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       # taz.de -- Oberster Richter in den USA geht in Rente: Trumps Mehrheit am Supreme Court
       
       > Der Rücktritt des moderaten Richters Anthony Kennedy führt wohl auf
       > Jahrzehnte zu einer konservativen Mehrheit am Obersten Gericht.
       
   IMG Bild: Mit seinem Rücktritt macht Kennedy (rechts) Präsident Trump das größte denkbare Geschenk
       
       Berlin taz | Anthony Kennedy, einer der neun Richter am US-Supreme Court,
       tritt Ende Juli von seinem Amt zurück. Der 81-Jährige war 1988 von
       Präsident Ronald Reagan an das Oberste Bundesgericht berufen worden. Mit
       seinem Rücktritt macht Kennedy Präsident Trump das größte denkbare Geschenk
       – denn er eröffnet ihm die Möglichkeit, dem Supreme Court erstmals in
       Jahrzehnten eine klare konservative Mehrheit zu geben. Bislang war Kennedy
       bei vielen Urteilen die entscheidende Stimme zwischen dem liberalen und dem
       konservativen Block auf der Richterbank.
       
       Trump machte in einer ersten Reaktion deutlich, dass er diese Chance nutzen
       will. Es gebe bereits Kandidaten in der engeren Wahl: „Wir müssen jemanden
       auswählen, der 40 oder 45 Jahre dabei bleiben wird.“ Richter am Supreme
       Court werden vom jeweiligen Präsidenten nominiert und müssen vom Senat
       bestätigt werden. Ihre Wahl gilt auf Lebenszeit. Kennedy hatte dem Gericht
       30 Jahre angehört, älter als er ist nur Richterin Ruth Bader Ginsburg.
       
       Die liberale 85-Jährige wurde 1993 von Bill Clinton ernannt. Die übrigen
       Richter sind zwischen 50 und 79 Jahren alt. Die Befugnisse des Supreme
       Court bei der Kontrolle von Regierung und Gesetzgebung sind in den USA sehr
       weitreichend.
       
       Trump bekommt damit schon zum zweiten Mal die Möglichkeit, ein Mitglied des
       Obersten Gerichts zu benennen, nachdem im Februar 2016 – noch in der
       Präsidentschaft Barack Obamas – der konservative Richter Antonin Scalia im
       Amt verstorben war. Die Republikaner im Senat weigerten sich allerdings
       über Monate, eine Anhörung von Obamas Kandidat Merrick Garland anzusetzen.
       Nach Trumps Wahlsieg wurde dann Neil Gorsuch nominiert und im Senat
       bestätigt.
       
       ## Gegen Hinrichtung jugendlicher Mörder
       
       Kennedy war wegen seiner juristischen Philosophie ein außerordentlich
       einflussreiches Mitglied des Gerichts. Erst vor wenigen Tagen [1][schloss
       er sich seinen vier konservativen Kollegen an] und billigte [2][Trumps
       umstrittene Einreisesperre für Bürger aus sechs mehrheitlich muslimischen
       Ländern]. 2013 trug er eine Entscheidung mit, dass Maßnahmen gegen die
       Diskriminierung afroamerikanischer WählerInnen in Alabama nicht mehr länger
       nötig seien.
       
       2010 schloss er sich den Richtern an, die bisherige Grenzen für die
       Wahlkampffinanzierung durch Unternehmen einrissen. 2015 hingegen gab er die
       entscheidende Stimme bei der Billigung gleichgeschlechtlicher Ehen ab. Er
       schrieb sogar das Urteil, in dem es hieß, die Männer und Frauen, um die es
       gehe, „bitten darum, vor dem Gesetz genauso mit Würde wie alle anderen
       behandelt zu werden. Die Verfassung gewährt ihnen dieses Recht.“
       
       2005 sorgte Kennedy mit dafür, dass bei der Tat noch jugendliche Mörder
       nicht mehr hingerichtet werden dürfen, und mehrfach half er, [3][Angriffe
       auf das seit 1973 geltende Recht von Frauen auf Schwangerschaftsabbruch
       abzuwehren].
       
       28 Jun 2018
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Schaaf
       
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