- und europapolitische Krise
       herunter.
       
       Auf dem zweitägigen Gipfeltreffen verfolge Merkel keine eigene Agenda in
       der Flüchtlingspolitik, hieß es am Mittwoch in Berliner Regierungskreisen.
       Auch der französische Präsident Emmanuel Macron machte in Optimismus.
       
       Von einer Flüchtlingskrise könne keine Rede sein, sagte ein deutscher
       Regierungsvertreter. Die „Migrationsflüsse“ seien seit 2015 um 95 Prozent
       zurückgegangen. Auch das zwischen Merkel und ihrem Innenminister Horst
       Seehofer (CSU) heftig umstrittene Thema der „sekundären Migration“ – also
       die Weiterreise von anderswo bereits registrierten Asylbewerbern nach
       Deutschland – werde überbewertet. Beim EU-Gipfel sei dieser heikle Punkt,
       der zum Bruch mit Seehofer führen könnte, nur ein Thema unter vielen.
       
       Und bei diesem Thema hat Merkel schon einiges erreicht. Nach dem
       ergebnislosen Sondergipfel am Sonntag in Brüssel zeichnet sich nun ein
       Ergebnis ab, mit dem die Kanzlerin gut leben könnte. Dafür hat
       EU-Ratspräsident Donald Tusk gesorgt. Die Mitgliedstaaten müssten „alle
       notwendigen internen gesetzlichen und verwaltungstechnischen Maßnahmen“
       ergreifen, um dies (die Sekundärmigration) zu verhindern „und bei diesem
       Ziel eng zusammenzuarbeiten“, heißt es in seinem Beschlussentwurf.
       
       ## Wenn es bei diesem Text bleibt…
       
       Was will man mehr? Wenn es bei diesem Text bleibt, kann Merkel ihrem
       Gegenspieler Seehofer sagen, sie habe alles getan, um eine „europäische
       Lösung“ zu finden. Der Rest sei ohnehin nur Verwaltungskram, heißt es in
       Berlin.
       
       So könnte man den Zugverkehr zwischen Italien und Bayern stärker
       kontrollieren, das habe es sogar schon gegeben. Denkbar sei auch, die
       Verfahren zur Rückführung von Asylbewerbern zu beschleunigen. Den EU-Gipfel
       werde man damit aber nicht belasten.
       
       Merkel hat, anders als der französische Präsident Emmanuel Macron, bisher
       noch keine Extra-Treffen mit anderen Regierungen vor dem Gipfel geplant.
       Auch Verhandlungen mit einzelnen Staaten über Rücknahmeabkommen seien nicht
       zu erwarten, hieß es in deutschen Regierungskreisen. Nach dem chaotischen
       und spannungsgeladenen Sondergipfel am Sonntag gibt sich Merkel diesmal
       demonstrativ entspannt.
       
       27 Jun 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
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