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       # taz.de -- Präsidentschaftswahl in Kongo: Bemba nach Haftstrafe zurückgekehrt
       
       > Zehn Jahre saß Bemba in Haft in Den Haag. Als Hoffnungsträger der
       > Opposition leitet er mit seiner Rückkehr nach Kinshasa den Wahlkampf ein.
       
   IMG Bild: Bemba badete stundenlang in der Menge seiner Anhänger
       
       Berlin taz | Nach elf Jahren im Exil, zehn davon hinter Gittern, ist Kongos
       ehemaliger Rebellenchef, Vizepräsident und Oppositionsführer Jean-Pierre
       Bemba am Mittwoch in seine Heimat zurückgekehrt. Sein Privatjet aus Brüssel
       landete am Morgen auf dem internationalen Flughafen der Hauptstadt
       Kinshasa. Es dauerte mehrere Stunden, bis der „Igwe“ (König), wie seine
       Anhänger Bemba nennen, die Zentrale seiner Partei MLC (Kongolesische
       Befreiungsbewegung) erreichte. Zehntausende jubelten dem Oppositionsführer
       auf dem großen Boulevard Lumumba zu, der vom Flughafen ins Zentrum der
       12-Millionen-Einwohner-Stadt führt, und sangen Parolen gegen Kongos
       Präsidenten Joseph Kabila. Die Polizei schoss vereinzelt mit Tränengas; es
       gab mehrere Verletzte.
       
       Für Bemba war die Heimkehr ein sehr emotionaler Moment. „Unterwegs ins Land
       meiner Vorfahren, mein Vaterland“, [1][schrieb der 55-Jährige vor seinem
       Abflug] auf seinem neuen Twitterkonto, auf dem seine alte Wahlkampfparole
       „Mit Gott werden wir siegen“ aus dem Jahr 2006 prangt. Damals holte er
       gegen Präsident Joseph Kabila 42 Prozent der Stimmen.
       
       2007 musste er nach der Erstürmung seiner Residenz durch Regierungstruppen
       und der Tötung mehrerer Hundert seiner Gardisten ins Ausland fliehen – und
       2008 wurde er unter einem geheimen Haftbefehl des Internationalen
       Strafgerichtshofs wegen früherer Verbrechen seiner MLC-Kämpfer in der
       Zentralafrikanischen Republik festgenommen und kam in Den Haag vor Gericht.
       Auf eine Verurteilung in der ersten Instanz folgte dieses Jahr ein
       [2][kompletter Freispruch in der Berufung] – und obwohl ein zweites
       Verfahren noch nicht abgeschlossen ist, kam Bemba frei.
       
       Die Heimkehr erfolgt pünktlich zur Eröffnung der Kandidatenfrist für die
       Präsidentschaftswahlen, die im Kongo mit zwei Jahren Verspätung am 23.
       Dezember stattfinden sollen. Bemba will in den nächsten Tagen bei der
       Wahlkommission seine Kandidatur einreichen und dann seine
       nordwestkongolesische Heimatstadt Gemena mit dem Familiengrab besuchen – er
       ist der Sohn des ehemals reichsten Unternehmers des Landes aus den Zeiten
       der Mobutu-Diktatur.
       
       So ist Bembas Rückkehr der faktische Beginn eines Wahlkampfs. Wie dieser
       verläuft, ist völlig offen. Einerseits ist Bemba für Kabila, dessen erneute
       Kandidatur erwartet wird, ein gefährlicher Herausforderer – andererseits
       spaltet er die Riege der Kabila-Gegner.
       
       ## Konkurrenzkampf innerhalb der Opposition
       
       Schon jetzt hat ein anderer Hoffnungsträger der Opposition angekündigt,
       sich ebenfalls als Kandidat aufzustellen: Moise Katumbi, ehemaliger
       Provinzgouverneur von Katanga, der 2015 mit Kabila brach und 2016 ins Exil
       ging. Katumbi, im Kongo als Mäzen des erfolgreichsten Fußballvereins und
       effizienter Provinzgouverneur sehr beliebt, will von Südafrika aus am
       Freitag mit seinem Privatjet in Katangas Hauptstadt Lubumbashi landen und
       dann nach Kinshasa weiterreisen.
       
       Wenn Katumbi nicht sofort bei der Landung verhaftet wird, werden also zwei
       Hoffnungsträger der Opposition gleichzeitig im Kongo unterwegs sein – und
       andere sind da noch gar nicht berücksichtigt.
       
       Bemba genießt offensichtlich offizielle Unterstützung. Während Katumbi ein
       neuer Reisepass verweigert wurde, bekam Bemba einen Diplomatenpass.
       Wichtige Kabila-Getreue besuchten ihn in Brüssel vor seiner Reise. Seine
       Ankunft in Kinshasa wurde von hochgerüsteter Polizei abgesichert, der
       Polizeichef der Hauptstadt begleitete ihn zu Fuß auf dem Weg vom Auto in
       seine Parteizentrale.
       
       Aber sowohl Bemba als auch Katumbi könnten noch wegen ihrer vergangenen
       Gerichtsverfahren von der Wahl ausgeschlossen werden. Eine Entscheidung
       darüber fällt nach dem 8. August, wenn die Kandidatenfrist für die
       Präsidentenwahl endet. Dann wird man auch endgültig wissen, was Präsident
       Kabila selbst vorhat.
       
       1 Aug 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/bembajp/status/1024456116598661120
   DIR [2] /Kongos-Ex-Vizepraesidenten-Bemba/!5511818
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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