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       # taz.de -- Wahlergebnis in Pakistan: Knappe Mehrheit mit Betrugsvorwurf
       
       > Nach einem Wahltag mit Gewalt und Unregelmäßigkeiten erklärt sich der
       > frühere Kricketstar Imran Khan zum Sieger der Wahlen in Pakistan.
       
   IMG Bild: Anhänger von Imran Khan feiern
       
       NEU-DELHI taz | Der [1][ehemalige Kricket-Star] [2][Imran Khan] ist auf dem
       Weg, neuer Premierminister in Pakistan zu werden. Nach Auszählung etwa der
       Hälfte aller Stimmen führte seine Partei Pakistan Tehreek-e-Insaaf (PTI)
       mit einer knappen Mehrheit vor der regierenden PML-N des abgesetzten
       Premierministers Nawaz Sharif. Laut Hochrechnungen könnte die PTI zwischen
       110 und 120 der 272 Sitze im Parlament gewinnen und wäre damit auf
       Koalitionspartner angewiesen.
       
       Khan erklärte sich am Donnerstagnachmittag zum Wahlsieger und streckte
       zugleich seinen politischen Gegnern die Hand aus: Es werde keine “Opfer“
       geben.
       
       Nach einem blutigen Wahltag und massiven Problemen mit einem neuen
       elektronischen Wahlsystem, steht Pakistan vor einer neuen Phase der
       Instabilität. Das offizielle Resultat, dass eigentlich schon in der Nacht
       zu Donnerstag bekannt gegeben werden sollte, stand Donnerstagnachmittag
       noch nicht fest. Shabaz Sharif, der Spitzenkandidat der PML-N und Bruder
       des ehemaligen Premiers, kündigte an, das Ergebnis der Wahlen nicht zu
       akzeptieren. Es wird daher vermutlich mehrere Wochen dauern, bis Pakistan
       eine neue Regierung bekommt.
       
       „Das Mandat von Millionen von Menschen wurde beleidigt und unser
       demokratischer Prozess um Jahrzehnte zurückgeworfen“, sagte Shabaz Sharif
       auf einer Pressekonferenz am Donnerstag. Die Wahlbeobachter seiner Partei
       seien aus „mehreren Dutzend“ Wahlstationen durch Sicherheitskräfte entfernt
       worden, noch bevor die Auszählung der Stimmen begonnen hatte.
       
       Der Wahlkampf forderte mehr als 100 Opfer 
       
       Fast alle kleineren Parteien klagten darüber, dass ihren Wahlbeobachtern
       kein Zugang zu den Wahlstationen gewährt wurde. Der Spitzenkandidat der
       linksliberalen Pakistanischen Volkspartei (PPP), die derzeit an dritter
       Stelle liegt, Bilawal Bhutto, bezeichnete die Vorgänge als „unverschämt und
       unentschuldbar“. Ein Sprecher der islamistischen Tehreek-e-Labbaik (TLP)
       sagte: „Dies ist die schlimmste Wahlmanipulation in unserer Geschichte.“
       
       Dass zudem das elektronische System zur Übertragung der Wahlergebnisse
       zusammen brach, ist nicht hilfreich. Der Sprecher der Wahlkommission (ECP),
       Babar Yaqoob betonte jedoch, es stehe „keine Verschwörung und kein Druck
       hinter der verspäteten Bekanntgabe des Wahlergebnisses“, nur ein
       technischer Fehler. Doch auch dies wird wohl noch untersucht werden müssen.
       
       Nachdem es bereits während des Wahlkampfs zu zahlreichen Attentaten mit
       mehr als 100 Toten gekommen war, wurde [3][auch der Wahltag selbst] von
       Gewalt überschattet. Bei einem Selbstmordanschlag in der Stadt Quetta nahe
       der afghanischen Grenze, starben 31 Menschen. Der „Islamische Staat“ (IS)
       bekannte sich zu der Tat.
       
       Die Anhänger Imran Khans ließen sich jedoch die Freude am Feiern nicht
       nehmen. Sie tanzten am Donnerstag ausgelassen in den Straßen von Islamabad,
       Lahore und Karachi. Awad Umar, der unter einem Premierminister Imran Khan
       Finanzminister werden könnte, sagte, dass nur die „Sympathisanten Indiens
       jetzt Foul schreien“, alle anderen könnten sehen, „dass das Land jetzt auf
       dem Weg der Besserung“ sei.
       
       Verdacht fällt aufs Militär 
       
       In seiner Siegesrede wiederholte Khan seine bekannten Versprechungen,
       Pakistan zu einem Wohlfahrtsstaat machen zu wollen. „Meine Inspiration ist
       unser Prophet,“ sagte der Premier in spe. Gleichzeitig betonte er, an der
       Vision des Staatsgründers Muhammad Ali Jinnah festhalten zu wollen, dazu
       gehörten Grundrechte für alle.
       
       Ob er damit Pakistan befrieden kann, ist fraglich. „Pakistans
       Militärestablishment hat bei jeder Wahl seit den 1970er Jahren versucht,
       das Ergebnis zu diktieren“, sagte Husain Haqqani, ehemaliger pakistanischer
       Botschafter in Washington und ein scharfer Kritiker der Armee. Während die
       Generäle früher noch geputscht hätten, würden sie nun versuchen, „eine
       demokratische Fassade aufrecht zu erhalten, während sie in allen
       Schlüsselbereichen der Politik die Kontrolle behielten“, erklärte Haqqani.
       Den Willen des Volkes würden die Wahlen daher nicht wiedergeben.
       
       Der Sprecher der Armee, Generalmajor Asif Ghafoor, bezeichnete den Verdacht
       der Wahlmanipulation durch das Militär als „bösartige Unterstellung“.
       
       26 Jul 2018
       
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