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       # taz.de -- Kommentar Einigung in Asylstreit: Es bleibt ein schmutziges Geschäft
       
       > Keine Verbesserung in Sicht: Der Asylkompromiss von Union und SPD ändert
       > nichts daran, dass Menschen hin- und hergeschoben werden.
       
   IMG Bild: Der Asylkompromiss von Union und SPD ändert nichts daran, dass geflüchtete Menschen hin- und hergeschoben werden
       
       Die Idee der haftähnlichen Transitzentren verschwindet aus der politischen
       Diskussion. Aber sonst wird nichts besser für die Geflüchteten. [1][Der
       Asylkompromiss], den CDU/CSU und SPD am Donnerstagabend beschlossen haben,
       hat vor allem die Aufgabe, alle Beteiligten ihr Gesicht wahren zu lassen.
       
       Nur jene sehr kleine Gruppe von Flüchtlingen, die schon einen Asylantrag in
       einem anderen EU-Land gestellt haben, soll künftig für maximal zwei Tage in
       Polizeistationen an der deutschen Grenze verbracht und schnellstmöglich in
       das zuständige Land zurückgeschickt werden. Sofern – und das ist der
       Knackpunkt – Deutschland mit dem betreffenden Land zuvor ein
       Verwaltungsabkommen abgeschlossen hat.
       
       Für „Dublin-Fälle“, also für Flüchtlinge, die schon per Fingerabdruck in
       einem anderen EU-Staat registriert worden sind, sieht der Kompromiss
       gleichfalls Verschärfungen vor. Sie sollen in einem neuen, beschleunigten
       Verfahren in den großen „Ankerzentren“ abgefertigt und schnellstmöglich mit
       Hilfe der Bundespolizei in das Ersteinreiseland in der EU zurückgeschickt
       werden – egal, welche Hilfen sie dann in diesen Ländern, also etwa in
       Italien, Spanien, Griechenland, bekommen.
       
       Die Frage ist, ob und wie diese Länder dabei mitspielen. Der Asylkompromiss
       von Union und SPD ändert nichts daran, dass Flüchtlingspolitik ein
       schmutziges Geschäft bleibt, in dem Menschen hin- und hergeschoben werden.
       Asylpolitik ist hässlich, weil Flüchtlingszuwanderung auch eine Folge der
       zutiefst ungerechten weltweiten Verteilung von Wohlstand, Sicherheit,
       Menschenrechten ist.
       
       ## Fachkräfte vs. Geflüchtete
       
       Flüchtlingspolitik kann dafür keine moralisch korrekte Lösung bieten,
       sondern vielerorts immer nur der Versuch sein, auf der Suche nach Lösungen
       die Inhumanität einzuhegen. Insofern ist es gut, wenn der Asylkompromiss
       vieles so weiterlaufen lässt wie bisher, aber die Hysterie aus dem Thema
       schwindet. In den ersten fünf Monaten diesen Jahres kamen übrigens nur etwa
       17.000 „Dublin-Fälle“ nach Deutschland.
       
       Der Asylkompromiss sieht auch vor, ein Fachkräfteeinwanderungsgesetz zu
       beschleunigen. Das ist gut, hat aber mit der Flüchtlingszuwanderung nichts
       zu tun. Wenn auf einem Schlauchboot im Mittelmeer nicht 200
       Schwarzafrikaner mit erschöpften Gesichtern säßen, sondern 200 gut
       ausgebildete chinesische Krankenschwestern lächelnd winkten, würde Seehofer
       persönlich ein Kreuzfahrtschiff schicken, um die Fachkräfte nach Bayern zu
       holen. Aber so ist es nun mal nicht.
       
       6 Jul 2018
       
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