URI: 
       # taz.de -- Prügelaffäre in Frankreich: Macron übernimmt Verantwortung
       
       > Bei einem Treffen seiner Partei übernimmt Frankreichs Präsident Emmanuel
       > Macron Verantwortung für die Affäre. Er habe seinem Mitarbeiter
       > schließlich vertraut.
       
   IMG Bild: Der Beschützer und sein Präsident: Alexandre Benalla und Emmanuel Macron
       
       Paris afp | Im Skandal um die [1][Prügelattacke] seines
       Ex-Sicherheitsmitarbeiters hat Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron die
       Verantwortung übernommen – allerdings nicht öffentlich. „Der
       Verantwortliche, der einzig Verantwortliche, bin ich und ich allein“, sagte
       Macron am Dienstag bei einem Treffen mit Abgeordneten seiner Partei La
       République en Marche (LREM). Das Vorgehen seines Ex-Mitarbeiters
       bezeichnete er als „Verrat“.
       
       „Wenn sie nach einem Verantwortlichen suchen, er steht vor Ihnen“, sagte
       Macron laut einem Mitschnitt des Gesprächs, welcher der Nachrichtenagentur
       AFP vorliegt.
       
       „Ich bin derjenige, der Alexandre Benalla vertraut hat“, sagte Macron mit
       Blick auf seinen Ex-Sicherheitsmitarbeiter weiter. Benalla habe ihn im
       Wahlkampf unterstützt, „die Vorfälle vom 1. Mai“ empfinde er aber als „eine
       Enttäuschung oder einen Verrat“, sagte der Präsident. Er versicherte
       zugleich, dass „niemand davor geschützt“ worden sei, mit den Gesetzen des
       Landes konfrontiert zu werden. Öffentlich äußerte sich Macron zunächst
       weiterhin nicht.
       
       Die Zeitung Le Monde hatte [2][vor einigen Tagen ein Video veröffentlicht],
       auf dem zu sehen ist, wie Benalla und der ebenfalls beschuldigte
       Angestellte der Regierungspartei LREM, Vincent Crase, bei der Kundgebung am
       1. Mai Demonstranten heftig angehen und schlagen. Benalla trug dabei einen
       Polizeihelm, obwohl er nicht Polizist ist. Erst nach den Veröffentlichungen
       durch Le Monde nahm die Staatsanwaltschaft Ermittlungen auf. Am Sonntag
       wurde [3][ein Verfahren eingeleitet].
       
       Bei einer von der Benalla-Affäre dominierten Parlamentssitzung versicherte
       Premierminister Edouard Philippe am Dienstag, der Öffentlichkeit sei
       „nichts vorenthalten“ worden.
       
       „Ich verstehe, dass einige Leute sich fragen, ob die Entscheidung
       ausreichend war“, sagte Philippe mit Blick auf den Umgang mit Benalla.
       Dieser war nach dem Vorfall im Mai für zwei Wochen ohne Bezahlung
       suspendiert und in die Verwaltung versetzt worden. Dennoch wurde er
       mehrfach im Sicherheitsumfeld des Präsidenten gesehen. Am Freitag wurde er
       endgültig entlassen. Philippe betonte zudem, bei dem Skandal handele es
       sich nicht um eine „Staatsaffäre“, sondern um einen „individuellen
       Fehltritt“.
       
       ## Keine Beschwerde gegen Prügeler
       
       Macrons Büroleiter Patrick Strzoda sagte bei einer Anhörung unter Eid vor
       der Nationalversammlung, er habe Benallas Suspendierung und Degradierung
       angeordnet. Es habe jedoch keine Beschwerde gegen Benalla gegeben; überdies
       habe eine Untersuchung der Polizeiaufsichtsbehörde keine Unregelmäßigkeiten
       gemeldet. Er habe deshalb keinen Grund gesehen, die Staatsanwaltschaft
       einzuschalten. Er sei der Auffassung gewesen, dass er „auf seiner Ebene
       nicht genügend Elemente“ gehabt habe, die einen solchen Schritt
       „gerechtfertigt“ hätten.
       
       Die Vorsitzende der Polizeiaufsichtsbehörde, Marie-France
       Monéger-Guyomarc'h, sagte ebenfalls am Dienstag aus. Sie erklärte, die
       Polizei habe keinen Grund gehabt, anzunehmen, dass die Person in dem
       Benalla-Video kein Polizist gewesen sei und dass das gewaltsame Vorgehen
       durch einen Polizisten „nicht illegitim“ wäre.
       
       Für Macron ist die Benalla-Affäre die schwerste Krise seit seiner Wahl im
       vergangenen Jahr. Der Fraktionschef der Republikaner, Christian Jacob,
       kündigte einen Misstrauensantrag gegen die Regierung an, räumte aber ein,
       dass ein Misstrauensvotum die Regierung angesichts der starken
       Regierungsmehrheit von Macrons LREM nicht stürzen werde.
       
       ## Sinkende Umfragewerte für den Präsidenten
       
       Für Donnerstag ist eine Anhörung des Generalsekretärs des Elysée-Palastes,
       Alexis Kohler, zu der Affäre im Senat geplant. Politische Gegner Macrons
       forderten auch eine Anhörung des Präsidenten selbst.
       
       Dass sich Macron bislang nicht öffentlich zu dem Fall geäußert hat, scheint
       sich auf seine Umfragewerte auszuwirken: In einer am Dienstag
       veröffentlichten Ipsos-Umfrage äußerten 60 Prozent der Befragten eine
       negative Meinung. In einer Umfrage des Instituts Elabe zeigten sich 80
       Prozent „schockiert“ über den Skandal, 75 Prozent forderten eine Erklärung
       Macrons.
       
       25 Jul 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Macron-Mitarbeiter-schlaegt-Student/!5522801
   DIR [2] https://www.youtube.com/watch?time_continue=134&amp=&amp=&amp=&v=J22m3Y2xd9I
   DIR [3] /Verfahren-nach-Pruegel-Affaere/!5518707
       
       ## TAGS
       
   DIR Prügel
   DIR Security
   DIR Schwerpunkt Emmanuel Macron
   DIR Schwerpunkt Frankreich
   DIR Schwerpunkt Emmanuel Macron
   DIR Schwerpunkt Emmanuel Macron
   DIR Schwerpunkt Emmanuel Macron
   DIR Schwerpunkt Emmanuel Macron
   DIR Lesestück Recherche und Reportage
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Prügel-Affäre in Frankreich: Immer neue Vorfälle
       
       Die Misstrauensanträge in Frankreichs Parlament im Zuge der Affäre um
       Macrons gewalttätigen Mitarbeiter scheitern. Doch es gibt neue Details.
       
   DIR Benalla-Affäre in Frankreich: Der Präsident und sein Bodyguard
       
       Die Geschichte von Alexandre Benalla, dem prügelnden Leibwächter Emmanuel
       Macrons, bewegt Frankreich. Der Präsident verhält sich wie ein Monarch.
       
   DIR Verfahren nach Prügel-Affäre: Macron, der nachsichtige Arbeitgeber
       
       Ein Mitarbeiter von Macron hat einen Demonstranten verprügelt. Auch
       Polizisten müssen sich nun verantworten.
       
   DIR Macron-Mitarbeiter schlägt Student: Gleiches Recht für alle?
       
       Ein Video vom 1. Mai zeigt, wie ein Sicherheitsbeamter des französischen
       Präsidenten einen Demonstranten verprügelt. Gefeuert wird er deswegen
       nicht.
       
   DIR Sozialdemokratie in Frankreich: Die Arroganz der Ohnmacht
       
       Nirgends zeigt sich das Debakel der Sozialdemokratie so drastisch wie in
       Frankreich. Doch statt sich zu erneuern, drischt man meist Phrasen.