URI: 
       # taz.de -- Kommentar Sozialer Arbeitsmarkt: Über die Details muss man streiten
       
       > Dass die Bundesregierung wieder Langzeitarbeitslose fördern will, ist
       > begrüßenswert. Doch die Kritik daran zeigt, dass es keinen Königsweg
       > gibt.
       
   IMG Bild: Ein Job für Langzeitarbeitslose? Gemeinnützige Arbeit im Kleingartenverein
       
       Das geplante Gesetz zur Förderung von Langzeitarbeitslosen ist zunächst
       einmal eines: ein stillschweigendes Eingeständnis, dass die mit Hartz IV
       eingeführten Ein-Euro-Jobs ein Fehlschlag für die Integration in den ersten
       Arbeitsmarkt waren. Deshalb ist es begrüßenswert, dass die Bundesregierung
       wieder Langzeitarbeitslose fördern will.
       
       Über die Details muss man streiten: Dass der Bund Zuschüsse nur in Höhe des
       Mindestlohns zahlt, dürfte Arbeitgeber dazu verleiten, Arbeitslose zu
       Billigkonditionen einzustellen und regulär Beschäftigte zu verdrängen.
       Dennoch wäre es gut gewesen, wenn die kritischen Stellungnahmen aus
       Opposition und Gewerkschaften differenzierter ausgefallen wären. Bei der
       Förderung von Langzeitarbeitslosen gibt es keinen Königsweg.
       
       Wer wie Linkspartei oder Verdi fordert, dass die Stellen für
       Langzeitarbeitslose „zusätzlich“ sein sollen, will vor allem die
       Stammbelegschaften schützen. Denn „zusätzlich“ heißt meist, dass die
       Geförderten eine Arbeit verrichten, die niemand braucht – und die sie
       deshalb auch nicht für eine reguläre Tätigkeit qualifiziert.
       
       Auch die Forderung nach staatlich bezuschussten Löhnen auf Tarifniveau bei
       den Arbeitslosenjobs hat ihre Tücken. Ist die Bezahlung zu hoch, sinkt die
       Bereitschaft der so Beschäftigten, sich um dauerhafte Arbeit auf dem ersten
       Arbeitsmarkt zu kümmern – und für Arbeitgeber, reguläre Stellen zu
       schaffen. Die ABM-Karrieren von Akademikern in den Neunzigerjahren sind ein
       warnendes Beispiel. Eine gewisse Lohndeckelung im zweiten Arbeitsmarkt kann
       daher sinnvoll sein und muss gegen ihre Nachteile aufgewogen werden.
       
       Notwendig ist daher vor allem eine genaue Evaluierung des neuen
       Langzeitarbeitslosenprogramms – eine, die [1][im Sinne der Arbeitslosen]
       analysiert.
       
       18 Jul 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Hartz-IV-als-Dauerzustand/!5506784
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Martin Reeh
       
       ## TAGS
       
   DIR Arbeitslosigkeit
   DIR Hartz IV
   DIR Arbeitsmarkt
   DIR Langzeitarbeitslose
   DIR Hartz IV
   DIR Arbeitslosigkeit
   DIR Hubertus Heil
   DIR Lesestück Recherche und Reportage
   DIR Bedingungsloses Grundeinkommen
   DIR Langzeitarbeitslose
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Sozialpolitik in Deutschland: Nahles für Hartz-Korrekturen
       
       SPD-Chefin Andrea Nahles schlägt vor, Sanktionen für jüngere
       Hartz-IV-Empfänger abzuschaffen. Die Union ist aber dagegen.
       
   DIR Sozialleistungen in den Niederlanden: Unangemessene Kleidung? Strafe!
       
       In den Niederlanden werden Joblose bestraft, wenn ihr Äußeres eine
       Anstellung verhindert. Die Höhe der Buße setzen Sozialarbeiter*innen fest.
       
   DIR Kabinett beschließt Förderprogramm: Heil fördert Langzeitarbeitslose
       
       Voraussetzung für das neue Programm: Mindestens zwei Jahre ohne Job. Kritik
       kommt von Grünen, Linkspartei und Gewerkschaften.
       
   DIR Hartz IV als Dauerzustand: Nicht vermittelbar
       
       Der deutsche Arbeitsmarkt boomt, doch für Langzeitarbeitslose stehen die
       Chancen weiter schlecht. Drei Betroffene erzählen, warum.
       
   DIR Kommentar Finnlands Grundeinkommen: Geld ist immer sehr gefragt
       
       Finnland beendet den Versuch zum bedingungslosen Grundeinkommen. Dabei
       wären weitere Experimente nötig – auch in Deutschland.
       
   DIR Langzeitarbeitslose für gemeinnützige Arbeit: „Wir brauchen diese Jobs“
       
       Mit einem Modellprojekt will der Senat bundesweit Vorreiter sein, sagt
       Arbeitssenatorin Elke Breitenbach (Linkspartei). Tausende Stellen geplant –
       mit Mindestlohn.