# taz.de -- Die russische Nationalhymne bei der WM: Schalalalalala! Schala-lala-lala!
> Das Beste an der WM: die russische Hymne. Das hat auch mit Paris
> Saint-Germain, Johann Pachelbel und den Pet Shop Boys zu tun.
IMG Bild: Russische Spieler singen vor dem Achtelfinale gegen Spanien „Go West“ von den Pet Shop Boys
Das Beste am Erfolg der russischen Nationalmannschaft bei der WM: Vor dem
Viertelfinale gegen Kroatien (Samstag, 20 Uhr) läuft [1][noch mal die
russische Hymne]. Rossija – swjaschtschennaja nascha derschawa, Rossija –
ljubimaja nascha strana: Eine schmissigere, nostalgischere, bombastischere
Hymne hat dieses Turnier nicht zu bieten. Na gut, vielleicht noch die
Marseillaise. Oder God Save the Queen. Das war es dann aber.
Die Russen wussten schon, was sie machten, als sie im Jahr 2000 die Melodie
der ehemaligen Sowjethymne wiedereinführten. Unter anderem hatten russische
Olympiateilnehmer darauf gedrungen: Sie hatten die textlose Kurzzeithymne
satt, die nach dem Ende der Sowjetunion eingeführt worden war. Stattdessen
wollten sie bei Siegerehrungen etwas zum Mitsingen haben.
Und das geht bei der 1941 von Alexander Alexandrow entworfenen Hymne
wirklich gut. An der Akkordfolge könnte es liegen, die der Barockkomponist
Johann Pachelbel schon im 17. Jahrhundert [2][in seinem Kanon in D-Dur]
verwendet hatte und die seitdem nicht nur in der russischen Hymne, sondern
auch in zahlreichen Popsongs auftauchte.
Bekanntestes Beispiel: „Go West“, ursprünglich von den Village People,
später erfolgreich von den Pet Shop Boys gecovert. Auch so ein Song zum
Mitschmettern – entsprechend schnell verbreitete er sich nach
Veröffentlichung der Coverversion in den europäischen Fußballstadien.
Der Legende nach passierte es bei einem Europapokalspiel von Arsenal London
bei Paris Saint-Germain: „Go West“ lief in der Halbzeit vom Band, die
französischen Fans stimmten ein und sangen: „Allez, Paris Saint-Germain“.
Die Fans aus London reagierten, indem sie einfach den Spielstand mitsangen:
[3][„One-nil, to the Arsenal.“]
Vielleicht waren auch die Dortmunder die Ersten – dort mit der Zeile „Olé,
jetzt kommt der BVB“. Auf jeden Fall waren sie schneller als die Schalker,
deren Version („Steht auf, wenn ihr Schalker seid“) dafür in den deutschen
Stadien das Rennen machte.
Die russische Hymne (wir erinnern uns: gleiche Akkordfolge) wäre für
solcherlei Umdichtungen eigentlich auch geeignet, hat sich bislang aber
nicht flächendeckend als Fangesang durchgesetzt (eine Ausnahme: Tennis
Borussia Berlin mit den Worten [4][„Voran Borussia! Voran Borussia! Voran
Borussia! Von 1902!“]). Und Pachelbels Kanon in D? Singt komischerweise
noch keine Kurve. Da ist also noch Potenzial.
7 Jul 2018
## LINKS
DIR [1] https://youtu.be/6JTefoz3Lfs?t=2m18s
DIR [2] https://www.youtube.com/watch?v=NlprozGcs80
DIR [3] https://www.youtube.com/watch?v=Ixr2TiF2Ahg
DIR [4] https://youtu.be/UMfwBbNKHUE?t=6m44s
## AUTOREN
DIR Tobias Schulze
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