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       # taz.de -- Kommentar Polizei und Rocker-Mord: Mord mit Eskorte
       
       > Berliner LKA-Beamte ließen einen Mord geschehen, um einen Rockerchef zu
       > überführen. Den Rechtsstaat haben sie liquidiert, womöglich auch aus
       > Rassismus.
       
   IMG Bild: Ausgebremst wurden die Rocker nicht
       
       Es klingt zu absurd, um wahr zu sein: Die Polizei erlangt durch belauschte
       Telefonate und Hinweise von Kontaktpersonen Kenntnis von einem
       bevorstehenden Mord in der Rockerszene. Name und Aufenthaltsorts des
       potenziellen Opfers sind ihr bekannt, der Auftraggeber der geplanten Tat,
       der Berliner Hells-Angels-Chef, ebenso. Anstatt nun den Bedrohten in
       Sicherheit zu bringen und die Täter dingfest zumachen, wartet die Beamten
       ab, bis, ja bis der Mord geschieht.
       
       Die Polizisten des Landeskriminalamtes – 19 Mitwisser wurden vom
       Nebenklägeranwalt Mehmet Daimagüler benannt – lassen durch ihre Passivität
       zu, dass 13 Hells Angels Anfang 2014 ein Wettbüro stürmen und den
       22-jährigen Tahir Ö. mit mehreren Schüssen hinrichten. Erst jetzt handeln
       die Beamten, nehmen Mörder und Auftraggeber fest. Dass sich die Geschichte
       so zugetragen hat, will man kaum glauben, muss man aber, spätestens seit
       sie nun auch der Richter des laufenden Mordprozesses für wahr erachtet.
       
       Mit ihrem (Nicht-)Handeln haben die Polizisten den Rechtsstaat liquidiert.
       Sie haben ein Leben geopfert, wo es ihre Pflicht gewesen wäre, es zu
       schützen. Es hätte kaum einen Unterschied gemacht, wenn sie das Opfer
       selbst zur Strecke gebracht und die Tat dem Rocker-Boss in die Schuhe
       geschoben hätten. Wenn sie einfach weggeschaut haben, ist ihr Handeln mehr
       als unterlassene Hilfeleistung. Noch ist niemand von ihnen strafrechtlich
       belangt. Sind die Vorwürfe gerichtsfest, darf es für sie keine Zukunft im
       Polizeidienst geben.
       
       Ihr vordergründiges Motiv mag gewesen sein, einen vermeintlich
       Schwerkriminellen hinter Gitter zu bringen. Dafür aber ein Opfer in Kauf zu
       nehmen, zeugt von Menschenverachtung. Vor dem Hintergrund des NSU drängt
       sich die Frage auf: War man so leichtfertig, weil es sich bei Ö. ja nur um
       einen Türken, einen Kriminellen wohl noch dazu, handelte? Hätten die
       Beamten auch eine unbescholtene deutsche Kioskbetreiberin in die Kugeln
       laufen lassen? Kaum vorstellbar.
       
       Der Auftrag an Gericht, Polizei und Politik sollte klar sein: Aufklären,
       sofort, umfassend und schonungslos.
       
       29 Jul 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Erik Peter
       
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