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       # taz.de -- heute in hamburg: „Religion als Werkzeug für Macht“
       
       Interview Mareen Butter
       
       taz: Herr Myat, Myanmar wurde bis vor Kurzem von einer Militärdiktatur
       regiert. Wie können Sie hoffen, Anarchismus im Land zu etablieren? 
       
       Thint Myat: Wir sind eine Gruppe von Studierenden, die von den Idealen des
       Anarchismus lernt. In Myanmar weiß niemand wirklich, was Anarchismus ist.
       Also versuchen wir, die Philosophie bekannt zu machen, indem wir die Ideen
       über Social Media verbreiten.
       
       Seit 1948 gab es in Myanmar Bürgerkriege. Warum gehen sie nicht zu Ende? 
       
       17 Jahre lang galt ein Waffenstillstandsabkommen zwischen der
       Militärregierung und den muslimischen Rohingya-Rebellen. Das Abkommen war
       der erste Schritt zum Frieden, es wurde gebrochen, als das Militärregime
       2011 begann, das Gebiet der Freiheitskämpfer zu besetzen. 2015 endete die
       Militärdiktatur. Bei der ersten offiziellen Wahl gewann die
       Oppositionspartei mit 90 Prozent der Stimmen. Die Menschen hofften, dass
       der Machtwechsel Frieden zwischen dem Militär und den Minderheiten bringen
       würde, aber so kam es nicht. Die Verhandlungen liefen weiter, doch
       gleichzeitig schickte das Militär seine Truppen, um die Rebellengruppen zu
       vernichten. Bei den Friedensverhandlungen geht es mehr darum, Druck auf die
       Rebellen auszuüben, als einen Kompromiss zu finden.
       
       Die Mehrheit der Bevölkerung Myanmars und einige der bewaffneten Gruppen
       sind Buddhisten. Sie gelten normalerweise als friedliebend. Ist das ein
       Vorurteil? 
       
       Das ist schwer zu verallgemeinern. Das Problem ist die aktuelle Regierung.
       Sie versucht, den Buddhismus zur einzigen Religion des Landes zu machen –
       nicht offiziell, aber auf ihre schmutzige Art und Weise. Ich würde sagen,
       Religion ist nur ein Werkzeug, um in diesem nicht-säkularen Staat Macht
       aufzubauen.
       
       Unterscheiden sich die Studierendenbewegungen in Myanmar von jenen in der
       westlichen Welt? 
       
       Ja. Studierendenbewegungen in Europa und den USA kämpfen für kostenlose
       Bildung. In Myanmar ist Bildung fast kostenlos, aber wir haben ein
       korruptes System. Die Bildung wurde systematisch von der Militärregierung
       zerstört, um die Bürger dazu zu bringen, der herrschenden Klasse zu
       gehorchen. Schulliteratur ist zum Beispiel gefälscht. Also ist die Sache,
       für die wir kämpfen, anders.
       
       20 Jul 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Mareen Butter
       
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