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       # taz.de -- Reaktionen auf Rücktritt aus DFB-Team: Die Türkei feiert Özil
       
       > Social Media und Politik sind sich selten einig. Doch mit Özil hat die
       > türkische Regierung einen Unverdächtigen gefunden, der ihre Thesen
       > stützt.
       
   IMG Bild: Die Deutschen stehen nicht hinter Mesut Özil, Applaus bekommt er jetzt dafür aus der Türkei
       
       Istanbul taz | „Du bist ein echter Mann, Mesut. Bravo Mesut“, schreibt ein
       unbekannter User auf Twitter. Und Sportminister Mehmet Kaspoglu twittert am
       Sonntagabend: „Wir unterstützen von ganzem Herzen die ehrenhafte Haltung,
       die unser Bruder Mesut Özil gezeigt hat“. Die [1][Rücktritterklärung von
       Mesut Özil] aus der Deutschen Nationalmannschaft hat in der Türkei nahezu
       einhellige Unterstützung bekommen. Vom Präsidentensprecher über den
       Sportminister, den Justizminister bis zum ehemaligen Europaminister, zeigt
       sich das offizielle Ankara begeistert. Aber auch in den sozialen Medien
       stellt sich eine überwältigende Mehrheit voll hinter Mesut Özil. „Der
       [2][Rassismus in Deutschland] hat dir gar keine andere Wahl gelassen“
       schreibt da einer – stellvertretend für fast alle.
       
       Die [3][Tweets zu Özil] waren am Sonntagabend der dominierende
       Twitter-Thread, alle wollten Özil Mut zusprechen oder ihn dabei
       unterstützen, den Deutschen endlich mal [4][die Meinung gesagt] zu haben.
       Selten waren sich soziale Medien und offizielle Meinung so einig wie im
       Fall Mesut Özil.
       
       Für Ankara ist [5][der miese Umgang des DFB] und einiger deutscher Medien
       mit Mesut Özil eine Steilvorlage, nicht nur weil der Auslöser der ganzen
       Affäre ein Foto mit Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan war. So schrieb
       der frühere EU-Minister Ömer Celik begeistert: „Mit der Kritik von Mesut
       Özil ist den Deutschen von ganz unerwarteter Seite ein Spiegel vorgehalten
       worden, in dem der Rassismus und die Islamophobie der Gesellschaft
       kenntlich wird“. Mit Özil hat die türkische Regierung einen unverdächtigen
       Prominenten gefunden, der ihre These von der wachsenden Islamophobie, des
       wachsenden Rassismus in Deutschland als Kronzeuge unterstützt. Und zwar
       ohne gleichzeitig auf den Nationalismus und teilweisen Rassismus gegen
       Kurden in der Türkei hingewiesen zu werden.
       
       So schrieb Justizminister Abdulhamid Gül: „Ich gratuliere Mesut Özil für
       das schönste Tor, das er mit dem Verlassen des deutschen Nationalteams
       gegen den Virus des Faschismus geschossen hat“. Der Sprecher des
       Präsidenten, Ibrahim Kalin freute sich darüber, dass Özil nach wie vor zu
       dem Treffen mit Erdogan steht und schrieb dann: „Welch eine traurige
       Angelegenheit für diejenigen, die behaupten, tolerant und multikulturell zu
       sein“.
       
       ## Nur wenige kritisieren Özils Entscheidung
       
       Nur ganz wenige türkische Twitter-Nutzer forderten Özil auf, sich nicht
       benutzen zu lassen. „Lass dich nicht für die Politik instrumentalisieren
       Mesut“, schrieb ein Mann, der sich als Fan von Özil ausgab. Einige weniger
       Kritiker halten Özil auch vor, er habe sich doch bislang nicht für die
       Türkei interessiert, warum er jetzt „angelaufen komme“. „Erst als es mit
       Özil bergab ging, kam er zu uns“.
       
       Doch das sind Einzelmeinungen in einem Chor der Özil Unterstützer.
       
       In den türkischen Zeitungen spielte die Causa Özil heute noch keine große
       Rolle, weil es für viele Print Medien am Sonntagabend bereits zu spät für
       ihre Montagsausgaben war. Lediglich Habertürk, ein Blatt, dass sich in
       anderen Fällen auch schon mal eine etwas abweichende Meinung von der
       Regierung leistete, schrieb in einem Kommentar: „Mesut hat getan was
       richtig ist und ich denke, Deutschland muss sich bei Mesut entschuldigen“.
       
       Auch in Anlehnung an den NSU Prozess schrieb ein anderer Habertürk-Kollege,
       es sei der „rassistische Kopf“ der in Deutschland noch immer im Hintergrund
       agiere, der Mesut Özil zu seiner Rücktrittsentscheidung praktisch gezwungen
       habe.
       
       23 Jul 2018
       
       ## LINKS
       
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   DIR [4] /Kolumne-Press-Schlag/!5523091
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       ## AUTOREN
       
   DIR Jürgen Gottschlich
       
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