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       # taz.de -- Ausweisungen aus Deutschland: 69 Afghanen nach Kabul abgeschoben
       
       > Bund und Länder haben die größte Gruppe abgelehnter Asylbewerber nach
       > Afghanistan abgeschoben. Flüchtlingsorganisationen kritisieren das
       > Vorgehen.
       
   IMG Bild: Die Taliban in Afghanistan lehnen Friedensangebote ab und verschärfen ihre Angriffe
       
       Berlin/Kabul dpa/taz | Mit 69 Menschen an Bord ist in der afghanischen
       Hauptstadt Kabul ein weiterer Abschiebeflug angekommen. Das sagten
       Beobachter afghanischer und internationaler Flüchtlingsinstitutionen am
       Kabuler Flughafen am Mittwochmorgen. Damit haben Bund und Länder die bisher
       weitaus größte Gruppe abgelehnter Asylbewerber in das kriegszerrissene Land
       abgeschoben.
       
       Bisher hatte eine Vereinbarung gegolten, wonach nicht mehr als 50
       Passagiere an Bord von Abschiebeflügen sein dürfen. Oft waren es weniger
       als 20 Passagiere pro Flug. Die aus München kommende Maschine war um 8.40
       Uhr Ortszeit in Kabul gelandet.
       
       Insgesamt haben Bund und Länder nun mehr als 280 Afghanen auf direktem Weg
       in ihr Heimatland zurückgebracht. Aus welchen Bundesländern die
       Abgeschobenen kamen, blieb zunächst unklar.
       
       Flüchtlingsaktivisten hatten am Vorabend gesagt, dass es sein könne, dass
       Abschiebungen wieder über die bisher geltenden drei Kategorien ausgeweitet
       wurden. Seit einem schweren Anschlag vor der deutschen Botschaft in Kabul
       im Mai 2017 hatten die Behörden Abschiebungen beschränkt auf Straftäter,
       terroristische Gefährder und Menschen, die „die Mitwirkung an der
       Identitätsfeststellung hartnäckig verweigern.“
       
       ## Jungs aus Integrationsklassen
       
       Die Abschiebungen sind wegen der [1][sich rasant verschlechternden
       Sicherheitslage in Afghanistan umstritten]. Die radikalislamischen Taliban
       lehnen Friedensangebote ab und verschärfen ihre Angriffe auf Regierung,
       Sicherheitskräfte, Bezirks- und Provinzzentren.
       
       Dem Bayerischen Flüchtlingsrat sind insgesamt 18 Fälle aus Bayern bekannt.
       „Darunter sind Jungs, die in die Integrationsklasse gingen – mindestens
       zwei – und mehrere, die krank sind.“ Weitere Abgeschobene befanden sich in
       einer Ausbildung.
       
       „Die bayerische Regierung vermittelt den Eindruck, als wäre alles
       menschliche Ermessen obsolet, wenn es um Flüchtlinge geht. Es drängt sich
       der Eindruck auf, dass Bayerns Innenminister Herrmann mit der Brechstange
       auf Flüchtlinge losgeht. Dass hier gut integrierte Jungen und Männer aus
       ihren sozialen Beziehungen gerissen werden, dass es Gefahr und Unsicherheit
       sind, die sie im Falle einer Abschiebung nach Kabul erwarten, dass Kranke
       nach einer Abschiebung keine Chance auf eine Behandlung haben werden – all
       dies spielt bei Innenministerium und Ausländerbehörden keine Rolle,“
       [2][kritisiert Stephan Dünnwald, Sprecher des Bayerischen Flüchtlingsrats.]
       
       Ähnlich äußerte sich auch die Flüchtlingsorganisation [3][Pro Asyl. Sie
       warnte]: „Bayern mit seiner ohnehin rigiden Abschiebepraxis prescht jetzt
       voran. Fakten zählen in der von der CSU gegenwärtig mitgeschürten
       flüchtlingsfeindlichen Stimmung nichts.“
       
       4 Jul 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Abschiebungen-nach-Afghanistan/!5511344
   DIR [2] https://www.fluechtlingsrat-bayern.de/beitrag/items/csu-raeumt-ab-schueler-und-kranke-afghanen-sind-oben-auf-der-liste.html
   DIR [3] https://www.proasyl.de/news/meinungsstark-aber-faktenarm-abschiebepolitik-zu-afghanistan/
       
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