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       # taz.de -- Oberste Richterin will Trump überdauern: Die Ikone des Linksliberalismus
       
       > Trump konnte bereits zwei Richter für den Supreme Court nominieren. Eine
       > dritte Chance bekommt er nicht, wenn es nach Ruth Bader Ginsburg geht.
       
   IMG Bild: Intelligent, feministisch, Kult! Richterin Ruth Bader Ginsburg
       
       Wäre sie nicht ohnehin längst eine Ikone des Linksliberalismus in den USA,
       dann spätestens jetzt: Noch mindestens fünf Jahre wolle sie dem Obersten
       Gerichtshof angehören, sagte Ruth Bader Ginsburg am Wochenende. Wenn es
       denn die Gesundheit zulässt.
       
       Damit hätte sie, wenn Donald Trump nicht 2020 die Wiederwahl gelingt, den
       US-Präsidenten im Amt überdauert, den sie noch als Kandidaten 2016 einen
       „Faker“ nannte, eine Mogelpackung, und der sie daraufhin zum Rücktritt
       aufforderte. Aber sie ist nicht zurückgetreten. Im Gegenteil: Mindestens
       bis sie 90 ist, will die heute 85-Jährige durchhalten.
       
       Ihrer politischen Rolle ist sie sich dabei sehr bewusst. Hätte Hillary
       Clinton 2016 die Wahl gewonnen, wäre sie vermutlich im Frühjahr dieses
       Jahres abgetreten, sagt sie. So aber, wo Trump bereits zwei
       Richternominierungen vornehmen und [1][den 9-köpfigen Gerichtshof nach
       rechts dirigieren] konnte, will die Juristin, die sich selbst als
       „flammende Feministin“ bezeichnet, ihm keine dritte Chance dazu geben.
       
       Ruth Bader Ginsburg, oder RBG, wie sie gern einfach genannt wird – und wie
       auch ein Dokumentarfilm über sie betitelt ist, der vor wenigen Wochen in
       die US-Kinos kam –, ist als engagierte juristische Kämpferin für
       Frauenrechte in den USA bekannt geworden. In den 70er Jahren vertrat sie
       das Frauenrechtsprojekt der Bürgerrechtsorganisation ACLU als Anwältin.
       Sechsmal landete sie dabei vor dem Obersten Gerichtshof, fünfmal gewann
       sie.
       
       RBG ist Kult 
       
       1980 berief sie der demokratische Präsident Jimmy Carter an das
       Bundesberufungsgericht in Washington, D. C. Dort saß sie die Amtszeit
       Ronald Reagans im Weißen Haus aus, und 1993 berief Bill Clinton sie an den
       Obersten Gerichtshof. Mit Sandra Day O’Connor, 1981 von Reagan berufen, war
       da damals gerade einmal eine Frau, die erste in der Geschichte, als
       Richterin tätig.
       
       RBG kannte das allerdings schon: An der Columbia University war sie eine
       von nur neun weiblichen Jura-Studentinnen unter rund 500 Männern und wurde
       angeblafft, was sie eigentlich in einem Männerberuf zu suchen habe. Das war
       Anfang der 1950er Jahre.
       
       Ruth Bader Ginsburg war Jahrgangsbeste, wurde in beiden Universitäten, an
       denen sie studierte, Harvard und Columbia, in die Law Review berufen, die
       juristische Fachzeitschrift der Universität. Ihr extrem scharfer
       juristischer Verstand trug ihr Respekt und sogar Freundschaften auch auf
       der politischen Gegenseite ein: Mit Richter Antonin Scalia etwa, bis zu
       seinem Tod 2016 der führende Konservative unter den Richtern des Obersten
       Gerichtshofes, [2][verband sie eine enge Freundschaft.]
       
       Unter US-Linksliberalen ist RBG heute Kult. Es gibt ein Buch mit ihren
       Work-outs – seit ihrer Darmkrebserkrankung 1999 trainiert sie täglich und
       überstand zehn Jahre später auch einen Bauchspeicheldrüsenkrebs –, und wo
       sie öffentlich eine Rede hält, stehen die jungen Leute Schlange für ein
       Selfie mit ihr. Und mindestens solange Trump Präsident ist, werden sie alle
       der einst in Brooklyn als Tochter jüdischer Eltern geborenen Ruth Bader
       Ginsburg ein langes Leben wünschen.
       
       30 Jul 2018
       
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