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       # taz.de -- Alarmsysteme für Fahrer: Menschen vor Lkws schützen
       
       > Laster haben einen toten Winkel, das führt zu vielen Unfällen.
       > Verkehrsminister Andreas Scheuer wirbt nun für Abbiegeassistenten.
       
   IMG Bild: Dieser Laster hat einen Abbiegeassistenten, der den Radfahrer erkennt und den Fahrer warnt
       
       Lkws, die Radfahrer schonen, konnte man am Dienstag auf dem Hof des
       Verkehrsministeriums in Berlin begutachten. Sie haben sogenannte
       [1][Abbiegeassistenten] an Bord. Damit sich die Geräte möglichst bald
       verbreiten, präsentierte Minister Andreas Scheuer (CSU) eine Vereinbarung
       mit Unternehmen. Bis 2019 will er die Transportfahrzeuge seiner Behörden
       mit den Alarmsystem ausstatten lassen – etwa bei den Wasser- und
       Schifffahrtsdirektionen.
       
       Zur „Aktion Abbiegeassistent“ hatte Scheuer Vertreter der Lkw-Hersteller,
       Spediteure, Prüforganisationen, Experten für Verkehrssicherheit sowie
       Autofahrer- und Radfahrerverbände eingeladen. Wichtigste Frage: Wie lassen
       sich die Fahrzeuge schnell mit den Warnsystemen ausrüsten, die Personen
       bemerken, wenn sie sich im toten Winkel der Lkw-Fahrer aufhalten? 40
       Radfahrer sind dieses Jahr bundesweit schon bei Unfällen mit Lastern ums
       Leben gekommen.
       
       Scheuer überreichte Urkunden an sechs Firmen, die die Alarmsysteme zügig
       einführen wollen – Edeka, Netto, Aldi Nord und Süd, Alba und DB Schenker.
       Zudem kündigte er an, ein Förderprogramm aufzulegen, um weitere Speditionen
       zu ermuntern. Teilnehmern der Veranstaltung zufolge war von Zuschüssen von
       bis zu 80 Prozent der Kosten pro Fahrzeug die Rede.
       
       Angela Kohls von Allgemeinen Deutschen Fahrradclub ([2][ADFC]) begrüßte die
       Fortschritte. Sie wies darauf hin, dass Scheuer Schritte zur
       flächendeckenden Einführung der Warnsysteme auf EU-Ebene bis 2019 erreichen
       wolle. Andererseits wünscht sich der ADFC mehr Aktivitäten. Kohls forderte
       etwa ein Programm, um auch die kommunalen Fuhrparks umzurüsten. Michael
       Müller-Görnert vom ökologisch orientierten Verkehrsclub Deutschland (VCD)
       schlug vor, dass bei öffentlichen Ausschreibungen nur Firmen den Zuschlag
       erhalten sollten, deren Laster Abbiegeassistenten an Bord hätten.
       
       ## Nicht auf EU warten
       
       Dass es gut wäre, die Alarmsysteme in alle Lkws einzubauen, ist Konsens.
       Doch die Sache ist juristisch schwierig: Die Kompetenz für die
       Typengenehmigung der Fahrzeuge liegt zum guten Teil auf EU-Ebene. Fünf oder
       zehn Jahre könnten ins Land gehen, bis alle Fahrzeuge, die in der
       Bundesrepublik unterwegs sind, die Warnsysteme haben.
       
       So lange will Scheuer nicht warten. Kritiker verlangen trotzdem noch
       schnelleres Handeln. So sagte Frank Huster, Geschäftsführer des Deutschen
       Speditions- und Logistikverbands (DSLV): „Wir plädieren dafür,
       Abbiegeassistenten für neue Fahrzeuge verpflichtend vorzuschreiben. Unser
       Verband hält auch einen nationalen Alleingang für möglich, bei dem in
       Deutschland zugelassene Fahrzeuge umgerüstet werden.“
       
       Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer sagte: „Minister Andreas Scheuer
       darf sich nicht hinter irgendwelchen europäischen Lösungen verstecken, die
       noch jahrelang brauchen. Gefragt ist eine nationale und verpflichtende
       Lösung für neue Lkws und für solche, die schon auf der Straße fahren – das
       geht über die Straßenverkehrsordnung.“
       
       11 Jul 2018
       
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