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       # taz.de -- Gastkommentar Bewegung „Aufstehen“: Sozialdemokratischer Aufguss
       
       > Sahra Wagenknechts „Aufstehen“ ist eine Bewegung ohne Bewegte. Inhaltlich
       > bleibt der Aufruf weit hinter den Positionen der Linken stehen.
       
   IMG Bild: Steht für „Aufstehen“: Sahra Wagenknecht, die Fraktionsvorsitzende der Linkspartie beim Bundesparteitag im Juni in Leipzig
       
       „Wir wollen sammeln, nicht spalten“, hat Sahra Wagenknecht in einem
       Interview über ihre neugegründete Sammlungsbewegung „Aufstehen“ gesagt. Mit
       Goethe will man antworten: „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt
       der Glaube.“ Euphorie ist bei vielen Linke-Mitgliedern kaum zu spüren.
       Auch, weil Wagenknecht Anfang des Jahres noch eine neue „linke Volkspartei“
       forderte und trotz aller gegenteiliger Beteuerungen das Gefühl bleibt, dass
       mit „Aufstehen“ eine neue Partei entstehen könnte.
       
       Nahezu im Wochentakt gehen in Deutschland Menschen auf die Straße: für
       bezahlbare Mieten, gegen den Pflegenotstand, für den Kohleausstieg, gegen
       neue Polizeigesetze und den wachsenden Rechtspopulismus und für ein Ende
       des Sterbens im Mittelmeer. Mit all dem hat „Aufstehen“ nichts zu tun. Es
       ist eine „Bewegung“ ohne Bewegte. Ausgetüftelt am Reißbrett im
       Hinterzimmer, vor allem durch ParteipolitikerInnen.
       
       Wohl einzigartig ist, dass man sich auf der Webseite als Unterstützer
       eintragen kann, obwohl es bisher keinen Aufruf gibt. Was man so an Inhalten
       hört, ist allenfalls ein schwacher sozialdemokratischer Aufguss, der weit
       hinter den Positionen der Linken zurückbleibt. Zum Thema Flüchtlingspolitik
       heißt es, man wolle weder die „Ressentiments der AfD“ noch eine
       „grenzenlose Willkommenskultur“. Hier wird rechts und links auf eine Stufe
       gestellt. Inhaltlich reiht sich das in Wagenknechts fortwährende
       Positionierung ein, offene Grenzen seien „weltfremd“.
       
       Angesichts des Rechtsrucks in Deutschland ist dies alles fatal – gerade
       jetzt wäre ein konsequenter Kampf gegen Rassismus so wichtig. Und es führt
       dazu, dass bei „Aufstehen“ auch Menschen zeichnen, die mit vielen
       AfD-Positionen kein Problem haben.
       
       Am Ende bleibt die Sorge, dass Wagenknechts Projekt mehr spaltet, als es
       Gutes bewirkt. Ohne Zweifel muss Die Linke mehr tun, um Menschen, die
       gesellschaftliche Verbesserungen wollen, zu gewinnen. Dafür müssen alle
       Linke-PolitikerInnen eintreten – und zwar gemeinsam.
       
       8 Aug 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Niema Movassat
       
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