# taz.de -- Verwirrung um Rückführungen: Keine Geschenke für Deutschland
> Um die Anzahl der Rückführungsabkommen, die Kanzlerin Merkel beim
> EU-Gipfel in Brüssel vereinbart hat, ist ein bizarrer Streit entbrannt.
IMG Bild: Europäische Glückseligkeit in Berlin? Kein EU-Land ist bereit, Merkel ein Geschenk zu machen
Brüssel taz | Zwei, vierzehn – oder am Ende doch nur elf? Um die Anzahl der
Rückführungsabkommen, die Kanzlerin Angela Merkel am Rande des EU-Gipfels
in Brüssel vereinbart hat, ist ein bizarrer Streit entbrannt. Nach
Tschechien und Ungarn hat nun auch Polen Absprachen mit der Kanzlerin
dementiert.
„Es gibt keine neuen Abmachungen für die Übernahme von Asylbewerbern aus
anderen EU-Staaten“, [1][twitterte die polnische Regierungssprecherin
Joanna Kopcińska]. „Wir praktizieren eine sehr restriktive Asylpolitik und
werden das auch nicht ändern.“
Allerdings hatte Merkel auch gar nicht von fertigen Abkommen gesprochen. In
einem Schreiben an die Koalitionsspitzen in Berlin war die Rede von
„Zusagen auf politischer Ebene, solche Abkommen abzuschließen“. Es handelt
sich also lediglich um unverbindliche Absichtserklärungen.
Dass die Osteuropäer jetzt einen Rückzieher machen, ist wenig erstaunlich.
Schließlich haben sie in der Asylpolitik schon bisher jede Zusammenarbeit
verweigert. Schon beim EU-Gipfel war die Meldung, Viktor Orbán sei bereit,
Merkel zu helfen, ungläubig aufgenommen worden.
Doch selbst in jenen Ländern, mit denen Merkel schon Nägel mit Köpfen
gemacht hat, dürfte es noch einige Wochen dauern, bevor es tatsächlich zur
Rücküberführung von Aslybewerbern kommt. Dies geht aus einer
Pressemitteilung der Bundesregierung vom vergangenen Freitag hervor.
## Familienzusammenführung zugesagt
Darin berichtet die Kanzlerin von ihrer [2][„politischen Vereinbarung“] mit
dem griechischen Regierungschef Alexis Tsipras und dem spanischen
Ministerpräsidenten Pedro Sanchez. Griechenland und Spanien seien bereit,
„Asylsuchende wiederaufzunehmen, die künftig an der
deutsch-österreichischen Grenze festgestellt werden“ und bereits in einem
dieser Länder im EU-Asylregister EURODAC registriert wurden.
Die „operativen Einzelheiten“ müssten aber erst noch vereinbart werden, was
„in den nächsten vier Wochen“ erfolgen soll. Die Zusammenarbeit soll
„unmittelbar“ danach beginnen – aber eben nicht sofort, wie Merkel bei
ihrer Pressekonferenz in Brüssel suggeriert hatte.
Außerdem hat diese Zusammenarbeit einen Preis – zumindest im Falle
Griechenlands. Merkel habe die Bearbeitung von 2.900 Anträgen auf
Familienzusammenführung von Flüchtlingen zugesagt, wie Tsipras nach dem
EU-Gipfel in Brüssel erklärte. „Auf diese Weise wird die Bilanz für
Griechenland nach diesen Zusammenführungen positiv sein“, hob der
griechische Ministerpräsidenten mit Blick auf die Flüchtlingszahlen hervor.
Im Fall Griechenlands könnten also mehr Flüchtlinge nach Deutschland
weitergeleitet werden als umgekehrt nach Athen zurückkehren würden.
Ähnliche Klauseln dürften auch andere Vereinbarungen enthalten – denn kein
EU-Land ist bereit, Merkel ein Geschenk zu machen. Schon gar nicht in einer
so kontroversen Frage wie der Asyl- und Flüchtlingspolitik.
1 Jul 2018
## LINKS
DIR [1] https://twitter.com/j_kopcinska/status/1013348135211544577
DIR [2] /Merkels-Massnahmenkatalog/!5517097
## AUTOREN
DIR Eric Bonse
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