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       # taz.de -- Überhöhte Aluminiumwerte im Wasser: Gülle setzt Alu frei
       
       > Ein Umweltverband entdeckt hohe Aluminiumkonzentrationen im Brunnenwasser
       > in der Lüneburger Heide.
       
   IMG Bild: Gezielte Düngung: Eine Technik, um den Boden nicht weiter zu versauern
       
       HAMBURG taz | Der Umweltverband VSR Gewässerschutz hat in einigen privaten
       Brunnen in der Lüneburger Heide überhöhte Aluminiumwerte festgestellt. Das
       Brunnenwasser sei dort „nur noch eingeschränkt zum Gießen geeignet“, sagt
       dessen Sprecher Harald Gülzow. Auch der Gartenteich könne damit nicht guten
       Gewissens gespeist werden, da schon eine geringe Aluminium-Konzentration
       giftig für Fische sei. „Besonders gefährdet sind Dottersackbrut und
       schlüpfende Fische“, warnt Gülzow.
       
       Der Umweltverband analysiert bundesweit das Wasser in Brunnen und
       Gewässern, um Umweltbelastungen zu erkennen. Die im Heidekreis ermittelten
       Aluminium-Belastungen waren bis zu elfmal höher, als in der
       [1][Trinkwasserverordnung] zugelassen. Der Verein sieht darin das Symptom
       eines größeren Problems, nämlich der Ammoniak-Immissionen, die laut
       Umweltbundesamt zu 95 Prozent von der Landwirtschaft stammen.
       
       Das stechend riechende Ammoniak ist eine Stickstoffverbindung, die
       entsteht, wenn sich die Ausscheidungen von Rindern, Schweinen und Hühnern
       zersetzen. Mit der Gülle gelangt es auf die Felder und ins Grundwasser, das
       dadurch sauer wird. Das saure Wasser wiederum löst das natürlicherweise
       recht häufig vorkommende, aber im Boden gebundene Aluminium.
       
       Der Umweltverband hat eine [2][Übersichtskarte] zur Versauerung
       Niedersachsens erstellt. Demnach ist das Wasser im Westen des Bundeslandes
       besonders sauer. Zum Teil liege das sicher an dem vielen Moorboden dort,
       räumt Gülzow ein. Dort gebe es aber auch besonders viel Massentierhaltung
       mit den entsprechenden Emissionen.
       
       Östlich von Soltau hatte der VSR bisher keine sauren Brunnen ermittelt.
       Umso erstaunlicher sind die hohen Aluminiumkonzentrationen, die der Verein
       in Munster, Breloh und Bispingen fand. Diese Werte weichen stark von denen
       im von den [3][Stadtwerken] gelieferten Trinkwasser ab, das die Grenzwerte
       locker einhält. Die Stadtwerke Munster fördern ihr Wasser allerdings aus
       einem tiefer gelegenen Grundwasserstockwerk.
       
       Die Versauerung im Heidekreis erklärt sich der Umweltverband dadurch, dass
       das Ammoniak mit dem Wind verweht werden kann. Wegen der Schädlichkeit von
       Ammoniak, die auch darin besteht, dass es zur Überdüngung von Böden
       beiträgt, hat sich Deutschland laut dem [4][Umweltbundesamt] international
       zur Begrenzung der Emissionen verpflichtet, hält diese Verpflichtung
       derzeit aber noch nicht ein.
       
       Das Umweltbundesamt weist auf eine Reihe von Möglichkeiten zur
       Emissionsverminderung hin: Abluft reinigen, Lager abdecken, offene Ställe,
       emissionsarmes Ausbringen und generell die „gute landwirtschaftliche
       Praxis“.
       
       Der VSR fordert konkret, dass die Gülle künftig binnen einer Stunde in den
       Boden einzuarbeiten sei. Die bisher geltenden vier Stunden seien zu lang.
       Außerdem müsse bei der Genehmigung von neuen Ställen zur Massentierhaltung
       in Zukunft die Belastung des Grundwassers berücksichtigt werden.
       
       ## Handlungsbedarf beim Ammoniak
       
       Das Landvolk, die Interessenvertretung der Bauern, leugnet nicht, dass es
       beim Ammoniak Handlungsbedarf gibt. „Da passiert ja auch ’ne Menge“,
       versichert Pressesprecherin Gabi von der Brelie.
       
       Die Zahlen des VSR zweifelt das Landvolk allerdings an. „Ich frage mich,
       warum das Vertrauen in die amtliche Überwachung so gering ist, dass man auf
       solche Vereine zurückgreifen muss“, sagt sie. Der niedersächsische
       Landesbetrieb für Wasserwirtschaft (NLWKN) konnte laut NDR „bis auf
       gelegentlich erhöhte Werte an einzelnen Messstellen“ keine Besonderheiten
       im Heidekreis feststellen.
       
       Von der Brelie weist auch darauf hin, dass die Landwirte auf ihre Böden
       achteten. „Die haben einen Blick auf den PH-Wert“, sagt sie. Im Rahmen der
       Düngung kalken sie die Böden regelmäßig und wirken damit der Versauerung
       entgegen, die viele Kulturpflanzen nicht vertragen.
       
       19 Jul 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.dvgw.de/themen/wasser/trinkwasserverordnung/anlage-3/
   DIR [2] https://www.xn--vsr-gewsserschutz-wqb.de/projekte/projekt-versauerung/
   DIR [3] https://ihr-stadtwerk.de/versorgung/wasser/downloads.html
   DIR [4] https://www.umweltbundesamt.de/daten/luft/luftschadstoff-emissionen-in-deutschland/ammoniak-emissionen#textpart-3
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gernot Knödler
       
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