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       # taz.de -- Achtelfinale Kolumbien – England: Ein Wunder, England kann Elfmeter
       
       > Das englische Team von Trainer Southgate, der 1996 den entscheidende
       > Elfmeter gegen Deutschland verschoss, gewinnt gegen Kolumbien vom Punkt.
       
   IMG Bild: Das ist das Ende. Kolumbiens Spieler nach dem Elfmeterschießen
       
       Die Voraussetzungen: Ganz Kolumbien zittert. Nicht der Achtelfinalgegner
       England ist der Grund, sondern ein Bluterguss in der rechten Wade von
       [1][James Rodriguez]. Den hatte sich der Mittelfeldspieler vom FC Bayern im
       letzten Vorrundenspiel gegen Senegal zugezogen. Zwar nährte Kolumbiens
       Trainer Jose Pekerman am Montag Hoffnungen auf einen Einsatz Rodriguez.
       Doch der blieb bis Spielbeginn unklar. Sollte Rodriguez doch nicht
       auflaufen können, muss Ersatz her.
       
       Das könnte Juan Quintero sein, den Pekerman im Spiel gegen Polen als
       „Genie“ titulierte. Auch die Engländer zittern. Zwar treten sie in
       Bestbesetzung an. Die Angst aber, ein Elfmeterschießen bestreiten zu müssen
       (soll bei dieser WM ja schon vorgekommen sein), hat sie fest im Griff. Doch
       Trainer Gareth Southgate, der bei der EM 1996 eine Strafstoß nicht im Tor
       versenken konnte, hat vorgesorgt. Seit mehreren Monaten trainieren seine
       Mannen vor allem Elfer. Ob das Spezialprogramm etwas gebracht hat, wird
       sich zeigen.
       
       1. Halbzeit: Verdammt die Wade hält doch nicht. James Rodriguez ist nicht
       dabei. Ist das der Grund dafür, dass die Aufwärmphase 49 Minuten dauert?
       Denn leider wird circa vier Minuten nachgespielt. In den ersten zehn
       Minuten sind die Engländer zumindest regelmäßig im gegnerischen Strafraum
       zu Gast und stauben auch ein paar Ecken ab. In der 16. Minute Kopfball
       Harry Kane. Daneben, aber immerhin. Das war es dann schon fast. Der
       Kommentator Steffen Simon versteigt sich zu der These, die Kolumbianer
       hätten die Vorwärtsbewegung im Hinterkopf. Aha, das ist es also.
       Standfußball at it's best – auf beiden Seiten.
       
       Das Ergebnis: 3:4 im Elfmeterschießen (0:0).
       
       2. Halbzeit: Nahtloser Anschluss an die erste Hälfte. In den ersten Minuten
       bekommen die Kolumbianer mehr gelbe Karten als sie Torchancen haben. In der
       52. Minute gibt es eine für Santiago Arias, zwei Minuten später für Carlos
       Sanchez. Das wollen die Engländer nicht auf sich sitzen lassen und tun das
       auch nicht. Zwei Minuten später ist Jordan Henderson an der Reihe – wegen
       Meckerns und einer Tätlichkeit. Sanchez' Foul an Harry Kane führt zum
       Führungstreffer für England. Denn Kane verwandelt in der 57. Minute den
       zuerkannten Strafstoß. Offensichtlich hat das Extratraining bei ihm
       gewirkt.
       
       Anstatt mal Fußball zu spielen, sammeln die Kolumbianer weiter gelbe
       Karten. 63. Minute Radamel Falcao, 64. Minute Carlos Bacca. Die Engländer
       schließen auf. In der 68. Minute heißt es gelb für Jesse Lingard. Langsam
       wachen die Kolumbianer auf. Der Zug zum Tor ist unverkennbar. In der 82.
       Minute hat Juan Cuadrado die beste der wenigen kolumbianischen Chancen.
       Fünf Minuten Nachspielzeit (daraus werden fast sieben Minuten). In der
       zweiten Minute wieder ein Torschuss – knapp vorbei. Eine Minute später –
       Yerry Mina macht ihn! Unglaublich. Die Kolumbianer spielen plötzlich
       Fußball.
       
       Es geht in die Verlängerung. Kann man das wirklich wollen? Aber danach
       fragt ja keiner. Die Kolumbianer drehen auf und holen die eine oder andere
       Chance heraus. Dann dreht England den Spieß um. Gemeint ist ein Schuss von
       Danny Rose zwei Minuten zuvor, der knapp am gegnerischen Tor vorbeigeht.
       Was wäre die Verlängerung ohne gelbe Karte. 118. Minute: Juan Cuadrado.
       Geht doch!
       
       Der Albtraum der Engländer wird wahr – Elfmeterschießen: Radamel Falcao. Er
       trifft.
       
       Harry Kane auch: 1:1. Juan Cuadrado macht weiter. Ball im Netz. Marcus
       Rashford gleicht aus. Luis Muriel trifft auch – ganz lässig. Jordan
       Henderson verkackt. Dumm gelaufen. Matheus Uribe verschießt. Wohl zu wenig
       trainiert. Kieran Trippier trifft. Ausgleich. Alles wieder offen. Carlos
       Bacca scheitert am englischen Torwart Jordan Pickford. Eric Dier hat jetzt
       die Entscheidung auf dem Fuß. Und versenkt den Ball. Die Engländer können
       Elfmeter!
       
       Diskussionsfreude: Während der regulären Spielzeit wurde teilweise mehr
       gestritten und verhandelt als gespielt. Hätte es einen Preis für den besten
       Debattierklub an diesem Abend gegeben, wären die Kolumbianer mit
       Leichtigkeit ins Viertelfinale eingezogen.
       
       Was nun? James Rodriguez kann jetzt in Ruhe seine Wade auskurieren. Und
       England? Muss gegen Schweden ran. Das könnte kein schönes Spiel werden.
       Aber vor einem Elfmeterschießen müssen sich die Engländer nicht mehr
       fürchten.
       
       3 Jul 2018
       
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   DIR Barbara Oertel
       
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