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       # taz.de -- Saudi-Arabien nimmt Aktivistinnen fest: Öffnung bleibt Chefsache
       
       > Saudische Behörden haben erneut zwei Aktivistinnen festgenommen. Während
       > das Land sich gesellschaftlich öffnet, setzt das Regime auf Repression.
       
   IMG Bild: Nicht zum ersten Mal im Gefängnis: die saudische Aktivistin Samar Badawi (Archivbild)
       
       Berlin taz | Frauen posten stolz die Fotos ihrer Führerscheine auf
       Facebook, in Riad hat endlich wieder ein Kino eröffnet und der junge
       Kronprinz kämpft mit einer Charmoffensive gegen das Image Saudi-Arabiens
       als rückständiges, von religiösen Hardlinern getriebenes Wüstenreich.
       
       Endlich gute Nachrichten aus Saudi-Arabien, möchte man rufen! Wäre da nicht
       die Kehrseite dieser vielversprechenden Öffnung: Wie am Mittwoch bekannt
       wurde, haben die saudischen Behörden erneut zwei Aktivistinnen
       festgenommen. Nassima al-Sadah engagierte sich unter anderem im Kampf gegen
       das Autofahrverbot, das seit Juni offiziell Geschichte ist. 2015 hatte sie
       sich als eine der ersten Frauen in den saudischen Lokalwahlen aufstellen
       lassen. Seit Montag ist sie verschwunden, wie saudische Menschenrechtler
       und [1][Human Rights Watch] übereinstimmend mitteilten. Aufenthaltsort?
       Unbekannt? Gründe für ihre Festnahme? Fehlanzeige.
       
       Die zweite Festgenommene, Samar Badawi, hatte sich in den vergangenen
       Jahren vor allem [2][für die Freilassung ihres Ehemanns und ihres Bruders]
       eingesetzt. Denn mit Badawi sitzt nun eine ganze Familie hinter Gittern.
       Badawis Bruder, der Blogger Raif Badawi, wurde 2013 zu zehn Jahren Haft und
       1.000 Peitschenhieben verurteilt. Ihr Ehemann, der Menschenrechtsanwalt
       Walid Abu al-Chair, wurde im Folgejahr zu 15 Jahren Haft verurteilt.
       
       Badawi, die in der Küstenstadt Dschidda ein Make-up-Studio betrieb und seit
       der Festnahme Abu al-Chairs zwei Kinder allein erzieht, war [3][bereits
       2016 festgenommen] worden, wurde am Folgetag aber [4][wieder auf freien Fuß
       gesetzt]. Zuvor war der Aktivistin verboten worden, das Land zu verlassen.
       Flughafenbedienstete in Dschidda stoppten sie auf dem Weg nach Brüssel, wo
       sie an einer Veranstaltung über Menschenrechte teilnehmen wollte.
       
       Wandel kommt von oben 
       
       Ganz offensichtlich setzt das Regime unter Kronprinz Mohammed bin Salman
       weiter auf Einschüchterung. Schon im Mai, kurz vor der Aufhebung des
       Fahrverbots, waren mindestens 17 Aktivisten und Aktivistinnen festgenommen
       worden. Viele hatten sich für Frauenrechte und gegen das Fahrverbot
       eingesetzt.
       
       Mit der langsamen gesellschaftlichen Öffnung wird Saudi-Arabien für viele
       Menschen ein attraktiverer Ort. Gleichzeitig zieht das Regime die
       Daumenschrauben an für all jene, die aktiv für politische Rechte kämpfen.
       Politischer und gesellschaftlicher Wandel in Saudi-Arabien wird noch immer
       von oben angeordnet.
       
       2 Aug 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.hrw.org/news/2014/03/20/saudi-arabia-new-terrorism-regulations-assault-rights
   DIR [2] /Samar-Badawi-ueber-saudischen-Blogger/!5009197
   DIR [3] /Raif-Badawis-Schwester-festgenommen/!5265639
   DIR [4] /Saudische-Menschenrechtsaktivistin/!5268408
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jannis Hagmann
       
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