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       # taz.de -- Neuer Armeechef im Kongo: General mit düsterer Geschichte
       
       > Menschenrechtler machen General John Numbi für einen brutalen Mord
       > verantwortlich. Nun kehrt er im Militär nach ganz oben zurück.
       
   IMG Bild: General John Numbi (Mitte) mit einem Vertreter der Einsatzgruppe EUFOR im Jahr 2006
       
       Berlin taz | Es war der 1. Juni 2010. Floribert Chebeya, damals der
       bekannteste Menschenrechtsaktivist der Demokratischen Republik Kongo, war
       um 17.30 Uhr mit Kongos Polizeichef John Numbi verabredet. Leicht
       verspätet, schrieb er um 17.31 Uhr seiner Frau, er sei auf dem Weg ins
       Polizeipräsidium und werde sich später melden.
       
       [1][Chebeya überlebte den Termin nicht]. Am nächsten Morgen wurde er tot in
       seinem Auto entdeckt, [2][mit Folterspuren]. Wie ein Gericht später
       feststellte, war er auf dem Polizeigelände ermordet und seine Leiche
       verschleppt worden. Seine Mitstreiter sind davon überzeugt, dass Numbi
       Chebeya töten ließ – weil dieser Beweismittel für eine Anklage von Kongos
       Präsidenten Joseph Kabila vor dem Internationalen Strafgerichtshof
       sammelte.
       
       Numbi wurde damals von seinem Posten des „Generalinspektors der Polizei“
       [3][freigestellt], aber nie angeklagt, [4][obwohl es Aussagen gab, dass er
       den Mord angeordnet habe].
       
       Er ist ein alter Freund Präsident Kabilas noch aus dessen Jugendzeiten; im
       Krieg von 1998 bis 2003 alimentierte er als Luftwaffenchef Milizen und
       ruandische Hutu-Kämpfer im Ostkongo. Kabila hielt zu ihm auch nach der
       Chebeya-Affäre. 2017 verlieh er ihm einen Orden.
       
       Und seit Samstag ist er offiziell wieder zurück – als „Generalinspektor der
       Streitkräfte“, also Chef der Armee außerhalb von Kriegshandlungen.
       
       ## Umfassender Umbau an der Militärspitze
       
       Die Berufung Numbis erfolgte im Rahmen einer umfassenden Umbildung der
       Militärspitze, die im Staatsfernsehen verlesen wurde. Neuer
       Generalstabschef ist demnach General Célestin Mbala, ein ehemaliger
       persönlicher Stabschef des Präsidenten.
       
       Die Militärumbildung folgt wenige Tage vor einer mit Spannung erwarteten
       Rede des Präsidenten, von der Aufschluss darüber erwartet wird, ob er bei
       den Wahlen im Dezember – die bereits seit zwei Jahren überfällig sind – zu
       einer verfassungswidrigen dritten Amtszeit antreten will oder nicht.
       
       Plakate von Kabila mit der Parole „Unser Kandidat“ hängen bereits in
       Kinshasa. Eine Kandidatur heißt in den Augen vieler seiner Gegner: Krieg.
       Und als Kriegserklärung sehen nicht nur Oppositionelle die
       Numbi-Nominierung.
       
       Die Kabila-treue Zeitung L’Avenir kommentiert: „Was ist normaler als die
       Wiederkehr eines alten Haudegens, um den Wahlprozess zu sichern und dem
       Volk den totalen Frieden zu garantieren.“
       
       Umstritten ist Numbi auch, weil er [5][unter internationalen Sanktionen
       steht] – er steht auf den Reise- und Finanzsanktionslisten sowohl der USA
       als auch der EU. Seine neue Funktion bedeutet daher: Alle internationalen
       Transaktionen mit Kongos Streitkräften sind jetzt strenggenommen illegal.
       
       Zugleich aber ist Numbi in seiner neuen Funktion offizieller
       Ansprechpartner für die UN-Mission im Kongo. Eine verzwickte Lage für die
       Vereinten Nationen.
       
       Kabila selbst kann das nur recht sein. Vergangene Woche sagte er einen
       geplanten Besuch von UN-Generalsekretär Antonio Guterres ab – aus
       „Zeitgründen“.
       
       17 Jul 2018
       
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   DIR Dominic Johnson
       
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