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       # taz.de -- Hauptstadtredaktionen Madsack/DuMont: Grünes Licht für die Fusion
       
       > Madsack und DuMont dürfen ihre Hauptstadtredaktionen zusammenlegen. Die
       > Veränderungen treffen vor allem DuMont-Mitarbeiter.
       
   IMG Bild: Die JournalistInnen, die für die neue Redaktion arbeiten, werden bei Interview-Anfragen im Regierungsviertel eine Auflage von 2,3 Millionen Exemplaren im Rücken haben
       
       Gut ein Dutzend JournalistInnen spüren dieser Tage in der Hauptstadt, was
       Medienkonzentration ganz praktisch heißt: Der Kölner Verlag DuMont, der
       neben dem Kölner Stadtanzeiger unter anderem die Berliner Zeitung
       herausgibt, löst seine sogenannte Redaktionsgemeinschaft, also sein
       Hauptstadtbüro, das seine Zeitungen bisher zentral beliefert, auf. Es wird
       abgelöst von einer [1][neuen Hauptstadtredaktion], an der DuMont sich zwar
       beteiligt, die aber klar von der Verlagsgruppe Madsack dominiert wird, zu
       der etwa die Hannoversche Allgemeine gehört.
       
       Die JournalistInnen, die für die neue Hauptstadtredaktion arbeiten, werden
       bei Interview-Anfragen im Regierungsviertel eine Auflage von 2,3 Millionen
       Exemplaren im Rücken haben. Das ist zweifellos eine neue publizistische
       Kraft – auch im Ringen um kräftigen Hauptstadtjournalismus, wie ihn sich
       einzelne Regionalzeitungen niemals leisten könnten. Die Kartellwächter
       haben dem Projekt nun zugestimmt. Das überrascht kaum, denn auch andere
       bieten Berichterstattung im Paket an, etwa die Funke-Gruppe und
       Nachrichtenagenturen wie dpa.
       
       Während sich für die Madsack-MitarbeiterInnen wenig ändert, müssen sich
       DuMont-ReporterInnen fragen, wo ihr Berufsleben künftig stattfinden wird.
       Das neue Hauptstadtbüro wird zehn Stellen ausschreiben, doch für alle
       DuMont-MitarbeiterInnen wird das nicht reichen: Die Kölner lösen 13 Stellen
       auf. 16 MitarbeiterInnen sind betroffen. Manch einen haben Anrufe ereilt
       nach dem Motto „Keine Hektik, wir übernehmen dich schon“. Andere warten
       noch darauf, dass auch ihr Telefon klingelt. Wenn sie Pech haben, gehen sie
       leer aus, zumal sich auf die neuen Stellen auch bewerben können soll, wer
       weder zu Madsack noch zu DuMont gehört.
       
       ## „Schlussstrichmanöver“
       
       Der Berliner Betriebsrat und die Gewerkschaften verhandeln über einen
       Sozialtarifvertrag. Während bei DuMont von „konstruktiven Gesprächen“ die
       Rede ist, erklärt der Betriebsrat, er bestehe auf „fairen Bedingungen für
       alle, die vor der Kündigung stehen“. Den KollegInnen werde „etliches
       zugemutet bei diesem Schlussstrichmanöver“. Das werde „seinen Preis“ haben.
       
       Madsack bestätigt derweil, dass die neue RND Berlin GmbH, also der Ableger
       seines Redaktionsnetzwerks Deutschland mit dann zirka 50 sogenannten
       Partnern, keiner Tarifbindung unterliegen wird. Wer bereits bisher für
       Madsack in Berlin arbeite, verliere aber nichts. Neueinstellungen
       erfolgten zu „vergleichbaren Konditionen“, erklärt ein Konzernsprecher –
       was immer das konkret heißt.
       
       In der Kölner DuMont-Zentrale heißt es, die Titel blieben „natürlich auch
       weiterhin unabhängig“, auch wenn sich die DuMont-Zeitungen über die
       Hauptstadtberichterstattung hinaus dem RND anschließen.
       DuMont-Chefredakteure würden täglich mit dem RND über die Inhalte
       diskutieren – gemeinsam mit ihren KollegInnen der Madsack-Zeitungen. Das
       schaffe ja „mit dem Blick der vielen eher noch ein breiteres Spektrum“,
       erklärt ein DuMont-Sprecher.
       
       Die Redaktionen könnten sich auch sonst „jederzeit mit Ideen einbringen“.
       Zudem seien „große Chefredaktionskonferenzen mit allen
       Titelverantwortlichen“ geplant, „um den Austausch und die Zusammenarbeit zu
       fördern und um die großen Themen zu diskutieren und vorzubereiten“.
       
       Neben dem gemeinsamen Hauptstadtbüro sollen in Hannover vier Stellen
       eingerichtet werden: JournalistInnen verpacken die Inhalte von Madsacks RND
       für die DuMont-Zeitungen.
       
       In der Berliner Zeitung erwarten KollegInnen angesichts dieses Konstrukts
       weitere Kürzungen. Zunächst soll Hannover zwar lediglich fertige
       Mantelseiten liefern, die nichts mit Politik zu tun hätten. Dies werten die
       ZeitungsmacherInnen aber nur als „Beruhigungspille“: Als logisch gilt, dass
       bald auch die Politik-Seiten fertig aus Hannover kommen. Die
       BlattmacherInnen, die derzeit noch im Berliner Newsroom den Mantel mit
       Überregionalem zusammenstellen, wären ihre Job los.
       
       Längst macht sich dann auch dieses Gedankenspiel breit: Passt dann nicht
       gleich die ganze Berliner zu Madsack? DuMont wäre aus rheinländischer
       Perspektive eine Last los – so wie einst schon die Frankfurter Rundschau,
       mit der sich die Kölner mal ordentlich übernommen hatten.
       
       Die Berliner Zeitung unter dem Dach von Madsack, diese Konstruktion hätte
       tatsächlich etwas für sich: Die verbliebenen RedakteurInnen könnten zur
       Ruhe kommen und sich auf den Journalismus aus und für Berlin konzentrieren.
       DuMont erklärt allerdings auf die Frage, was an dieser Überlegung dran sei:
       „Nichts.“ Und auch der Madsack-Sprecher sagt: Für seinen Verlag sei die
       Übernahme der Berliner Zeitung keine Option.
       
       25 Jul 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Umbau-bei-DuMont-und-Madsack/!5507962
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Daniel Bouhs
       
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