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       # taz.de -- Femen-Gründerin Oksana Schatschko: Abschied von einer Frauenaktivistin
       
       > Die Mitgründerin der ukrainischen Bewegung „Femen“, Oksana Schatschko ist
       > gestorben. Seit 2014 widmete sie sich vor allem künstlerischen
       > Aktivitäten.
       
   IMG Bild: Die Aktivistin und Künstlerin Oksana Schatschko 2012 in ihrer Kiewer Wohnung
       
       Berlin taz | Auf der Homepage der Frauenaktivistengruppe Femen prangt ein
       großes Foto von Oksana Schatschko. Darunter heißt es in einem kurzen Text
       in russischer Sprache: „Olga kämpfte gegen Ungerechtigkeit und für
       Gleichberechtigung. Sie kämpfte für sich und für alle Frauen wie ein Held.“
       
       Den Kampf für sich hat Schatschko verloren. Am Montag wurde die Leiche der
       31-jährigen Ukrainerin in ihrer Pariser Wohnung gefunden. Derzeit deutet
       alles auf einen Suizid hin. Neben der Leiche lag ein Abschiedsbrief mit den
       Worten: „Ihr seid alle Fake.“
       
       Schatschko stammt aus dem westukrainischen Chmelnyzkyj. Pläne, nach einer
       Ausbildung zur Ikonenmalerin in ein Kloster einzutreten, verwirft sie und
       studiert stattdessen Philosophie. Bald beginnt sie sich für Frauenrechte
       einzusetzen.
       
       2008 war sie eine der MitbegründerInnen von Femen in der Ukraine. Das Ziel
       der Bewegung: Der Kampf gegen das Patriarchat in seinen drei Ausprägungen –
       das heißt gegen sexuelle Ausbeutung von Frauen, Diktatur und Religion.
       Aktionen mit nacktem Oberkörper, die mit Slogans versehen sind, werden sehr
       schnell zu einem Markenzeichen von Femen. Immer häufiger tritt Femen auch
       im Ausland in Erscheinung.
       
       ## Entführt und misshandelt
       
       Die Reaktionen lassen nicht lange auf sich warten. Angaben von Femen
       zufolge werden 2011 drei Femen-AktivistInnen nach einem „Protest oben ohne“
       gegen Weißrusslands autokratischen Präsidenten Alexander Lukaschenko in
       Minsk von Sicherheitskräften entführt und misshandelt. Die Entführer
       übergießen die Frauen mit Öl und drohen sie anzuzünden und ihnen die Haare
       abzuschneiden.
       
       2013 wird Schatschko nach einer Protestaktion gegen den Besuch von
       Russlands Präsidenten Wladimir Putin in Kiew erneut entführt und so stark
       geschlagen, dass sie kurzzeitig in einem Krankenhaus behandelt werden muss.
       
       Im selben Jahr bittet Schatschko in Frankreich um politisches Asyl, das ihr
       gewährt wird. Schon bald kommt es zu ersten Zerwürfnissen mit Inna
       Schewtschenko, einer anderen führenden Aktivistin bei Femen und
       mittlerweile ebenfalls in Paris ansässig. Während Schewtschenko den
       französischen Ableger von Femen in einer gleichnamigen internationalen
       Organisation aufgehen lassen will, ist Schatschko strikt gegen diese
       Unterordnung.
       
       Der Bruch ist nicht mehr zu kitten. 2014 verlässt Schatschko Femen und
       widmet sich fortan ganz ihren künstlerischen Aktivitäten. Der harte Kern
       von Femen macht weiter, wenngleich die Aktionen weniger in den Schlagzeilen
       sind.
       
       Im vergangenen Mai protestiert eine barbusige Femen-Gruppe mit dem Slogan
       „Es lebe Weißrussland ohne Lukaschenko“ vor dem Justizministerium in Madrid
       gegen den Spanienbesuch des weißrussischen Justizministers Oleg
       Slischewski.
       
       Alexandra Schewschenko, ebenfalls Femen-Aktivistin, würdigt ihre ehemalige
       Mitstreiterin Schatschko. In den vergangenen zwei Jahren habe diese zwei
       Mal versucht, sich das Leben zu nehmen. Und: „Ksjucha, wir lieben dich“,
       schreibt sie auf Instagram. „Wir waren die ganze Zeit bei dir, keine Fakes
       … Verzweiflung und Ohnmacht. Verzeih …“
       
       25 Jul 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Barbara Oertel
       
       ## TAGS
       
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